Der Vertrag von Christian Keller läuft in drei Monaten aus. Der Vorstand will offenbar mit dem umstrittenen Sportchef verlängern. Doch nun sorgt eine Indiskretion für Wirbel.
1. FC KölnAnzeichen für interne Widerstände gegen neuen Vertrag für Sportchef Christian Keller
Der 1. FC Köln führt wie jedes große Unternehmen regelmäßig eine Mitarbeiter-Befragung in seinen unterschiedlichen Abteilungen durch. Die Geschäftsführung möchte herein horchen in die Belegschaft, ein Feedback erfragen und erfahren, wie zufrieden oder unzufrieden die Mitarbeiter sind. Ende des Jahres 2024 läuft diese Befragung nun wieder an und die erste Abteilung ist die von Geschäftsführer Christian Keller, zu dessen Verantwortungsbereich der Sport und die Kommunikation gehören. Es wäre höchst interessant zu erfahren, wie das Ergebnis dieser anonymisiert angelegten Befragung ausfällt, also wie die betroffenen FC-Mitarbeiter die Führung von Keller und danach auch der beiden anderen Geschäftsführer Philipp Türoff (kaufmännisch) und Markus Rejek (Marketing und Vertrieb) beurteilen. Die Antworten und die Auswertungen werden aber natürlich intern bleiben, weil das so üblich und auch richtig ist.
1. FC Köln: Christian Keller unter großem Druck
Es darf aber spekuliert werden, dass an der ein oder anderen Stelle in der FC-Welt Unzufriedenheit herrscht und die Hebel angesetzt werden müssen. Und es ist zu vermuten, dass die Kritik auch Christian Keller treffen wird, denn der FC-Sportchef steht nach dem CAS-Urteil und dem mit seiner rigiden Sparpolitik in Zusammenhang gebrachten siebten Bundesliga-Abstieg der Kölner nicht nur öffentlich massiv unter Druck, sondern wird wohl auch intern infrage gestellt. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass nun aus dem inneren FC-Zirkel eine Information an die „Sport Bild“ durchgesteckt wurde, die sich mit der Laufzeit von Kellers Vertrag beschäftigt.
Dem Bericht zufolge endet der wohl 2023 vorzeitig verlängerte Vertrag des Geschäftsführers am 28. Februar 2025, also in etwas mehr als drei Monaten. Eine Meldung, die sich mit Informationen dieser Zeitung deckt und die als gezielte Indiskretion kurz vor Ablauf der Registrierungssperre und dem Beginn der Wintertransferphase am 1. Januar 2025 für reichlich Wirbel sorgt und auch sorgen sollte. Denn der für seine bisherigen Transfers vielfach gescholtene Keller zeichnet sich im Winter für die dringend notwendigen Neuverpflichtungen verantwortlich. Ein kurze Zeit später endender Vertrag würde so gar nicht zu einer solchen Verantwortung passen.
1. FC Köln: Mitgliederrat will Trio wohl nicht zur Wiederwahl vorschlagen
Die Vermutung liegt also nahe, dass der auf der jüngsten Mitgliederversammlung nicht entlastete Vorstand des 1. FC Köln die Zusammenarbeit mit Christian Keller verlängern möchte. Der „Express“ vermeldete kürzlich, dass diese Verlängerung schon vereinbarte Sache ist und Kellers neues Arbeitspapier bis 2027 laufen soll. Ein Zeitpunkt, der weit jenseits der Vorstandswahlen im Herbst 2025 liegt. Ein Termin, nach dem der FC von einem neuen Vorstand geführt werden könnte. Zumindest gilt es als sicher, dass der neu gewählte Mitgliederrat das Trio mit Präsident Werner Wolf sowie den Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Carsten Wettich nicht zur Wiederwahl vorschlagen wird und dem amtierenden Trio nur eine Kampfabstimmung bleibt, um das Vorstandsamt für drei weitere Jahre ausüben zu können.
Es wäre schon grob fahrlässig, wenn der Vorstand einem Sport-Geschäftsführer die erste Transferphase nach Ablauf der Sperre überlässt, dessen Vertrag zwei Monate später endet und dem sie trotz des anhaltenden sportlichen Misserfolgs mehrfach das Vertrauen ausgesprochen hat. Zuletzt am Mittwochabend, nachdem die „Sport Bild“ die Laufzeit von Kellers Vertrag öffentlich gemacht hat. Das Präsidium nahm in seiner allmonatlichen „Vorstandspost“ Stellung zur neuerlichen sportlichen Krise in der 2. Fußball-Bundesliga nach den Niederlagen in Darmstadt und gegen Paderborn: „Christian Keller hat die Situation in seiner Funktion als Geschäftsführer Sport klar und objektiv analysiert. Cheftrainer Gerhard Struber hat die Herausforderung der neuen Situation angenommen, neue Lösungen für mehr Stabilität gesucht und gefunden. Die Schlüsse, die alle sportlich Verantwortlichen gemeinsam gezogen haben, waren für uns abermals eine Bestärkung in unserer Überzeugung, die richtigen Personen an den richtigen Positionen zu haben.“
Eine Aussage, die keinen anderen Schluss zulässt, als dass der Vorstand die Zusammenarbeit mit Keller über den 28. Februar 2025 hinaus fortsetzen wird. Bleibt die Frage, warum die FC-Verantwortlichen sich zu diesem Thema nicht weiter öffentlich äußern wollen. Auf eine entsprechende Anfrage der Rundschau antwortete der Vorstand wie folgt: „Es gibt keine heimlichen Vertragsverlängerungen. Satzungsgemäß entscheidet der Vorstand mit Zustimmung des Gemeinsamen Ausschusses über die Einstellung von Geschäftsführern sowie den Abschluss bzw. die Verlängerung ihrer Anstellungsverträge.“
Eine Antwort, die den Schluss nahe legt, dass zwischen dem FC und Christian Keller zwar ein neuer Vertrag wohl schon ausgehandelt ist, aber entweder noch nicht durch den Gemeinsamen Ausschuss (GA) gegangen oder in diesem siebenköpfigen Gremium auf Widerstand gestoßen ist. Neben den drei FC-Vorständen sitzen die Mitgliederräte Stacy Krott und Fabian Schwab, Lionel Souque als Vorsitzender des Aufsichtsrats und Klaus Behrenbeck als Vorsitzender des Beirats im GA.