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Restaurants in Rhein-ErftWild und variantenreich

Lesezeit 6 Minuten

Im Restaurant „Zur Glocke“ in Kerpen kocht Manfred Boley. Derzeit empfiehlt er Wildschwein.

In der dunklen Jahreszeit wächst der Hunger auf deftige Kost. Wild steht vor allem in der Vorweihnachtszeit auf den Speiseplänen vieler Küchen. Unsere Tipps:

Zur Glocke, Kerpen

Manfred Boley und sein Team haben sich mittlerweile spezialisiert. Der Chefkoch und Gastgeber des Restaurants „Zur Glocke“ in Kerpen konzentriert sich auf die Zubereitung von Wildschwein. In den vergangenen Jahren gab es auch Hirsch und Reh, aber in dieser Saison widmet sich Boley ganz dem Borstenvieh. Er schwört auf die Qualität und den Geschmack des Fleisches. Die Wildschweine, die ein befreundeter Jäger aus Buir erlegt, stammen aus dem Hambacher Forst. „Mein Freund schießt die Tiere, die ich anschließend ausnehme“, erzählt Boley. Der Zuspruch der Gäste bestätigt ihn. Die Wildschwein-Karte des Hauses ist ein saisonales Highlight.

Zum Auftakt des Wildschwein-Schmauses biete sich eine Consommé mit Wildschweinklößchen und Gemüse (4,90 Euro) an. Ein echter Renner ist die Wildschweinbratwurst auf Grünkohl (6,90 Euro). Gleiches gilt für das Ragout vom Wildschwein mit Bandnudeln, Salatbeilage und Bratapfel mit Preiselbeeren (15,90 Euro). Wie vielfältig die Variationen mit Wildschwein sein können, beweist der Koch unter anderem mit Wildschweinkeulenbraten, den er mit Kartoffelklößen, Grünkohl, Waldpilzen und Bratapfel mit Preiselbeeren kombiniert, oder mit Wildschweinkotelett dazu Pilzrahmsauce, Kartoffelgratin, Rosenkohl und Bratapfel mit Preiselbeeren (19,90 Euro). Zum Wildschwein empfiehlt Ehefrau Marlene, die den Service leitet, sowohl einen Spätburgunder aus Rheinhessen als auch einen Barolo.

Generell gibt sich die Küche gutbürgerlich und zeigt sich ebenso gern von ihrer modernen Seite. Steaks zählen zu den Klassikern wie Reibekuchen, die an jedem ersten und dritten Mittwoch des Monats das kulinarische Geschehen dominieren.

Manfred Boley, der das Restaurant vor dreieinhalb Jahren übernommen hat, kann sich nicht nur auf die Unterstützung seiner Frau verlassen, sondern auch auf seine beiden Töchter. Während Jeanette die Gäste bedient, hilft Miriam am Wochenende in der Küche. So präsentiert sich die Glocke als Familienbetrieb. Das Haus, das von außen eher unscheinbar wirkt, entfaltet im Innern seinen ganzen Charme und beherbergt mehr als 80 Sitzplätze.

Geöffnet ist das Restaurant Zur Glocke, Stiftstraße 39, 50171 Kerpen, montags sowie mittwochs bis samstags ab 17.30 Uhr und sonntags von 12 bis 14 Uhr sowie ab 17.30 Uhr. Informationen unter 02237/591634.

www.glocke-kerpen.de

Haus Bosen, Lechenich

Benjamin Edery verfügt über viel gastronomische Erfahrung. Verdienste hat der Inhaber und Küchenchef von Haus Bosen in Erftstadt im Laufe seiner Karriere reichlich eingestrichen. Edery lernte im Kölner Hotel Excelsior, kochte unter anderem auf Schloss Loersfeld sowie im Gourmetrestaurant Brogsitters Sankt Peter in Ahrweiler und baute fast fünf Jahre lang gemeinsam mit Herbert Brockel das in der unmittelbaren Nachbarschaft beheimatete Restaurant Husarenquartier auf. Seit Juni 1999 betreibt er das in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus im Herzen von Lechenich beheimatete Haus Bosen. Seitdem genießt das Lokal einen tadellosen Ruf.

In der guten Stube kann man sich in rustikal, gemütlicher Atmosphäre verwöhnen lassen. Die Küche zeichnet sich durch saisonale und lokale Bezüge aus. Es gibt reichlich Abwechslung: Von Flammkuchen über Nudelgerichte bis hin zu vegetarischen Gerichten ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ein Schwerpunkt ist bodenständige Hausmannskost. So ist klar, dass aktuell auch Wild eine kulinarische Rolle spielt. Restaurantchef Hans-Jürgen Nolden serviert zum Beispiel Hirschedelgulasch mit hausgemachten Spätzle, Cassisrotkohl und Rotweinbirne für 19,50 Euro. Eine Delikatesse ist zudem Wildschweinrücken in einer Walnuss-Honigkruste an Preiselbeersauce mit Schupfnudeln und Rosenkohl für 23,50 Euro. Neben Wild gibt es viele weitere saisonale Schlager, die die breite Palette herbstlicher Genüsse abbilden. Dazu zählen sowohl Entenbrust mit Kirschsauce auf Apfel-Sellerie-Püree als auch Zander unter der Wildkräuterkruste an Apfel-Kartoffelstampf auf Rahmkraut (je 19,50 Euro).

Überragend zeigt sich das Weinangebot. Der Keller von Haus Bosen beherbergt mehr als 100 Positionen. Darunter sind auch jeweils fünf offene Weiß- und Rotweine und zwei offene Roséweine. Zum Wild empfiehlt Restaurantchef Hans-Jürgen Nolden einen im Barrique gereiften Spätburgunder vom Weingut J.J. Adeneuer aus Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Wer lieber einen französischen oder spanischen Rotwein trinken möchte, für den habe ich natürlich auch einen entsprechenden Tipp“, sagt der Maître.

Besuchen können Sie das Haus Bosen, Herriger Straße 2, 50374 Erftstadt-Lechenich, dienstags bis sonntags von 12 bis 14 Uhr und von 18 bis 22 Uhr. Informationen unter 02235/691618.

Haus Wilkens, Sindorf

Das Haus Wilkens in Sindorf steht für den Wandel der Zeit, der sich besonders anhand der Traditionsgastronomie nachvollziehen lässt. Reiner Wilkens Junior führt das Unternehmen in der fünften Generation. Die Geschichte des Hauses beginnt im Jahre 1835. Zum heutigen Betrieb gehören neben Hotel und Restaurant auch das vor zwei Jahren infolge eines Umbaus entstandene Gastwerk. Darüber hinaus engagiert sich der Gastronom als Caterer und richtet Bankette aus. „Das Gastwerk symbolisiert unsere Art, Altes und Neues zu verbinden“, sagt Wilkens. Während nebenan die Schenke urige Gemütlichkeit verbreitet und im Restaurant die feine Art des Dinierens angesagt ist, verströmt das Gastwerk lockere Bistro-Atmosphäre.

Wer derart viele räumliche Möglichkeiten abdeckt und sich gastronomisch breit aufstellt, kann problemlos kulinarisch verschiedene Ansprüche zufriedenstellen. So überzeugt die Küche sowohl durch klassische Variationen als auch durch kreative Spezialitäten für gehobene Ansprüche. Für die Qualität bürgen die beiden Chefköche Jean-François Leveque und Armin Pooch. „Handwerkliche Sorgfalt und Frische zählen zu unseren Prinzipien“, sagt Wilkens. „So ziehen wir unsere Saucen oder drehen unsere Klöße natürlich selber.“ Zu den Gerichten, die stets auf der Karte stehen, gehört hausgebeizter Lachs, der gegenwärtig mit einer Ricotta-Gurken-Füllung an kleinen Reibekuchen für 11,90 Euro angeboten wird. Ein Dauerbrenner ist zudem argentinisches Rinderfilet (200g) mit Zwiebel-Senfkruste gratiniert, Kohlrabi-Möhrengemüse und Kartoffelkroketten für 28,90 Euro. Die aktuell angebotenen Gerichte mit Wild stehen exemplarisch für die Kreativität der Küche. Als Vorspeise bietet man gebratenes Carpaccio vom Hirschrücken auf feinem Rotkohl-Salat in Birnen-Senf Marinade (13,80 Euro). Dabei wird der Hirschrücken in einer Mischung aus Honig und Kräutern eingelegt, anschließend vakuumiert und vor dem Servieren in hauchdünnen Scheiben aufgeschnitten. Unter den Hauptgerichten finden wir Wilkens Wildragout an hausgemachtem Apfel-Rotkohl und Kartoffelklößen (20,80 Euro) oder Hirschrückenmedaillons mit Cassis-Sauce auf King-Prawn-Risotto und Wirsinggemüse (26,50 Euro). Rainer Wilkens verwendet viel Sorgfalt auf die Auswahl der Weine. Als Commis-Sommelier hat er bereits für den Drei-Sterne-Koch Dieter Müller gearbeitet. „Auch beim Wein setze ich auf eine ausgewogene Mischung“, sagt Wilkens. „In unserem Haus kommen sowohl die Freunde deutscher Trauben als auch die Anhänger experimenteller Tropfen auf ihre Kosten.“ Zum Wild empfiehlt er in dieser Saison einen Wein aus dem südportugiesischen Alentejo mit dem Namen Mariana. Der tiefrote Tropfen mit ausgewogener Frucht vom Weingut Herdade do Roci ist nach dem portugiesischen Dichter Mariana Alcoforada benannt. Die Flasche kostet 26,50 Euro und schmeckt ausgezeichnet.

Das Restaurant und Gastwerk Wilkens, Zum Breitmaar 1, 50170 Kerpen-Sindorf, ist täglich ab 11 Uhr geöffnet. Informationen unter 02273/60660.

www.wilkens1835.com