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Wohnpark SteinbüchelRatten, Müll und Kälte – Mieter klagen über schlimme Zustände

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Martina Clelia friert. Die Heizung ist mitten im Winter kaputt.

Leverkusen – Silvester war sie bei der Schwester. Das war nicht so geplant, aber Martina Clelia hatte keine Wahl: „Die Heizung war mal wieder ausgefallen“, berichtet die Mieterin. Kalte Wohnung, kaltes Wasser. Das habe sich zuletzt gehäuft, sagt die Frau sichtlich entnervt. Nicht zu reden von der Rattenplage. Zuletzt hatte sie vorigen Samstag ein Problem: Glatteis vor dem Haus, und nichts sei gestreut gewesen, klagt die Mieterin.

Wo sie wohnt? In der Albert-Schweitzer-Straße in Steinbüchel. Derr-Siedlung hieß das früher. Inzwischen ist „Wohnpark Steinbüchel“ draus geworden. Was nichts daran ändert, dass es immer wieder Probleme gibt in den Plattenbauten aus den Siebzigern. Martina Clelia kennt sie schon länger – sie wohnt einige Jahre in der Siedlung. Sie hat ein paar Besitzerwechsel mitgemacht. Genau wie die Beckmanns. Das Ehepaar ist inzwischen hoch betagt. Aber engagiert sind Irmgard und Arnold Beckmann immer noch. Ihre Einschätzung nach drei Jahrzehnten Derr-Siedlung? „So schlecht wie jetzt war es noch nie.“ Versuche, mit dem Vermieter in Kontakt zu treten, seien ergebnislos geblieben. Der Vermieter, das ist die LEG. Das stand mal für Landesentwicklungsgesellschaft, ein öffentliches Unternehmen also. Vor acht Jahren ging es an Whitehall, einen Investmentfonds der Bank Goldman Sachs.

Standard-Mail statt Abhilfe

„Sie bekommen eine Standard-Mail“, berichtet Irmgard Beckmann. Schnelle Abhilfe gebe es nicht bei Problemen. Von denen es einige gibt. Eine Terrasse ist vermüllt – in der Folge fließt Wasser in die Keller. Büsche wurden seit langem nicht mehr zurückgeschnitten – man kommt nicht mehr gut an die Mülltonnen. Schimmel im Hausflur, weil das Dach undicht ist. Darum, so schien es, wollte sich die LEG kümmern. Ein Dachdecker sei bestellt worden. „Aber der kam nicht aufs Dach, weil niemand einen Schlüssel für die Tür hatte“, erinnert sich Irmgard Beckmann. Wundern kann sie sich darüber nicht: Es gibt zwar noch einen Verwalter. Der habe sich aber nicht nur um die rund 300 Wohnungen in Steinbüchel zu kümmern, sondern auch um die Häuser in Opladen. Dort hat die LEG viele alte Eisenbahnerwohnungen übernommen. „Das sind auch noch mal um die 1000 Einheiten“, sagt Arnold Beckmann. „Wie soll der Mann das schaffen?“ Bis vor 18 Monaten ging das noch besser. Es gab ein Mieterbüro in der Derr-Siedlung.

So ziemlich die erste Amtshandlung der LEG war aber, es zu schließen. Stattdessen gibt es eine „Mieter-Hotline“ nach Düsseldorf. Das erspare den Mietern Wege und diene der „besseren Service-Qualität“, sagt auf Anfrage Birgit Hölker-Schüttler, Sprecherin bei der LEG. Viele Fragen könnten am Telefon oder per Mail sofort geklärt werden. „Das können Sie vergessen. Da hängen Sie nur in der Warteschleife.“ Das ist jedenfalls die Erfahrung von Martina Clelia und den Beckmanns.

Letztere haben zudem Schwierigkeiten mit der Nebenkosten-Abrechnung. „Noch am Donnerstag habe wir eine Stunde mit der Anwältin vom Mieterverein zusammengesessen“, sagt Irmgard Beckmann. Anders gehe es nicht mehr, nachdem die LEG ein Inkassobüro beauftragt hatte, Rückstände einzutreiben – „obwohl es noch ein riesiges Guthaben gibt“, aus früheren Nebenkosten-Abrechnungen. Das alles stimmt die Mieter nicht gerade optimistisch. Am Freitag hat es geschneit. Martina Clelia hat sich schon am Morgen gefragt, ob diesmal der Winterdienst funktioniert. Nach der Panne am vorigen Samstag sei der Hausmeisterdienst ermahnt worden, sagt LEG-Sprecherin Hölker-Schüttler. Ob das wirkt? Die Mieterin ist nicht überzeugt. Sie hat sich schon besser gefühlt in der Derr-Siedlung.

Bestandspflege im LEG-Vertrag

Eine Sozialcharta sollte helfen: Als die damalige CDU/FDP-Landesregierung unter Jürgen Rüttgers 2006 beschloss, die LEG zu privatisieren, erhob sich vielstimmiger Protest: Mieterorganisationen, Gewerkschaften und die SPD-Opposition waren gegen den Verkauf des Unternehmens, das rund 130 000 Wohnungen verwaltete.

Sogar eine Volksinitiative wurde ins Leben gerufen um den Landtag dazu zu zwingen, sich nochmals mit der Angelegenheit zu befassen. Doch das Vorhaben scheiterte: zu wenige Unterschriften.

In dem Vertrag ist unter anderem festgelegt, in welchem Maß die LEG ihren Wohnungsbestand pflegen muss. Nach Angaben von Vorstandschef Thomas Hegel übertrifft das Unternehmen diese Vorgaben.

In Leverkusen besitzt die LEG neben der Derr-Siedlung ehemalige Eisenbahner-Wohnungen in Opladen und rund um die Kolberger Straße in Quettingen. (tk)