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1. FC KölnMutloser Auftritt verheißt nichts Gutes

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Auf Trainer Markus Gisdol (Mitte) und die FC-Profis wartet viel Arbeit.

  1. Der 1. FC Köln verliert gegen RB Leipzig und spielt zu langsam und ideenlos.
  2. Horst Heldt sieht mutlosen Auftritt und zieht erste Schlüsse.
  3. Leipzigs Timo Werner kommt zu seinem 75. Tor im 200. Bundesligaspiel.

Leipzig – Die Erkenntnis des neuen Sportchefs war ernüchternd, entsprach aber dem Spielgeschehen. „Hier war für uns nicht der Moment für Wunder. Es hätte noch schlimmer kommen können“, stellte Horst Heldt nach dem Kölner 1:4 in Leipzig fest. Und beim Blick nach vorne sprach Trainer Markus Gisdol die bittere Wahrheit aus: „Es liegt noch ein weiter, steiniger Weg vor uns.“

Beton an Füßen, statt in der Abwehrmauer

Der nahm seinen Anfang bei den Roten Bullen mit einer verstärkten Defensive: Vor der hinteren Viererkette sollte ein stark rückwärtsorientiertes Trio (Skhiri, Verstraete, Höger) Beton für eine zweite Abwehrmauer anrühren. Doch das Bindemittel haftete mehr an den Kölnern selbst, als dass es die Gegner in ihrem Vorwärtsdrang eindämmte.

„An unseren Füßen war noch zu viel Beton“, meinte Horst Heldt hinsichtlich der zu langsamen Spielweise. Zu kurz war die Vorbereitung gewesen, um den FC-Profis durch den Trainerwechsel Flügel zu verleihen. Zudem fehlten Ideen. Jonas Hector nannte es „strukturlos“, Rafael Czichos analysierte, dass man nach vorne zu ungenau und in den Zweikämpfen zu lieb gewesen sei.

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Kapitän erwies der Truppe einen Bärendienst

Garniert mit haarsträubenden individuellen Fehlern ergab das ein unstabiles Gebilde. Dessen Zusammenbruch setzte in der 22. Minute an. Ausgerechnet der Kapitän ließ sich auf ein unnötiges Duell ein, verlor es und leitete so das 0:1 durch Timo Werner ein. „Das war ein Nackenschlag. Ich habe der Truppe einen Bärendienst erwiesen“, gestand Jonas Hector. Für seinen Leipziger Nationalmannschaftskollegen aber war es perfekt. Schließlich kam er so wie gewünscht in seinem 200. Bundesligaspiel zu seinem 75. Treffer.

Nach einem Desaster für die Kölner sah es aus, als während der nächsten Viertelstunde Emil Forsberg per Elfmeter nach einem unnötigen Foulspiel von Kingsley Ehizibue und Konrad Laimer auf 3:0 erhöhten. Rafael Czichos setzte dem nach einer Ecke per Kopf das 1:3 (39.) entgegen. Erneut Forsberg (79.) mit einem brillant verwandelten Freistoß über die Mauer setzte den Schlusspunkt.

Kölner Mittelfeld ist eine einzige Baustelle

„Das war nicht unsere Kragenweite“, stellte Horst Heldt fest, um sich dann in Galgenhumor zu flüchten: „Klar wäre mir Sülz lieber gewesen als Leipzig. Aber die spielen ja nicht in der Ersten Liga.“ So musste der Sportchef vom Spielfeldrand dem mutlosen Treiben seiner neuen Truppe zuschauen. Es seien nicht die schönsten Erkenntnisse, aber hilfreiche gewesen, die er gesammelt habe. Der 49-Jährige hielt sie jedoch für sich, weil er sie erst intern und nicht in der Öffentlichkeit besprechen wolle.

Zu übersehen waren die größten Baustellen allerdings nicht. So fehlt im Mittelfeld die Abstimmung, wird ungeordnet verteidigt und findet kein durchdachtes Aufbauspiel statt. Kingsley Ehizibue verteidigt schwach, und Jonas Hector ist zentral hilfreicher als hinten links. Zudem ist ein Mittelstürmer ohne Unterstützung nur bedauernswert, keinesfalls jedoch torgefährlich. Über allem liegt schließlich noch eine große Mutlosigkeit. Da wartet eine Menge Aufbauarbeit auf die neue Sportliche Leitung.

Spieler hoffen, den Glauben wiederzufinden

Zumal die Zeit für tiefgreifende Veränderungen fehlt. Bereits die nächsten beiden Begegnungen am Samstag gegen Augsburg und am folgenden Wochenende bei Mitaufsteiger Union Berlin gehören zu jener Kategorie von Spielen, die man eigentlich nicht verlieren darf. Man müsse jetzt nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf die Konkurrenz schauen, erklärte Horst Heldt. Vor allem aber müsse man eines: „Schleunigst punkten.“

Um das zu realisieren, benötigen die FC-Profis Vertrauen zur eigenen Leistungsfähigkeit. Man müsse das Leipziger Spiel aufarbeiten, „daran glauben, dass wir es schaffen, werden gegen Augsburg ein anderes Gesicht zeigen und müsse dabei die Fans hinter uns bekommen“, gab Rafael Czichos, zusammen mit seinem Nebenmann Sebastiaan Bornauw der Beste auf dem Platz, die Richtung vor.