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1. FC Köln bei RB LeipzigJorge Meré überragt beim überraschenden 0:0

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Leipzigs Marcel Sabitzer (M) steht nach einem Fehlschuss enttäuscht zwischen den Kölnern Jorge Mere (l) und Marius Wolf.

Leibzig/Köln – Es war kein Zufall, dass Markus Gisdol am Samstag kurz vor halb sechs Jorge Meré besonders lange und intensiv herzte. Der überglückliche Trainer des 1. FC Köln umarmte seinen Innenverteidiger und flötete ihm nach seinem überragenden Auftritt beim überraschenden 0:0 in Leipzig wahrscheinlich ein feines Sortiment an Komplimenten ins Ohr.Es war ein bemerkenswerter Vorgang: Meré und Gisdol, das hat bislang nicht wirklich zusammengepasst. 36 Bundesligaspiele hat Gisdol seit dem 23. November 2019 als FC-Trainer absolviert. Nur in acht davon kam der U21-Europameister zum Einsatz. Hauptgrund dürfte die Verletzungsanfälligkeit des 23-Jährigen gewesen sein. Seit Gisdol Coach der Geißböcke ist, listete Meré einen verstauchten Knöchel, zwei Muskelverletzungen und eine Knieprellung auf. Leipzig war erst sein drittes Bundesligaspiel in dieser Saison. Nach seinen Startelfeinsätzen im Pokal gegen Altglienicke und gegen Union Berlin musste Meré jeweils verletzt wieder passen.

Meré bildet Innenblock der Viererkette

„Er hatte eine sehr gute Vorbereitung und hat sich dann verletzt. Das war ärgerlich für ihn und für uns. Jorge ist ein guter Spieler und wir brauchen ihn“, lobte Markus Gisdol. Meré bildete in Leipzig nach dem kurzfristigen Ausfall von Youngster Sava Cestic mit Sebastiaan Bornauw den Innenblock der Viererkette, für die sich Gisdol nach der 0:4-Derbypleite gegen Leverkusen entschieden hatte, und war von Beginn an bester Kölner.

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Das war enorm wichtig, denn der Champions League-Halbfinalist begann druckvoll und brachte die FC-Defensivreihe zunächst in arge Verlegenheit. „Wenn wir in Führung gehen, kippt das Spiel schnell in unsere Richtung“, haderte RB-Coach Julian Nagelsmann zurecht mit der schlampigen Chancenverwertung seines Teams. Hätten Amadou Haidara (2.), Yussuf Poulsen (5.) oder Nordi Mukiele (10.) getroffen, dem FC hätte wohl ein ähnliches Schicksal geblüht wie drei Tage zuvor gegen Bayer 04.

Mit Fleiß und Willen gegen den übermächtigen Gegner

So aber konnten sich die Kölner stabilisieren und fanden angeführt von Meré mit Fleiß und großem Willen einen Weg, sich dem übermächtigen Gegner entgegenzustemmen. „Unsere Reihen waren sehr eng geschlossen“, freute sich Markus Gisdol über die taktische Disziplin im Verbund. „Wir wollten wie gegen Dortmund und Wolfsburg zeigen, dass wir es können. Das waren wir unseren Fans nach der Derby-Niederlage schuldig. Wir wollten an uns glauben, es sehr eng machen und kompakt stehen“, erklärte Elvis Rexhbecaj, der im Mittelfeld mit bestem Beispiel voran ging.Die Geißböcke standen tief, kämpften leidenschaftlich und gaben Leipzig nur selten Umschaltmöglichkeiten. Bei den wenigen Chancen, zu denen der Favorit trotzdem kam, zeigte Timo Horn seine aktuell überragende Form. Der FC-Torwart leistete sich zwar ein paar Konzentrationsfehler, war aber gegen Angelino (36.) und Willi Orban (72.) Garant für das zweite Zu-Null-Spiel in den kanariengelben Ausweichtrikots nach dem 1:0 vor einer Woche in Mainz. Das notwendige Glück stand dem FC bei seinem ersten 0:0-Spiel nach mehr als drei Jahren auch wieder zur Seite, etwa bei Kevin Kampls Großchance (66.).

Sehr gute Chancen

„Wir haben geackert und gekämpft. Es ist in einer Englischen Woche nicht selbstverständlich, so viel rauszuholen“, befand Timo Horn. Mit ein bisschen mehr Glück wäre sogar die ganz große Überraschung möglich gewesen. Dominick Drexler (39.) und Jan Thielmann (90.+2) vergaben aber die beiden einzigen, dafür aber sehr guten Chancen. Bei der Defensivstärke der Kölner auf fremden Plätzen hätte womöglich ein Tor zum Sieg gereicht.

Dass es bei erst vier Gegentoren in sechs Auswärtsspielen blieb und der FC mit Leverkusen weiter die beste Auswärtsabwehr der Liga stellt, war am Samstag vor allem der Verdienst eines Spielers, den viele schon seit längerem abgeschrieben haben. „Wir hoffen, dass wir ihn körperlich jetzt soweit haben, dass er verletzungsfrei bleibt und Rhythmus bekommt. Man hat gesehen, wie wertvoll er für uns sein kann“, adelte Markus Gisdol Jorge Meré. Für eine Leistung wie die des Spaniers in Leipzig kann ein Trainer einen Spieler dann auch schon mal länger und intensiver herzen.