Nachfrage ist eingebrochenWiesdorf bekommt kein Karnevalszelt mehr
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Leverkusen – „Eine kleine Niederlage ist es für mich schon“, muss Johannes Brüls eingestehen. Aber: „Wiesdorf fallen zu lassen, war die richtige Entscheidung. Das ist in den letzten Jahren zusammengebrochen.“ Seit zwölf Jahren veranstaltet er Sitzungen in den Wiesdorfer und Opladener Karnevalszelten. Nun bleibt nur noch das Opladener Zelt – denn in Wiesdorf hat das Interesse zuletzt stark nachgelassen: „Vor einigen Jahren waren Sonntagabend noch 1000 Menschen in unserem Zelt, da mussten wir Leute wegschicken. Im letzten Jahr waren es 150.“
Woran das liegt? „Schwer zu sagen. Wir rätseln darüber regelmäßig, es ist kaum zu erklären.“ Vielleicht sei Wiesdorf nicht so familiär, so dörflich wie Opladen. Dort nämlich sind die Schüler- und Vereinspartys am Samstag und Sonntag schon so gut wie ausverkauft. Für die Schülerparty am Opladener Marktplatz haben sich laut Brüls erstaunlich viele Wiesdorfer Gymnasiasten angemeldet. Die Schüler verkaufen in den Pausen die Eintrittskarten und dürfen die Hälfte für ihre Abikasse behalten: „Das ist für alle prima“, erklärt Brüls.
Die erste seiner Veranstaltungen steigt mit der Weiberfastnachtsparty schon am Donnerstag, dann geht es Schlag auf Schlag: Schülerparty am Freitagabend, das kostenlose Fußgängerzonen-Event „LaFuZo“ und die Vereinsparty „Dat jitt et nur bei uns“ am Samstag. Es folgt der Karnevalsgottesdienst am Sonntagvormittag und schließlich die große „After Zoch Party“ nach dem Opladener Rosenmontagszug.
Die Vorfreude ist groß, Sorgenfalten bereitet dem Veranstalter allerdings der Personalmangel: „Wir suchen dringend Verstärkung für die Theke.“ Viele alte Bekannte habe er aktiviert bekommen, „aber die meisten wollen am Rosenmontag nicht mehr bedienen, sondern feiern. Das bringt uns leider nichts, wenn sie keiner bedienen kann.“
Finanziell bedeutet jede Session für Brüls ein Risiko: „Die Kosten für Zelt, Heizung, DJ Totte und das gesamte Personal liegen im fünfstelligen Bereich. Sollte eine Veranstaltung ausfallen, schreibe ich rote Zahlen.“ Ohnehin sei die Motivation nicht der kleine Gewinn, der rausspringt, wenn alles optimal läuft: „Wenn man es kaufmännisch betrachtet, müsste man es eigentlich lassen“, sagt Brüls. Aber: „So lange sich das Zelt finanziell trägt und die Familie nicht zu sehr darunter leidet, mache ich das gerne.“
Die Kosten seien höher als im letzten Jahr, man habe daher schon Getränkekarten mit erhöhten Preisen gedruckt – um es dann doch sein zu lassen. „Dafür nehmen wir an Weiberfastnacht und Rosenmontag jetzt einen kleinen Eintritt, vier oder fünf Euro“, so Brüls. Nachdem er sich zwischendurch fragte, „ob wir es komplett aufhören“, ist die Euphorie eine gute Woche vor Weiberfastnacht wieder riesig: „Wiesdorf macht mich zwar traurig, aber wir gucken jetzt, dass Opladen die nächsten 300 Jahre funktioniert.“ Rheinischer Optimismus, der in Opladen kurz vor dem Sessionshöhepunkt zur besten Zeit kommt.