Höllenhunde, Mädchenmord:Die gruselige Geschichte der „Pestkapelle” in Bayern
Pollingsried – Eine kleine Kapelle auf einer Lichtung im Wald – so weit, so idyllisch. Doch über die kleine Kirche im Lauterbacher Wald kursieren etliche düstere Geschichten. Es scheint, als hätte die Pollingsrieder Kapelle bei Seehaupt am Starnberger See gleich mehrere dunkle Geheimnisse.
„Weit und breit scheint es keine menschliche Behausung zu geben, kein Geräusch der Zivilisation dringt an das Ohr“, heißt es in dem kürzlich erschienenen „Buch der unheimlichen Orte in Deutschland“ über den Besuch der Kapelle im Wald. „Stattdessen aber immer wieder ein leises Rascheln und Rauschen, dazu zuckende und tänzelnde Schatten zwischen den hohen Bäumen.“
Schwarze Höllenhunde sollen hier ihr Unwesen treiben
Schwarze Höllenhunde, Geister und Hexen sollen rund um die Kapelle ihr Unwesen treiben und der ganze Landstrich verflucht sein, heißt es in dem von Henning Aubel herausgegebenen Buch und in einschlägigen Internetforen zu paranormalen Phänomenen wie Geisterportal oder Horrorfakten.
Die Anordnung der moosbewachsenen Brunnen, die die Kirche umgeben, mag zu ihrem Ruf beigetragen haben. Sie sind in der Form eines Pentagramms angeordnet, das der katholischen Kirche im Mittelalter als Abwehrzeichen gegen Dämonen diente. Vier Brunnen sind um die Kapelle angeordnet, der fünfte, der sogenannte „Teufelsbrunnen“ soll sich direkt unter der Kapelle befinden.
In der Nähe der Kapelle soll ein Mädchen ermordet worden sein
Etliche Leichen sollen in dem Brunnen versenkt worden sein. Der Legende nach wurde 1625 ein Mädchen in der Nähe der Kapelle ermordet und in einen der Brunnen geworfen. Ihr schwarzer Hund heulte am Tatort und wachte neben der Leiche. Als der Pfarrer zur Kirche kam, soll der Hund ihm an die Kehle gesprungen sein – und ihn als Mörder enttarnt haben. Mit den letzten Atemzügen habe der Kirchenmann die Tat gestanden, heißt es. Noch heute soll der einstige Begleiter des Mädchens, der pechschwarze Hund mit den feuerroten Augen, nachts laut heulend durch den Wald streifen.
Doch es kommt noch schlimmer: „Als die Pest in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in der Region wütete, sollen die Toten in den Brunnen ihre letzte Ruhe gefunden haben“, so die Buchautoren. Erst als die Anwohner Gott das Versprechen gaben, alljährlich am Vorabend des Sebastiantages, am 19. Januar, eine Messe in der Kapelle zu feiern, wurden sie vom „schwarzen Tod“ verschont. Es ist diese Geschichte, die der Kirche auch den Beinamen „Pestkapelle“ eingebracht hat.
Wissenschaftler halten die Legenden für Humbug
Wissenschaftler halten die Legenden, die sich um die Kapelle ranken, jedoch für Humbug. Sogar Taucher inspizierten die Brunnen, konnten aber keine Skelette entdecken. Auch Historiker fanden in den Annalen keine Belege für die Gerüchte. Früher hätte Pollingsried aus sechs Höfen bestanden, die sich um die Kapelle gruppierten, heißt es im Buch. Heute seien nur noch ein Hof und die vier Brunnen erhalten. Die anderen Höfe seien 1803 im Zuge der Säkularisierung verschwunden, als große Areale, die einst Geistlichen gehörten, in staatlichen Besitz übergingen. Infolgedessen seien viele Weiler aufgegeben und die Menschen umgesiedelt worden. Womöglich hat die Abgeschiedenheit der Kapelle die Phantasie angeregt.
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Dennoch ist ihre dunkle Anziehungskraft ungebrochen. Jugendliche machen den Besuch der Kapelle, die nur schwer zu finden sein soll, zur Mutprobe. Anhänger des Schwarzen Tourismus, die es zu unheimlichen Orten zieht, pilgern zur „Pestkapelle“. Einer von ihnen schreibt in einem Forum über seinen Besuch: Das Komische sei gewesen, dass es in dieser Nacht geblitzt habe, obwohl es kein Gewitter gegeben habe. Und: „Ich habe Stimmen gehört, die geschrien und gelacht haben“, so der Besucher. Er und seine Freunde seien daraufhin ins Auto gesprungen und so schnell wie möglich weggefahren. (rer)
Zum Weiterlesen: Henning Aubel (Hrsg.): Das Buch der unheimlichen Orte in Deutschland. Schaurige Plätze und Geschichten, Frederking & Thaler, 223 Seiten, 25,99 Euro.