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1:0-Sieg in Münster1. FC Köln besteht den Charaktertest

Lesezeit 4 Minuten
Denis Huseinbasic, Julian Pauli 1. FC Koeln, Luca Waldschmidt, Eric Martel und Dominique Heintz (v.l.) jubeln nach dem 1:0-Erfolg bei Preußen Münster.

Denis Huseinbasic, Julian Pauli 1. FC Koeln, Luca Waldschmidt, Eric Martel und Dominique Heintz (v.l.) jubeln nach dem 1:0-Erfolg bei Preußen Münster.

Der 1. FC Köln hat sich mit dem 1:0-Sieg bei Preußen Münster bewiesen, dass er in der 2. Fußball-Bundesliga bereit ist, auch leiden zu können.

Marvin Schwäbe hielt bis zum Schluss durch. Als der 1:0-Auswärtssieg des 1. FC Köln bei Preußen Münster längst amtlich war, stoppte der Torwart auf dem Weg zum Mannschaftsbus noch einmal an, um geduldig Autogramme für ein paar jugendliche Fans zu schreiben. Es regnete immer noch und der Wind hatte auch kaum nachgelassen an diesem nasskalten und ungastlichen Novemberabend im in die Jahre gekommenen Preußen-Stadion. Schwäbe schüttelte das Wetter noch einmal kurz aus den Kleidern und dann war die Arbeit an diesem Abend tatsächlich erledigt.

FC stellt neuen Vereinsrekord auf

Der Kölner Keeper hatte zuvor mehr als 90 Minuten tapfer ausgehalten. Wirklich in Bewegung war der 28-Jährige nämlich nicht gekommen. Er musste nur einen nicht allzu gefährlichen Kopfball von Joshua Mees abwehren. (64.) Schwäbe ist damit seit 360 Pflichtspielminuten ohne Gegentreffer. Exakt die Anzahl von Minuten, die er in dieser Saison auch gespielt hat.

Vier Pflichtspiele in Serie ohne Gegentor hat es in der Vereinsgeschichte des FC übrigens noch nie gegeben. Wie schon bei den 1:0-Siegen in Berlin und gegen Fürth ließ der FC in Münster so gut wie nichts zu, stand mit seiner Dreierkette sehr stabil und nahm spätestens nach dem Siegtreffer von Tim Lemperle (51.) auch die schwierigen, äußeren Bedingungen an.

Wir haben den Kampf echt gut angenommen.
Eric Martel, in Münster Kapitän des 1. FC Köln

„Wir wussten, was auf uns zukommt, dass das hier mit dem Wetter und den Platzverhältnissen ein ekelhaftes Spiel wird. Wir haben den Kampf echt gut angenommen“, war Eric Martel stolz auf das Kölner Team. Der U21-Nationalspieler war wieder einmal vorangegangen, nachdem er den angeschlagenen Timo Hübers (Gehirnerschütterung) ab der 24. Minute nicht nur als Abwehrchef sondern auch als Kapitän 1a vertrat.

„Das Wichtigste ist, dass wir Punkte holen und das haben wir gemacht“, fuhr Martel fort und beschrieb den Prozess, den er und seine Teamkollegen durchlaufen sind: „Manchmal gibt es Situationen, in denen man strauchelt. Dann musst du schauen, da als Mannschaft wieder rauszukommen. Das haben wir geschafft“, erinnerte er an die Tage nach den Niederlagen gegen Darmstadt (1:5) und Paderborn (1:2). „Ergebnisse geben Punkte. Nur so können wir nach oben wandern.“

FC ist zurück im Kreis der Aufstiegskandidaten

Neun Punkte sind es aus den jüngsten drei Partien geworden. Das Team von Trainer Gerhard Struber ist nach 13 Spieltagen der Saison 2024/25 der 2. Fußball-Bundesliga zurück im Kreis der Aufstiegskandidaten. Vor dem Verfolgerduell am kommenden Samstag gegen Hannover 96 beträgt der Rückstand auf Platz eins nur noch drei Punkte. „Ich werde jetzt mal wieder öfter auf die Tabelle schauen“, sagte Eric Martel und hatte Spaß am Ergebnisse-Comeback der Geißböcke.

Der Kölner Auftritt in Münster war erneut kein fußballerischer Leckerbissen, doch genau in diesen Spielen zeigt sich mannschaftlicher Zusammenhalt und die Bereitschaft leiden zu können. So genügte das sechste Saisontor von Lemperle bei der einzigen klaren Chance des FC, weil die Kölner Minimalisten nach 20 Gegentreffern in den ersten zehn Saisonspielen inzwischen gelernt haben zu verteidigen und beim Lattentreffer von Jano ter Horst (46.) auch das nötige Glück hatten.

Wir sind sehr effizient, machen aus wenig viel und sind im richtigen Moment da.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

FC-Trainer Gerhard Struber nahm dies alles zur Kenntnis und weiß nur zu gut, dass weiter viel Arbeit vor ihm und seiner Mannschaft liegen: „Wir sind inzwischen mehr ausbalanciert, kreieren selbst weniger Chancen, aber lassen auch weniger zu. Wir sind sehr effizient, machen aus wenig viel und sind im richtigen Moment da“, zeigte der Österreicher den Unterschied zu den Spielen auf, in denen der FC attraktiven Offensivfußball darbot, am Ende aber ohne den gewünschten Ertrag dastand. „Die Stabilität gibt der Mannschaft ein gutes Gefühl, auf diese Art und Weise gemeinsam Spiele zu gewinnen“, sagte Struber.

Der 47-Jährige lässt trotz der Serie von vier Pflichtspielsiegen aber nicht locker, die neue Systematik weiterzuentwickeln. „Wir wollen in unserem Positionsspiel Schritt für Schritt besser und klarer werden. Es ist eine neue Statik und die Abläufe müssen sich weiter einschleifen.“

Nach 13 Spieltagen auf Platz fünf

Was nicht immer so ganz einfach ist, mit den zahlreichen Abstellungen von Nationalspielern. In der zurückliegenden Länderspielpause fehlten Struber neun Spieler im Training: „Es braucht viel gemeinsames Training, um mehr Rhythmus und die Disziplin zu bekommen, wie die Positionierung wirkt, wenn man einmal sauber drinsteht. Die zweite Halbzeit in Münster hat es unter Beweis gestellt. Je besser wir in den Positionen abgestimmt sind, desto kontrollierter ist unser Ballbesitz und desto besser unser Gegenpressing und unsere Umschalter“, erklärte Struber.

Er wies dann noch darauf hin, dass gut Ding auch im Fußball manchmal Weile benötigt: „Wir sind mit dieser Systematik ein Stück weit noch am Anfang.“ Wie in der Tabelle, die den FC aktuell als Fünften ausweist. Nach 34 Spieltagen soll es einer der ersten beiden Plätze sein, die nach dem 1:0 in Münster nur noch zwei, beziehungsweise drei Zähler entfernt sind.