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1. FC KölnSchmieds Blackout kostet Struber-Team den Sieg im Rheinderby

Lesezeit 5 Minuten
2Blackout: Joel Schmied (l) geht im eigenen Strafraum mit der Hand an den Ball. Daneben Kölns Dominique Heintz (M) und Düsseldorfs Vincent Vermeij.

Blackout: Joel Schmied (l) geht im eigenen Strafraum mit der Hand an den Ball. Daneben Kölns Dominique Heintz (M) und Düsseldorfs Vincent Vermeij.

Der 1. FC Köln muss sich auch im zweiten Rheinderby der Zweitliga-Saison 2024/25 gegen Fortuna Düsseldorf begnügen. Der Ausgleich der Fortuna fiel wie im Hinspiel kurz vor Schluss.

Joel Schmied saß wie ein Häufchen Elend auf seinem Hosenboden und konnte es selbst nicht fassen. Der 1. FC Köln sah schon wie der sichere Sieger im Rheinderby gegen Fortuna Düsseldorf aus, als der Winterneuzugang vom FC Sion am eigenen Fünfer zum Volleyballer mutierte. Ein Raunen des Entsetzens ging durch das Müngersdorfer Stadion, denn die Geißböcke verschenkten durch den anachließend von Isak Bergmann Johannesson zum 1:1 (0:0) verwandelten Handelfmeter nicht nur zwei Punkte, sondern verpassten es auch, die Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga zurückzuerobern und sich dabei ein kleines Polster auf das breite Verfolgerfeld zu schaffen.

„Wir haben diesen Blackout-Moment und dadurch geht der Gegner mit genauso vielen Punkten hier weg wie wir. Wenn ich mir das Spiel anschaue und die Punkteteilung, steht das in keiner Relation. Das 1:1 tut richtig weh, ist aber, weil es nun mal Fußball ist, am Ende auch so zu akzeptieren“, ärgerte sich FC-Trainer Gerhard Struber und fühlte sich an das ebenso unnötige 2:2 im Hinspiel erinnert, als die Düsseldorfer tief in der Nachspielzeit durch ein Glückstor zum Ausgleich gekommen waren.

Die Ausgangsposition vor dem Derby war für die Kölner ähnlich verlockend wie vor der 0:3-Niederlage in Magdeburg eine Woche zuvor. Die Geißböcke konnten nach den Patzern der Verfolger nicht nur zurück auf Platz eins springen, sondern sich auch ein wenig von der Konkurrenz ab Platz drei absetzen.

Gerhard Struber ersetzte dafür auf der rechten Schiene den gelbgesperrten Jan Thielmann durch Jusuf Gazibegovic und verhalf Winter-Neuzugang Imad Rondic zu seinem Startelfdebüt. Mit der Hoffnung, dass der Bosnier seine Qualitäten im gegnerischen Strafraum zur Geltung bringt.

Unsere Idee war, die Stärken des Gegners vielleicht auch über einen längeren Zeitraum auszuhalten.
Daniel Thioune, Trainer Fortuna Düsseldorf

45 Minuten lang mussten sich die 50.000 Zuschauern in Müngersdorf allerdings erst einmal fragen, ob sich unten auf dem Rasen tatsächlich der Tabellenzweite und Fünfte gegenüberstanden. Die rheinischen Erzrivalen scheuten das Risiko, wobei sich vor allem die Düsseldorfer hervortaten. Das Team von Trainer Daniel Thioune tat nichts für die Offensive. „Unsere Idee war, die Stärken des Gegners vielleicht auch über einen längeren Zeitraum auszuhalten. Ich finde, wir haben die Räume gut zugestellt, hatten mit Ball aber wenig Kontrolle“, erklärte der Gästecoach. Struber nannte die Spielweise des Gegners kurz und knapp „destruktiv“.

Der Gästecoach wählte diesen Ansatz wahrscheinlich auch, weil sich die Kölner Schwächen im Spiel mit Ball mittlerweile in der 2. Liga rumgesprochen haben. Es war auch schnell zu erkennen, dass der FC sich erst einmal um Sicherheit in seinem Passspiel bemühen musste. Weil Leart Pacarada und Jusuf Gazibegovic als gute Beispiele vorangingen, erreichten die Geißböcke dieses Etappenziel und zeigten sich in der Folge spielerisch verbessert.

Gefahr strahlten sie zunächst aber selten aus, denn Sicherheit bedeutete auch, dass die Kölner viel quer- und zurückspielten. Gazibegovic bildete die erste rühmliche Ausnahme, sein Linksschuss aus 18 Metern verfehlte aber das Ziel (4.). Es dauerte bis zur 18. Minute, ehe Linton Maina Florian Kastenmeiner im Fortuna-Tor das erste Mal ernsthaft prüfte.

Florian Kainz sorgt für die verdiente Kölner Führung

Der Düsseldorfer Keeper war auch nach einem verunglückten Abschlag auf dem Posten, als Dejan Ljubicic von rechts aus 16 Metern hoch auf die lange Ecke abgezogen hatte (23.). Trotz 60 Prozent Ballbesitz und elf Flanken sprang für die Hausherren bis zur Pause nur noch ein Fernschuss von Florian Kainz heraus (44.). Vor allem Rondic fand noch nicht die passende Positionierung.

Der 25-Jährige durfte in der zweiten Hälfte noch zehn Minuten ran. Dann kam Damion Downs (56.) und mit ihm mehr Gefahr. Der Joker leitete auch die Führung ein, als er Maina auf links einsetzte. Der Sprinter schüttelte Jamil Siebert locker ab, zog bis zur Grundlinie und fand im Rückraum den einlaufenden Kainz, der gegen Kastenmeiers Laufrichtung mit links ins kurze Eck traf (67.). Für den 32-Jährigen war es der erste Treffer aus dem Feld seit der Saison 2022/23. Das 1:0 war überfällig und hochverdient.

Die Fortuna hatte bis dahin nichts für das Spiel getan, nun mussten sie. Und sie kamen, weil die Kölner sich unverständlicherweise zurückzogen. Timo Hübers musste gegen Dzenan Pejcinovic blocken (74.), dann verlor der Kapitän die Übersicht im Strafraum und Vincent Vermeij hob den Ball über den bis dahin beschäftigungslosen FC-Torwart Marvin Schwäbe auf die Latte (84.).

Foul an Linton Maina vor dem 1:1 wird nicht geahndet

Der FC schwamm, gab die Kontrolle und entscheidende Zweikämpfe vor der Kette ab. Die Fortuna kam daurch zu gefährlichen Halbfeldflanken. Eine dieser Hereingaben von Danny Schmidt wehrte Joel Schmied unglücklich mit der linken Hand ab. Johannesson verwandelte den fälligen Strafstoß (90.), sorgte für das glückliche Remis und den Fakt, dass die Fortuna im Jahr 2025 ungeschlagen und im Rennen um die Aufstiegsplätze bleibt.

Die Kölner hatten vor der Flanke ein klares Foul Valgeir Lunddal an Linton Maina gesehen, das Schiedsrichter Michael Bacher aber auch nach Rücksprache mit Video-Assistent Benjamin Brand durchgehen ließ. FC-Coach Struber regte sich nach Spielende darüber so auf, dass er Gelb sah: „Ich habe ihm Feedback gegeben“, sagte der tief enttäuschte Österreicher.

Die Düsseldorfer wissen selbst nicht, wie sie aus den beiden Spielen gegen uns zwei Punkte geholt haben.

„Das 1:1 ist sehr bitter. Man kann uns vorwerfen, dass wir nach dem 1:0 weniger nach vorne gespielt haben. Wir haben es versäumt, ruhig weiterzuspielen. Die 75 Minuten davor haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht, aber die Führung letzlich nicht über die Runden gebracht“, klagte Torschütze Florian Kainz.

Timo Hübers fühlte sich wie nach dem 2:2 im Hinspiel, als die Fortuna in der Nachspielzeit durch ein Glückstor zum Ausgleich gekommen war: „Die Düsseldorfer wissen selbst nicht, wie sie aus den beiden Spielen gegen uns zwei Punkte geholt haben. Wir waren wie in Düsseldorf die klar bessere Mannschaft.“ Stimmt, aber anstatt sechs sind am Ende nur zwei Punkte für die Geißböcke herausgesprungen.


Statistik:

1. FC Köln: Schwäbe; Hübers, Schmied, Heintz; Gazibegovic (89. Telle), Olesen (46. Waldschmidt), Paqarada, Ljubicic, Kainz; Rondic (56. Downs), Maina. - Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier; Lunddal Fridriksson, Oberdorf, Siebert (75. Hoffmann), Heyer; Haag, Johannesson, Pejcinovic (75. Niemiec), van Brederode (62. Schmidt), Appelkamp (62. Kwarteng); Kownacki (75. Vermeij). – SR.: Bacher (Amerang). – Zuschauer: 50.000. – Tore: 1:0 Kainz (67.), 1:1 Johannesson (90./Handelfmeter). – Gelbe Karten: Pacarada, Struber; Heyer, Kownacki, Siebert, Haag.