Der 1. FC Köln hat sich von der Verpflichtung von Jusuf Gazibegovic viel versprochen. Der 24-Jährige konnte die Erwartungen bislang nicht erfüllen.
1. FC KölnNeuzugang wirkt noch wie ein Fremdkörper
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Wiedersehen auf dem Platz: Eric Martel (l.) kommt, Jusuf Gazibegovic, Denis Huseinbasic gehen.
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Die Trainingseinheit im eiskalten Franz-Kremer-Stadion nähert sich bereits ihrem Ende, als Florian Kainz aus dem Zentrum einen exakt getimten, tiefen Ball auf die rechte Seite absendet. Jusuf Gazibegovic hat den Raum erkannt und mit einem Sprit geöffnet. Der Winter-Neuzugang des 1. FC Köln kann in den Strafraum eindringen, selbst abschließen oder seinen bosnischen Landsmann Imad Rondic in der Sturmmitte suchen. Ein Spielzug, wie Trainer Gerhard Struber ihn sich wünscht.
Gazibegovic bremst den guten Angriff aber aus. Der 24-Jährige stoppt und bewegt sich weg vom Strafraum. Ein paar Sekunden später ist der Ball fast wieder auf seiner Ausgangsposition, die Tiefe ist verloren gegangen, die Gefahr verpufft.
Fünf Champions League-Einsätze für Sturm Graz
Die einfache Szene aus dem Training des Fußball-Zweitligisten am Mittwoch steht exemplarisch für die ersten Wochen von Gazibegovic am Geißbockheim. Der erste Neuzugang der Kölner nach der einjährigen Transfersperre sollte die großen Probleme auf der rechten, defensiven Seite des FC beheben, ist bislang aber eher das nächste Problem.
Nach fünf Champions League-Gruppenspielen für den österreichischen Meister Sturm Graz sucht der Rechtsverteidiger in der 2. Liga nach seiner Normalform. Er wirkt bislang keinesfalls wie die erhoffte Verstärkung, sondern wie ein Fremdkörper.
Gazibegovic stand in den ersten vier Zweitliga-Partien des Jahres 2025 in der Startelf von Gerhard Struber, konnte aber allenfalls beim 1:0-Heimspielsieg gegen Schalke 04 zeitweise überzeugen. Beim Hamburger SV und gegen Elversberg sah er jeweils Gelb und saß jeweils nach einer Stunde wieder auf der Bank.
In Magdeburg nicht mehr in der Startelf
Im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Bayer 04 Leverkusen wurde „Gazi“ erst in der Verlängerung eingewechselt, beim 0:3 in Magdeburg am vergangenen Wochenende saß er auch in der Liga erstmals zu Beginn draußen. Nach seiner Einwechslung sah er beim vorentscheidenden 0:2 nicht wie ein Spieler aus, der Erfahrungen, in der Champions League gesammelt hat und in 117 Pflichtspieleinsätzen für Graz sieben Tore erzielt und 13 Vorlagen gegeben hat.
Eine Entwicklung, die sich die Kölner genau andersherum vorgestellt hatten. In Leverkusen und Magdeburg spielte wieder Jan Thielmann auf der rechten Schiene vor der Dreierkette. Eigentlich sollte das FC-Eigengewächs diese Position nach der Verpflichtung von Gazibegovic nur noch als Aushilfe bekleiden und seine Stärken in der Offensive wieder zur Geltung bringen.
Thielmann machte seine Sache in beiden Partien sogar besser als Gazibegovic. Struber wechselte den U21-Nationalspieler in Magdeburg nur aus, weil er Gelb gesehen hatte und der Trainer keinen Platzverweis riskieren wollte. Eine Gelbe Karte, die Folgen hatte, denn es war die Fünfte. Thielmann fehlt also am Sonntag (13.30 Uhr)/Sky) im rheinischen Derby gegen Fortuna Düsseldorf. Was auch bedeutet, dass Jusuf Gazibegovic die Möglichkeit bekommt, endlich zu zeigen, zu welchen Leistungen er imstande ist und warum ihn der 1. FC Köln als Hoffnungsträger und Führungsspieler verpflichtet hat.
Kann Gazibegovic nur Viererkette?
Die sportliche Leitung der Geißböcke fragt sich längst, warum Gazibegovic soweit unter Form agiert und vor allem seine emotionale Spielweise noch überhaupt nicht in Szene setzen konnte. Ein Grund könnte sein, dass der in Salzburg geborene Bosnier bei Sturm Graz in einer Viererkette rechts hinten gespielt hat und ihm die Rolle als Schienenspieler vor einer Dreierkette weniger behagt.
Wobei Gazibegovic bei seiner Vorstellrunde im Winter-Trainingslager der Kölner im spanischen Estepona selbst zum Besten gegeben hat, dass er auf vielen Positionen flexibel einsetzbar ist. Ein Spieler mit seinen Ansprüchen und seinen Erfahrungen sollte in der Lage sein, in der 2. Fußball-Bundesliga die Position eines Schienenspielers auszufüllen. Zumal der im März 25 Jahre alt werdende Gazibegovic auf dieser Position seine offensiven Stärken ausspielen kann — wenn er nicht abbricht wie am Mittwoch im Franz-Kremer-Stadion.