Die Sturmflut erreicht am Freitagabend ihren Höhepunkt. Die Auswirkungen sind enorm, ein Mensch in Fehmarn starb bereits.
Sturmflut an der OstseePerson von Baum erschlagen – Zehn Menschen von Hausbooten gerettet
Die Wellen der Ostsee donnern mit Wucht an die Hafenanlagen, Straßen sind von Wasser überschwemmt, schwere Äste stürzen auf Autos und Gleise – das Sturmtief über der Ostsee hat am Freitag heftige Schäden verursacht. In Schleswig-Holstein ist ein Mensch getötet worden.
Wegen der Sturmflut sind am Freitag in Flensburg, Kiel, Wismar und anderen Orten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern etliche Straßen und Uferzonen überschwemmt worden. Die Behörden forderten Menschen auf, die betroffenen Gebiete zu meiden und Autos in Sicherheit bringen.
Fehmarn: Sturm an der Ostsee fordert erstes Todesopfer
Beim Sturz eines Baumes auf ein Auto im Sturm über Schleswig-Holstein ist ein Mensch getötet worden. Das Unglück ereignete sich am Freitagnachmittag auf der Insel Fehmarn, wie ein Sprecher der Polizei sagte.
Alles zum Thema Deutscher Wetterdienst
- Wintereinbruch Polizei berichtet von 39 Unfällen auf schneeglatten Straßen in Oberberg
- Wetter in Köln und Region Am Donnerstag weiter polare Einflüsse
- Dauerregen in der Region Bäche und Flüsse laufen in NRW über – Rheinpegel in Köln steigt
- „Änderung der Großwetterlage“ Winterwetter erreicht Köln und die Region – Schnee möglich
- Talk in Zülpich Karsten Schwanke ärgert sich über Wetterdienst und findet Köln hässlich
- Das Wetter im September Der Herbst hat Einzug im Kreis Euskirchen gehalten
- Hunde und Katzen Was Haustierbesitzer bei Sturm tun und lassen sollten
Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) warnte bereits am Vormittag, an Küstenabschnitten wie dem südöstlichen Rügen sowie der Insel Usedom würden hohe Wellen insbesondere den Dünen und Steilküsten zusetzen. Wegen drohender Lebensgefahr sollten diese Bereiche „dringend“ gemieden werden.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie erwartete für die Kieler und Lübecker Bucht erst für den Freitagnachmittag und -abend den Höhepunkt der schweren Sturmflut. In der Flensburger Förde könnten Wasserstände bis zu 2,00 Meter über das mittlere Hochwasser steigen, teilte das Amt auf seiner Internetseite mit – es wäre der höchste Wasserstand seit mehr als 100 Jahren.
Ostsee: Höchster Wasserstand in Flensburg seit mehr als 100 Jahren
In Flensburg drückte das Wasser am Freitagmorgen in die Schiffbrücke, eine Straße am Flensburger Hafen am Rande der Innenstadt, wie eine Polizeisprecherin sagte. „Das dicke Ende kommt noch“, fügte sie hinzu. Auch in Lübeck wurden Uferbereiche vom Wasser überschwemmt, die Trave trat nach Angaben einer Polizeisprecherin über die Ufer.
Am Nachmittag sollte die Kiellinie aus Sicherheitsgründen für den Verkehr gesperrt werden. In Kiel-Schilksee waren am bereits am Donnerstag mehrere Strandkörbe ins Wasser gezogen worden. „Da ist das Wasser schon ungewöhnlich hoch. Etwa 150 Strandkörbe sind dort geborgen worden“, sagte eine Polizeisprecherin dazu.
Die Polizei in Kiel registrierte seit Freitagmorgen zahlreiche Sturmeinsätze. Ein Großteil betraf umgestürzte Bäume, wie eine Sprecherin sagte. Zahlreiche Straßen standen bereits unter Wasser.
Ostseeflut: Seenotretter retten Urlauber von Hausbooten auf Schiffen an Land
Auf der Insel Fehmarn forderte der Sturms nicht nur ein erstes Todesopfer, Seenotretter retteten auch zehn Urlauber von Hausbooten auf Schiffen an Land, wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger mitteilte. Ein Paar wurde demnach von den Seenotrettern durch Klopfen und Signalhorn geweckt und danach in Sicherheit gebracht.
In Schleswig stiegen die Pegelstände auch in Nähe der Schlei an. Im Landkreis Schleswig-Flensburg wurden nach Behördenangaben bis Freitagmittag rund 30.000 Sandsäcke an Ämter und Gemeinden verteilt, weitere 40.000 standen bei Bedarf bereit.
Die Fährgesellschaft Scandlines stellte den Verkehr auf den Routen zwischen Puttgarden und Rödby in Dänemark sowie Rostock und dem dänischen Gedser vorübergehend ein.
Schleswig-Holstein: Ostseeflut setzt Strände und Straßen unterwasser
Angesichts des anhaltenden Sturms aus Richtung Osten warnte das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg vor einer „Gefahrenlage für die gesamte Küste“, die bis Samstagvormittag dauern sollte.
Meteorologe warnt: „Eine der schwerstes Sturmfluten seit 1995“
Auch der Meteorologe Björn Alexander warnte im Gespräch mit ntv vor einer „absolut außergewöhnlichen“ Lage. „Schlussendlich zeichnet sich für die Nacht von Freitag auf Samstag eine der schwersten Sturmfluten seit 1995, also über 20 Jahren ab. Zum Teil liegen die Vorhersagen bei an oder sogar etwas über zwei Meter über dem mittleren Wasserstand.“
Schwere Sturmflut: Ein Todesopfer
Die städtischen Behörden kündigten Straßensperrungen an und forderten Menschen auf, die betroffenen Gebiete zu meiden und Autos in Sicherheit bringen. In Mecklenburg-Vorpommern soll die Flut allenfalls nahe der Lübecker Bucht das Niveau einer schweren Sturmflut erreichen.
Parallel zu den Hochwasserwarnungen gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) Sturmwarnungen für die Ostseeküste heraus. Es sei gebietsweisen mit Sturm- und Orkanböen mit mehr als hundert Stundenkilometern zu rechnen.
Sturmflut in Dänemark führt zu Evakuierungen und Stromausfällen
Die Sturmflut hat am Freitag auch die Küsten im Süden und Osten Dänemarks erreicht und zu Stromausfällen und Evakuierungen geführt. Die Polizei forderte Anwohner und Urlauber am Freitagnachmittag auf der Plattform X dazu auf, die Gegend um Sandersvig Strand sofort zu verlassen. In der Sommerhaussiedlung nahe Haderslev (Hadersleben) in Südostjütland war demnach ein Deich gebrochen. Auch auf der Insel Møn im Südosten Dänemarks wurden die Bewohner einer Sommerhausgegend gebeten, ihre Häuser bis zum Freitagabend zu verlassen. Dort sei mit Überschwemmungen zu rechnen, schrieb die zuständige Kommune auf ihrer Website.
Etwa 200 dänische Haushalte waren am Freitagnachmittag vom Stromnetz abgeschnitten. Wie der Stromanbieter N1 dem Sender TV2 mitteilte, waren vor allem Sommerhäuser in den Gegenden Aabenraa (Apenrade) und Gråsten Havn, unweit der deutsch-dänischen Grenze, betroffen.
Der dänische Flug- und Fährverkehr war am Freitag stark eingeschränkt. Am Nachmittag teilte der Kopenhagener Flughafen auf der Plattform X mit, dass aufgrund des starken Windes bislang 101 der 750 für den Tag geplanten Flüge gestrichen worden seien. Am Abend könne es demnach zu weiteren Flugausfällen und größeren Verspätungen kommen. Der deutsch-dänische Fährbetrieb auf den Strecken zwischen Gedser und Rostock sowie Rødby und Puttgarden wurde komplett eingestellt. Laut Angaben der Reederei Scandlines werden die Fähren voraussichtlich ab Samstagmorgen wieder fahren.
Die Sturmflut an der Ostseeküste dürfte am Freitagabend ihren Scheitelpunkt weitgehend erreichen und von Mitternacht bis zum Samstagmorgen wieder abflauen. (das/pst/afp/dpa)