Lisa Pavlovets und Roman Tsankov haben mit ihrer „GFA Fußballkademie“ in Wuppertal eine Plattform geschaffen, um Geflüchteten die Integration zu erleichtern.
Ukrainische Fußballakademie GFAWie Fußball ukrainischen Geflüchteten in Wuppertal hilft
Lisa Pavlovets und Roman Tsankov leben seit gut einem Jahr in Deutschland – aber haben doch schon mehr für die Integration von Geflüchteten getan, als man glauben mag. Während andere Zuwanderer zunächst genügend Zeit benötigen, um ihr eigenes neues Leben in der neuen Heimat zu organisieren, haben die beiden Ukrainer es vielen Landsleuten ermöglicht, hierzulande Fuß zu fassen. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes – die Fertigkeiten am Fuß sind für manchen jungen Ukrainer eine Grundvoraussetzung für die Integration.
Lisa hat Verwandte in Deutschland und ist wegen des Krieges 2023 nach Deutschland geflohen, ebenso wie Ehemann Roman, welcher früher Profifußballer in der Ukraine war und eine Fußballakademie in Kiew leitete. Jetzt macht er in Wuppertal weiter – unter etwas anderen Voraussetzungen. Seine „GFA Fußballkademie“ vernetzt sich mit Wuppertaler Sportvereinen. Hier treffen Lisa und Roman gelegentlich auf aktive Hilfe bei der Integration der Menschen, die ein neues Zuhause suchen und dabei durch den Fußball einen Fuß in die Tür der Gesellschaft erhalten.
Fußballakademie GFA will eine Perspektive geben
Tsankov möchte „in erster Linie jungen Geflüchteten durch Fußball eine Perspektive bieten.“ Gemeinsam mit Bruder Wladimir hatte er 2023 im Stadtteil Heckinghausen ein Haus gemietet und wohnt dort mit einigen seiner Schützlinge. Finanziert wird die Akademie durch einen Sponsor in Kiew. Der Sportverein „Breite Burschen Barmen“ stellt den Spielern seit einigen Monaten seinen Platz zur Verfügung: Jede Woche finden acht bis zehn Trainingseinheiten auf dem Sportplatz statt. Breite-Burschen-Vorstand Frank Domann zögerte nicht lange, als die Anfrage kam: „Für uns ist Fußball nur ein Hobby, für die geht es um ihr Bleiberecht.“
Die meisten Spieler sind wie Tsankov aus der Ukraine geflohen. Manche kommen jedoch auch aus Spanien, Argentinien, Israel, Kolumbien oder Burkina Faso, einige waren zum Teil auf der Flucht. Ein junger Afrikaner ist in einem 20-Tage-Marsch nach Marokko gelaufen, um von dort mit dem Boot nach Spanien überzusetzen.
Die Akademie möchte den Kontakt zu Fußballvereinen in und um Wuppertal herstellen, die Nachwuchs suchen. Dazu werden Freundschaftsspiele organisiert, wie im Sommer 2023 mit dem SSV Germania Wuppertal. Stefan Pattberg, Fußball-Abteilungsleiter der Germania, weiß: „Die Spieler haben unterschiedliche Aufenthaltstitel und können damit teilweise nur in der 6. und 7. Liga, also in der Landesliga und Bezirksliga, spielen – bis auf wenige Ausnahmen.“
Win-Win-Situation
Sein Bezirksliga-Verein griff bei zwei talentierten Akademie-Kickern direkt zu. Einer davon ist Yevhenii Bohdan. Der 1,94 Meter große Schlaks ist ein treffsicherer Torjäger, in 15 Spielen hat er bereits 13 Tore geschossen. „Im Grunde ist der Junge für die Bezirksliga fast eine Nummer zu groß, aber wir freuen uns um so mehr, dass wir ihn aufnehmen konnten. Für beide Seiten ist das eine absolute Win-Win-Situation“, betont Pattberg. Der 27-jährige Bohdan wird auch „Jeka“ oder „Der Checker“ genannt – in Wuppertal fühlt er sich nach eigenen Angaben außerordentlich wohl: „Ich wurde hier sehr herzlich aufgenommen und freue mich, mit so vielen netten Kollegen und Landsleuten zusammenzuspielen.“
Ähnlich äußert sich auch sein Kumpel Marko Fedoryaka, den es aus Poltawa in der Ostukraine zur Germania geführt hat. Der 19-Jährige erklärt: „Durch den Fußball merke ich, wie wir richtig in Deutschland ankommen. Man lernt nicht nur das Spiel neu kennen, sondern auch die Sprache und die Kultur. Ich bin den Menschen hier unglaublich dankbar.“
Lisa Pavlovets weiß, dass die GFA-Akademie für die meisten Spieler nur eine Zwischenstation ist, und dass sie gerne bei höherklassigen Vereinen unterkommen würden. „Das klappt natürlich nicht immer. Aber bei uns können sie sich an die neue Umgebung gewöhnen, sich fit halten, Kontakte knüpfen und auf sich aufmerksam machen. Die Spieler wohnen alle in Wuppertal und Umgebung, wir sind mittlerweile eine große Familie“, lacht die junge Ukrainerin.
Ende 2023 lebten rund 5500 Geflüchtete aus der Ukraine in Wuppertal – viele wollen nach dem Krieg in ihre Heimat zurückkehren. Marko Fedoryaka und Yevhenii Bohdan können sich jedoch vorstellen, zu bleiben.
Und auch Germania-Abteilungsleiter Pattberg würde sich freuen: „Die beiden sind eine Bereicherung für unser Team und unsere Gemeinschaft, wie auch die meisten Menschen aus der Ukraine eine absolute Bereicherung für Deutschland sind. Wir hoffen, dass die Akademie und unser Verein mit unserer Arbeit weiter Menschen in die Gesellschaft integrieren und die Menschen in Wuppertal überzeugen können.“