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1. FC KölnWie Max Finkgräfe gegen Ulm leiden musste

Lesezeit 4 Minuten
Kölns Max Finkgräfe (links) im Duell mit dem Ulmer Romario Rösch.

Kölns Max Finkgräfe (links) im Duell mit dem Ulmer Romario Rösch.

Der 1. FC Köln ist auf der Suche nach einer Lösung für die Positionen des Rechtsverteidigers. Das Experiment mit Max Finkgräfe ging im ersten Versuch schief.

Max Finkgräfe hatte sich das alles sicher ganz anders vorgestellt. Der 20-Jährige war heiß auf sein Comeback beim 1. FC Köln und hatte seit zwei Wochen im Training mit den Hufen gescharrt. Musste er doch nach seiner Knieverletzung aus der Vorbereitung lange pausieren und wollte nun zeigen, dass er an seine besonderen Leistungen aus der vergangenen Saison anknüpfen kann. Finkgräfe gehörte in der Abstiegssaison zu den wenigen Lichtblicken im FC-Kader und erkämpfte sich als Linksverteidiger einen Stammplatz.

Am achten Spieltag der Saison 2024/25 der 2. Fußball-Bundesliga war es dann so weit. Finkgräfe stand erstmals wieder auf dem Platz und gleich in der Startelf. Allerdings auf ungewohnter Position. Weil Leart Pacarada (29) sich in Abwesenheit seines jungen Konkurrenten zum unumstrittenen Stamm-Linksverteidiger aufgeschwungen hatte, kam Finkgräfe als Rechtsverteidiger zum Einsatz und erlebte gegen Ulm einen Tag zum Vergessen.

Die Zuschauer im Rheinenergiestadion rieben sich schon nach 14 Minuten verwundert die Augen, als Finkgräfe sich einen Stellungsfehler gegen Romario Rösch leistete und dem Ulmer Linksaußen anschließend nicht annähernd folgen konnte, obwohl er zu den schnellsten Spielern im Kölner Kader zählt. Nach 34 Minuten sah das FC-Talent dann nach einem unnötigen Foul gegen Rösch die Gelbe Karte und hatte eine Minute später großes Glück, dass Schiedsrichter Patrick Alt ihn nach dem nächsten Vergehen gegen Dennis Chessa nicht vorzeitig in die Kabine schickte.

FC-Trainer Gerhard Struber entschied sich trotz dieser Szene, Finkgräfe noch bis zur Halbzeit weiter spielen zu lassen. Eine riskante Wahl, denn der neue Kölner Rechtsverteidiger war nach seinen Aussetzern sichtlich verunsichert und hatte fortan mit sich und den Ulmern zu kämpfen, die jeden Angriff über die linke Seite initiierten. Zur zweiten Halbzeit blieb Finkgräfe dann in der Kabine. Für ihn kam Dominique Heintz, der in die Innenverteidigung rückte. Julian Pauli ging dafür nach rechts hinten.

Wenn wir die ersten acht Spieltage dieser Saison betrachten, ist Julian ein absoluter Gewinner.
Christian Keller, Geschäftsführer 1. FC Köln

Der 19-jährige Pauli löste auch diese für ihn ungewohnte Aufgabe souverän. „Es ist nicht seine Position. Das konnte man in den Momenten mit Ball erkennen, wenn Julian höher agieren musste. Dafür, dass es noch nie gespielt hat, war das aber sehr, sehr ordentlich. Wenn wir die ersten acht Spieltage dieser Saison betrachten, ist Julian ein absoluter Gewinner.“

FC-Sportchef Christian Keller lobte den einen Youngster und nahm den anderen in Schutz: „Max war drei Monate raus und hat seitdem kein Spiel bestritten. Jeder, der mal gespielt hat, weiß: Du kannst trainieren und belasten, wie du willst. Wenn du das erste Mal spielst, geht dir nach den ersten drei Sprints die Pumpe. Dann hoffst du nur noch, keinen Ball mehr zu bekommen, um nicht komplett in den roten Bereich zu kommen.“ Zudem könne Finkgräfe als Linksfuß seine Stärken hinten rechts nur bedingt einsetzen.

„Max wird kommen. Der Stresstest gegen Ulm war wichtig für ihn. Er ist klug und reflektiert genug, dass er dieses Spiel einschätzen kann. Er kann einen deutlich besseren Rechtsverteidiger spielen.“ Dieser Meinung sind auch Finkgräfes Mitspieler. „Dass er Gelb-rot-gefährdet war, hat ihn in seinen Aktionen gebremst. Wir wissen aber, was wir an ihm haben“, sagte Eric Martel. Timo Hübers sieht es ähnlich: „Max ist ein Superjunge, der unserem Spiel richtig viel geben kann. Er ist erst 20 und hat ein Riesenpotenzial. Ich freue mich, dass er zurück ist“, sagte der FC-Kapitän.

Max wird für uns ein wichtiger Part in diesem Meisterschafts-Marathon sein.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

Ob Finkgräfe hinten rechts für das nächste Spiel am 18. Oktober in Darmstadt erste Option bleibt, entscheidet Trainer Gerhard Struber. Der Österreicher verordnete Jan Thielmann gegen Ulm ebenso eine Denkpause wie Rasmus Carstensen. Der Däne stand am Samstag nicht einmal im Kader. „Beide können Rechtsverteidiger spielen und haben es auch schon gezeigt. Manchmal tut eine Pause gut, wenn man zu viel über sein Spiel nachdenkt“, erklärte Christian Keller.

„Für Max ist es natürlich eine Herausforderung, auf einer Seite zu spielen, auf der er nicht über so viel Erfahrung verfügt. Er hat im Training gezeigt, dass er es aufgrund seiner Dynamik und seines Spielverständnisses gut hinkriegen kann. Das müssen wir weiter. Er wird ein wichtiger Part für uns in diesem Meisterschaftsmarathon sein“, blieb Gerhard Struber auch bei der viel diskutierten Position des Rechtsverteidigers sehr entspannt.