Die Fußballer sind sportlich auf einem guten Weg, doch es gibt Probleme mit der Stadt Köln.
SG Worringen in der Kreisliga DSiegeszug der Vergessenen
Die Fußballer der SG Worringen sind nicht aufzuhalten. Das musste auch Ditib Chorweiler neidlos anerkennen. Nach dem 10:1 (5:1)-Sieg ist Worringen der Aufstieg in die Kreisliga C kaum mehr zu nehmen. Dennoch läuft an der Sportanlage am Erdweg längst nicht alles rund.
Die SG Worringen, nach Jahren konsequenter Misswirtschaft, anschließender Insolvenz und dem Zwangsabstieg mit einem Schlag von der Landesliga in die Tiefebene der Kreisliga D durchgereicht, dominiert in der zweiten Spielzeit nach der Auferstehung im Sommer 2021 das Geschehen nach Belieben. Mit dem zwölften Saisonsieg, davon neun ohne Gegentor, belegt Worringen in der Kreisliga D 1 unangefochten den Top-Platz.
Im Duell der beiden Spitzenteams auf einem Rasenplatz, der augenscheinlich schon länger keinen Rasenmäher mehr gesehen hatte und eher an einen flauschig, saftgrünen Flokati-Teppich erinnerte, lief alles nach Plan – zumindest für die Sportgemeinschaft. Nach der bislang einzigen Niederlage (0:1 in Chorweiler) offensichtlich mit geschärften Sinnen unterwegs, fügte der Tabellenführer Verfolger Ditib eine heftige Pleite zu.
Die Treffer zum 10:1 (5:1)-Erfolg für das Team von Trainer Gennaro Giuseppino erzielten Marco Heinze (4), dem binnen 19 Minuten ein astreiner Hattrick gelang, Marc Hallerbach (2), David Böckem, Phongsathon Udomphen (2) und Enes Karabacak. Der jugendlichen Wucht war Ditib schlichtweg nicht gewachsen. Mit seinem 16. Saisontor gelang Ditib-Torjäger Ibrahim Saglam zumindest der Ehrentreffer.
Die Nachrichtenlage bei der SG Worringen hat sich also stabilisiert. Das Positive überwiegt. Man wolle kontinuierlich und mit Augenmaß vorankommen. Ein Projekt, das einen langen Atem und noch mehr Arbeit erfordere, erklärte Michael Cholewa, der gemeinsam mit Marius Klos dem italienischen Cheftrainer Gennaro Giuseppino assistiert, nach dem Kantersieg bescheiden. Bei aller Freude über das Ergebnis streute der Co-Trainer auch kritische Töne ein.
Von dem Halbzeitergebnis (5:1) ließ er sich jedenfalls nicht blenden, wie er in der Pausenansprache offenbarte: „Die ersten beiden Großchancen hatte Ditib. Leute, wenn es doof läuft, liegen wir 0:2 hinten. Als Trainer ist es meine Aufgabe, auch unangenehme Dinge anzusprechen. Und in der ersten Halbzeit war nicht alles gut.“ Mehr Kommunikation, mehr Laufarbeit, mehr Positionstreue. Nur drei der Themen, die Cholewa seiner Elf mit auf den Weg gab.
Mit dem gleichzeitigen Nachlassen der durchaus begabten, aber in die Jahre gekommenen und konditionell zunehmend angeschlagenen Ditib-Fußballer bröselte schließlich auch der letzte Rest von Gegenwehr. Beinahe jeder Worringer Angriff mündete in einem Eins-gegen-Eins mit Ditib-Schlussmann Fikret Dumanoglu. Der Keeper, offenbar ein Cousin von Hakan Calhanoglu, der mit Inter Mailand im Champions-League-Finale gegen Manchester City steht, trug es mit Fassung. Eine gute Entscheidung.
Deutlich mehr Adrenalin stieg in Teamkollege Koray Mert auf, den Schiedsrichter Damian Marzetz nach gut einer Stunde mit Gelb-Rot vom Patz schickte. Der türkische Zehner, mit dem Talent den entscheidenden Pass spielen zu können und in jungen Jahren höherklassig für den Pulheimer SC, Union Solingen und FC Pesch im Einsatz, bezeichnete den Platzverweis nach einem kurzen Disput mit dem Unparteiischen als „lächerlich“. „Da war nichts, was es zu ahnden gab“, meinte der 36-Jährige Minuten später in bester Laune.
Die Flutlichtanlage ist defekt und der Bau der Kunstrasenplätze lässt auf sich warten
Nahezu geräuschlos, ohne Fehlpass und in der Ballbehandlung eine Augenweide, schritt Chorweilers Spielertrainer Erol Karabacak über den Platz. Ein Spielmacher der alten Schule. Jedes Anspiel fand den gewünschten Abnehmer und zwischendurch streute der 54-Jährige sogar einen Beinschuss ein. Die Freude am Spiel ließen sich die Gäste trotz der nahenden zweistelligen Marke an Gegentoren jedenfalls nicht nehmen.
Demgegenüber mischte sich in die Worringer Siegessause das nicht immer einfache Verhältnis mit der Stadt Köln, wie Cholewa nach Spielende ausführte. Nachdem die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs im vergangenen Herbst den Stromkasten für die Flutlichtanlage des angrenzenden Ascheplatzes demoliert haben, müssen die Trainingseinheiten andernorts stattfinden. Auch lägen die Pläne für den neuen Kunstrasenplatz seit geraumer Zeit vor. Allerdings geschehe nichts, so Cholewa.
Im äußersten Kölner Norden, im Grenzgebiet zu den Rhein-Kreisen Neuss und Erft gelegen, fühlen sich einige im gallischen Dorf mit eigenem Rosenmontagszug samt Prinzen – einmalig auf Kölner Territorium – von der Stadt Köln arg vernachlässigt. Mitunter sind Einheimische sogar der Meinung, dass die meisten Bediensteten der Stadt Köln Worringen nicht auf dem Radar hätten. „Wir fühlen uns manchmal schon vergessen“, meint ein führendes Mitglied aus der Fußballabteilung, das namentlich nicht genannt werden wollte.
Wann die seit gut sechs Monaten außer Betrieb befindliche Flutlichtanlage den Platz wieder zum Strahlen bringt, ist noch völlig unklar.