Analyse zum DerbyHeldt hat nur ein Wort für aufkommende Trainerfrage um Gisdol
Köln – Horst Heldt hatte es nach dem 1:3 im Derby gegen Borussia Mönchengladbach kommen sehen. „Nein.“ Der Sportchef des 1. FC Köln versuchte es erst einmal mit der knappsten aller Antworten, als ihm die Frage nach einer drohenden Diskussion um Trainer Markus Gisdol gestellt wurde. Journalisten können aber hartnäckig sein, wenn eine Mannschaft 13 Mal in Folge nicht gewonnen hat und mit null Punkten aus den ersten drei Spielen in eine neue Saison gestartet ist.
Also probierte Heldt es ein zweites Mal mit einem „Nein“. Weil aber auch dieser Versuch erfolglos blieb, holte der 50-Jährige doch weiter aus. Sonst wäre das Spielchen wohl noch ein Weilchen so weiter gegangen: „Wir sind alle für die Ergebnisse verantwortlich. Das fängt bei mir an und hört bei den Einwechselspielern auf. Wir haben von Anfang an nicht drum herum geredet, dass es eine schwierige Saison wird.“
Klassenerhalt wird schwierig
Eine These, die sich schon nach drei Spieltagen bestätigt hat. Wie es aussieht, wird das Ziel Klassenerhalt sogar schwieriger zu erreichen sein, als es sich die sportliche Leitung am Geißbockheim vorgestellt hat.
Der Auftritt des FC gegen den ewigen Erzrivalen vom Niederrhein warf jedenfalls viele Fragen auf, auf die es kaum zufriedenstellende Antworten gab. Zum Beispiel, warum die Kölner sich in der ersten 25 Minuten ohne Gegenwehr von den bis Samstag noch sieglosen Gladbachern vorführen ließen und durch individuelle Fehler nach 16 Minuten 0:2 hinten lagen? Beim 0:1 von Alassane Plea hebelte wie beim entscheidenden Gegentor in Bielefeld ein langer Ball die ungeordnete Defensive aus. Das 0:2 von Stefan Lainer nach einer Ecke ging auf die Kappe von Linksverteidiger Jannes Horn und Torwart Timo Horn.
Der Versuch von Trainer Markus Gisdol, den Gladbachern mit einer aus Frederik Sörensen, Sebastiaan Bournauw und Rafael Czichos bestehenden Dreierkette beizukommen, scheiterte kläglich. „Man kann mit Sechser- oder Achterkette spielen, das hilft bei so einem Zweikampfverhalten nicht“, sah Gisdol den Fehler zurecht nicht in der gewählten Taktik. Elvis Rexhbecaj, der den Kölner Ehrentreffer erzielte (84.), ließ tiefer blicken: „Es ist schwer zu begreifen, was los war, dafür fehlen einem die Worte. Wir machen zu viele Fehler, das müssen wir abstellen.“
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Zu diesen Fehlern zählte auch das dumme Foul von Kingsley Ehizibue an Marcus Thuram, das das Elfmetertor von Lars Stindl zum 0:3 (56.) zur Folge hatte und das einseitige Derby endgültig entschied. Erschreckend war zudem die Tatsache, dass die Kölner insgesamt 200 Pässe weniger spielten als die Borussia, aber trotzdem sieben Fehlpässe mehr produzierten.
Obwohl die FC-Profis fast genauso viele Kilometer wie die Gladbacher abspulten, war von einem Plan oder Zusammenspiel wenig zu sehen. Die einzige Torchance der Gastgeber entsprang aus einem Fehler von Borussen-Keeper Yann Sommer, dessen Präsent Sebastian Anderson aber nicht annehmen konnte. Der Schwede traf nur den Pfosten (17.). Überhaupt war der 29-Jährige genauso wie der andere wichtige Neuzugang Ondrej Duda wie schon in Bielefeld weit von den positiven und hoffnungsvollen Eindrücken entfernt, die sie bei ihrem Debüt gegen Hoffenheim (2:3) hinterlassen hatten.
Derby-Leidenschaft? Fehlanzeige!
Derby-Leidenschaft, Herzblut oder die von Markus Markus Gisdol angekündigte Wut nach den Auftaktniederlagen? Fehlanzeige. „In einem Derby gegen Gladbach war das nicht das, was wir auf den Platz bringen wollten. Wir haben verdient verloren“, konstatierte Timo Horn.
Der Mann, um dessen Position es nach der 14-tägigen Länderspielpause schon in den Partien gegen Frankfurt (18.10.) und in Stuttgart (23.10.) gehen könnte, behalf sich nach der Niederlage mit den Argument auf „einen starken Gegner getroffen zu sein, der uns fast nichts erlaubt hat“ und dem Hinweis auf die Personalsituation: „ Jetzt müssen wir die Neuzugänge integrieren und Abläufe verfestigen. Deswegen bin ich froh über die Länderspielpause. Wir müssen neu starten“, sagte Gisdol.
Seine Sieglos-Serie von mittlerweile 13 Spielen (davon 10 in der vergangenen Saison) tat er übrigens ab: „Was in der Vergangenheit war, zählt für mich nicht mehr. Wir haben jetzt eine neue Mannschaft.“ Aber denselben Trainer und der wird am Ende meist für die Ergebnisse verantwortlich gemacht. Ergebnisse, die zu Nachfragen führen, auf die Horst Heldt auch künftig nicht nur mit einem einfachen „Nein“ wird antworten können.