Der 1. FC Köln fährt als Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga am Freitag zum Tabellenvierten 1. FC Magdeburg.
1. FC KölnFC-Trainer Gerhard Struber deutet eine Systemumstellung an

Eins-zu-Eins-Ersatz für Eric Martel: Mathias Olesen (r.) soll in Magdeburg beim 1. FC Köln auf der Sechs spielen.
Copyright: Herbert Bucco
Gerhard Struber hatte eine Viertelstunde Verspätung. Eine Besprechung hatte den Trainer des 1. FC Köln am Mittwoch darin gehindert, pünktlich auf der Pressekonferenz vor dem nächsten Spiel in der 2. Fußball-Bundesliga am Freitag (18.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Magdeburg zu erscheinen. Es muss schon etwas Wichtiges gewesen sein, denn unpünktlich war der Österreicher, seitdem er am Geißbockheim ist, noch nie.
Struber entschuldigte sich höflich und wirkte alles andere als gestresst. Ob die Entspannung bei dem 48-Jährigen an er Besprechung lag, blieb im Ungewissen. Der trainingsfreie Dienstag hatte aber sichtlich zu guten Laune beim Kölner Trainer beigetragen. „Wen es interessiert, ich war laufen. Und wenn man sich als Freizeitbeschäftigung am Abend ManCity gegen Real ansehen kann, ist das ein Hochgenuss.“
Struber räumte aber ein, dass es für einen Trainer des 1. FC Köln eigentlich keine freien Tage gibt. Also zog er sich vor der Champions League noch das Video vom jüngsten Spiel des nächsten Gegners rein und sah das spektakuläre 3:4 der Magdeburger gegen den 1. FC Nürnberg. Er sah eine 3:1-Führung der Nürnberger, die Magdeburg ausglich, um am Ende noch zu verlieren.
Magdeburg ist in dieser Saison noch ohne Heimsieg
Es war das zehnte sieglose Heimspiel des Teams von Trainer Christian Titz in dieser Saison. Absolut kurios, denn die offensivstarken Magdeburger liegen mit nur fünf Punkten Rückstand auf den FC auf Rang vier und stellen das mit Abstand beste Auswärtsteam der Liga. „Von den Daten her gibt es bei ihnen keine großen Unterschiede zwischen Heim- und Auswärtsspielen. Vielleicht ist es eine psychologische Sache. Magdeburg steht nicht zufällig da oben. Das ist eine Mannschaft mit Qualität“, zeigte der FC-Coach Respekt.
Wahrscheinlich spukte ihm bei diesen Worten das Hinspiel im Kopf herum. Eine Partie, die die Kölner sprachlos zurückgelassen hatte. Trotz 33 eigenen Torschüssen und einer gewaltigen Überlegenheit stand am Ende eine 1:2-Heimniederlage auf der Anzeigetafel. Vergessen hat Struber diese Ungerechtigkeit des Fußballs nicht: „Das hat uns richtig weh getan und dafür wollen wir uns revanchieren.“
Wir haben den freien Tag, alle sehr genossen und sind mal auf andere Gedanken gekommen.
Damit dies auch gelingt, mussten die Kölner nach den strapaziösen Tagen mit dem Pokal-Viertelfinale inklusive Verlängerung in Leverkusen und dem 1:0-Heimsieg gegen Schalke 04 erstmal wieder die Akkus aufladen. „Wir haben den freien Tag alle sehr genossen und sind mal auf andere Gedanken gekommen“, berichtete Struber, der schon am Donnerstagmittag mit seinem Team nach Magdeburg aufbricht.
Neben den Langzeitverletzten und dem am Mittwoch erkrankten Newcomer Neo Telle wird auch Eric Martel nicht dabei sein. Der omnipräsente Sechser fällt mit einer Muskelverletzung wohl bis zur Länderspielpause im März aus. „Verletzungen tun immer weh. Eric hat zuletzt einen großen Beitrag geleistet“, lobte Struber den 22-Jährigen.
Mathias Olesen ersetzt Eric Martel auf der Sechs
Bange machen kommt für den Trainer trotz des Ausfalls einer seiner wichtigsten Akteure aber nicht in Frage: „Wir fangen das im Kollektiv auf. Mathias Olesen ist ein Eins-zu-Eins-Ersatz und wir werden auch einiges mit unseren Innenverteidigern kompensieren müssen.“ Olesen hatte bereits gegen Schalke von Beginn an auf der Sechs gespielt, weil Martel aufgrund der Gelbsperre von Timo Hübers in die Dreierkette rücken musste.
Kapitän Hübers ist in Magdeburg wieder mit von der Partie. Es könnte gut sein, dass er diesmal zusammen mit Dominque Heintz im Zentrum einer Viererkette aufläuft. Auch, weil mit Julian Pauli, Luca Kilian und Telle drei Innenverteidiger ausfallen: „Es ist nicht in Stein gemeißelt, dass wir mit Dreierkette spielen. Wir haben es gegen Magdeburg im Hinspiel mit der Viererkette richtig gut gemacht, obwohl das Ergebnis nicht gestimmt hat. Ich denke, dass wir aufgrund unserer Personalsituation vorbereitet sein müssen, in diese Richtung zu denken und alles offen zu lassen“, deutete Struber eine Systemumstellung an.
Am Freitag haben wir die Chance, uns weiter abzusetzen und die Konkurrenz in Zugzwang zu bringen.
Klar ist hingegen, dass die „Kölner Festung“ (nur fünf Gegentore in den jüngsten elf Spielen) in den kommenden drei Spielen gegen Magdeburg, Düsseldorf und Karlsruhe einen gewaltigen Schritt Richtung Wiederaufstieg gehen kann. Der FC hat sich als Tabellenführer einer ausgeglichenen 2. Liga etwas von Platz vier absetzen können und kann diese Position nun gegen die direkte Konkurrenz ausbauen.
„Wir sehen, wie eng die Tabelle ist. Am Freitag haben wir die Chance, drei Punkte zu holen, uns weiter abzusetzen und die Konkurrenz in Zugzwang zu bringen“, beschrieb Lizenzspieler-Leiter Thomas Kessler die verlockende Ausgangsposition. Damit es so kommt, muss Magdeburg in dieser Saison ohne Heimsieg bleiben. Auch, wenn es für alles ein erstes Mal gibt — wie einen verspäteten Gerhard Struber.