Der Sound der MelancholieRoman Nagel hat beim Klavierfestival Lindlar ein Heimspiel
- Hinweis der Redaktion: Das für Donnerstag geplante Konzert von Roman Nagel musste kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden.
- Stattdessen werden am Donnerstag die Meisterschüler ein weiteres Konzert geben.
Lindlar – Ein besonderes Konzert findet am Donnerstag im Rahmen des Klavierfestivals statt. Da ist zunächst einmal der Künstler: Roman Nagel ist selbst Lindlarer, und arbeitet vor Ort als Pianist und Klavierlehrer. Auch das Programm ist ungewöhnlich.
Er spielt nur eigene Kompositionen
Roman Nagel spielt ausschließlich Stücke, die er selbst komponiert hat. Fünf davon stammen von seinem Album „Late Bloomers“ , kürzlich erschienen und auf allen gängigen Streaming-Plattformen abrufbar. Nagels Kompositionen sind eingängig und melodiös, oft voller Melancholie und Wehmut.
Mehr Informationen über das Klavierfestival in Lindlar finden Sie hier.
Der Förderverein für Musik hilft
Der erste Teil des Konzerts in Lindlar wird von drei jungen Schülern von Roman Nagel bestritten: Noah Wenzel, Jannik Wenzel (beide zwölf Jahre alt) und der zehnjährige Quentin Späth. Auch sie spielen vor allem Neo-Klassik, daneben aber auch Werke von Händel und Chopin.
Alle drei Schüler werden vom Förderverein für Musik in Lindlar finanziell gefördert, wie Werner Sülzer, der langjährige Vorsitzende des Vereins berichtet. Der Verein habe für sechs Monate einen Großteil der Kosten für den Unterricht übernommen und gerade beschlossen, diese Unterstützung um zwei weitere Monate zu verlängern. „Drei Kriterien sind für uns wichtig“, erklärt Sülzer, „Talent, Wille und Durchhaltevermögen“.
Bislang habe der Förderverein in erster Linie die Blasmusik in den Musikvereinen vor Ort unterstützt, doch nun wolle man auch die klassische Musikausbildung fördern. Roman Nagel ist für diese Unterstützung sehr dankbar.
Entspannte Klänge, bei dem die Zuhörer ihrer Phantasie freien Lauf lassen können. „Neo-Klassik“ nennt sich die Musikrichtung, die viele Elemente der Minimal Music im Stil von Philipp Glass aufgreift, und die vor allem als Filmmusik derzeit große Popularität genießt. Einige Kritiker werfen der Neo-Klassik allerdings vor, sie sei oberflächlich, ja kitschig.
Die Imrovisation steht am Anfang
„Ich habe schon immer gerne improvisiert“, erzählt Roman Nagel. Doch diese Improvisationen in Noten festzuhalten, dazu sei es nie gekommen. Während der Corona-Pandemie, als der Lindlarer seine private Musikschule für drei Monate schließen musste, habe er plötzlich ganz viel Zeit gehabt – und so entstand „Late Bloomer“.„Ich bin ein Spätzünder“, meint der 33-Jährige, halb im Scherz, halb im Ernst. Und so sei auch der Titel des Albums zu verstehen – Late Bloomer heißt „Spätblüher“, aber auch „Spätzünder“.
Persönliche Gefühle und Erfahrungen werden zu Musik
In seiner Musik verarbeitet Nagel nicht nur sehr persönliche Gefühle und Begegnungen, sondern auch aktuelle Ereignisse.
Bei „Signs and Promises“ (Zeichen und Versprechen) war es der Wald vor seiner Haustür in Lindlar-Eichholz, der innerhalb von wenigen Tagen abgeholzt wurde. „In meiner Kindheit habe ich dort immer gespielt, immer habe ich die Bäume gesehen, und plötzlich ist da nur noch ein kahler Hügel“, erzählt Nagel, und man spürt seinen Schmerz. Doch er habe auch Hoffnung auf einen Neuanfang.
Widmung für George Floyd
„In Memory“ ist George Floyd gewidmet – einem Afroamerikaner, der 2020 von einem weißen Polizisten festgenommen und getötet wurde – ein Fall, der weltweit für Proteste sorgte. „I can’t breathe“ (ich kriege keine Luft), waren Floyds letzte Worte, die Nagel sehr berührt haben.
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Die Musik und die Noten dazu, die Roman Nagel auf eigene Kosten hat drucken lassen, sind über seine Homepage abrufbar.