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Wolfgang Orth gestorben„Mr. Topos“ hat die Bühne verlassen – Ein Nachruf

Lesezeit 5 Minuten
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Wolfgang Orth im Jahr 1998.

  1. Der Topos-Betreiber, Kult-Wirt und Konzerveranstalter ist im Alter von 73 Jahren am Dienstag gestorben
  2. Wolfgang Orth prägte die Leverkusener Kultur-Szene immens, etwa mit dem „Jazz Lev“-Festival
  3. Enge Vertraute und befreunde Künstler erinnern sich an einen besonderen Leverkusener

Leverkusen – Er kämpfte lange. Er galt als Leverkusens konsequentestes Stehaufmännchen und überlebte Hirninfarkte. Jetzt aber ist Wolfgang Orth tot. Der Kult-Wirt und Kult-Konzertveranstalter, der Musikliebhaber und von allen, die ihn kannten, was nicht wenige waren, mindestens geschätzte, eher aber geliebte Betreiber des Jazzclubs Topos starb am Dienstagabend nach langer Krankheit im Klinikum. Er wurde 73 Jahre alt.

Schock unter „Jazz Lev“-Vertrauten

Birgit Kremer, die stellvertretende Vorsitzende des 1978 von Wolfgang Orth mit gegründeten Musikvereins „Jazz Lev“, war bis zuletzt eine seiner engsten Vertrauten und spricht von einem Schock. „Wir im Verein sind aus allen Wolken gefallen.“ Natürlich sei ihr bewusst gewesen, dass Wolfgang Orth sehr krank gewesen sei. „Aber er ist ja immer wieder auf die Beine gekommen.“

Und das habe sie eben auch dieses Mal gedacht, als sie vor drei Tagen erfahren habe, dass er – wie so häufig zuletzt – auf der Intensivstation liege. „Nun aber war es dann doch zu viel für ihn. Sein Herz war so geschwächt, dass es aufhörte zu schlagen.“

Seit 40 Jahren an Orths Seite

Kremer war fast 40 Jahre lang, „quasi seit Gründung des „Jazz Lev“, mit Wolfgang Orth befreundet. Bis zuletzt habe sie regelmäßig mit ihm telefoniert. Gesehen indes habe sie ihn seit der 40-Jahr-Feier des Vereins im vergangenen August nicht mehr. Die Eröffnung des dreitägigen Konzertreigens vor dem Topos, der die kleinere Version des im Jahr zuvor zum letzten Mal ausgetragenen Street-Life-Open-Airs gewesen war, sollte sich denn auch als letzter öffentlicher Auftritt Wolfgang Orths herausstellen.

Sichtlich gezeichnet von seiner Krankheit hatte er damals noch einmal eine Rede auf der Bühne gehalten und im Kreise seiner Freunde gestanden. „Und ich behalte ihn auch genau so in Erinnerung. So, wie ich ihn immer kannte eben“, sagt Birgit Kremer.

„Schillernde Figur, die mich lange begleitet hat“

Einer, der mit Wolfgang Orth ebenfalls befreundet war, ist Eckhard Meszelinsky. Der 64-jährige ehemalige Chef der Leverkusener Jazztage bezeichnet ihn als „schillernde Figur, die mich lange begleitet hat. Es war Wolfgang, der mich in den 60er und 70er Jahren mit dem Jazz in Berührung brachte. Vorher habe ich, wie allen anderen auch, Stones und Beatles gehört. Blues und Rock eben. Im Topos dann erlebte ich zum ersten Mal Jazz. Das war eine prägende Erfahrung.“

Von Beginn an habe er in diesem Club seine Freizeit verbracht und die Liebe zur Musik entwickelt. Leverkusen habe Wolfgang Orth als Kulturschaffendem und Menschen viel zu verdanken.

Eine Leverkusener Instititution

Eckhard Meszelinskys Nachfolger als Jazztage-Organisator, Fabian Stiens, der auch Konzerte im Opladener Scala veranstaltet, sagt, dass Wolfgang Orth eine Institution Leverkusens gewesen sei. „Gerade für mich, der ich ja auch selber Musiker bin, war es in jungen Jahren immer ein Traum, einmal im Topos oder beim Street Life aufzutreten.“

Das Motto sei immer gewesen: „Wenn man einmal da spielt, dann hat man schon verdammt viel geschafft.“ Fabian Stiens hatte Wolfgang Orth im Frühjahr 2018 zum letzten Mal persönlich getroffen. Der Topos-Chef habe ihn seinerzeit gefragt, ob er nicht das Street Life als Veranstalter übernehmen könne. Dieser Plan habe sich zwar zerschlagen, weil der organisatorische Aufwand dafür zu groß gewesen wäre. Dennoch sei man weiter in Kontakt geblieben.

Schmickler: „Entdeckte bei ihm den Jazz“

Auch der seit Jahren in ganz Deutschland populäre, aus Hitdorf stammende Kabarettist Wilfried Schmickler sagt, dass er in jeder Hinsicht von Wolfgang Orth und dem Topos geprägt worden sei: „Ich entdeckte bei ihm Musik, vor allem den Jazz.“

Und: Es war als Jugendlicher ein wichtiger Moment für mich, als ich mit 16 zum ersten Mal vor diesem Club stand und die Klingel drückte, die es damals noch gab. Wolfgang Orth machte die Tür auf, ließ mich herein – und ich fühlte mich sofort wohl bei ihm und in dieser neuen Welt. Das war wie ein Initiationsritus.“ Er habe sich von Anfang an als unglaublich freundlicher und offener Mensch erwiesen. „Und über die Jahre haben wir uns miteinander befreundet.“

Ein Pionier für die Subkultur

Unbestritten seien über diese persönliche Beziehung hinaus aber auch die Verdienste Wolfgang Orths für die Stadt: „Er war eine der ganz wichtigen Personen für die Entwicklung der Leverkusener Subkultur.“

Bereits 1994 war Wolfgang Orth auch deshalb mit dem Kurt-Lorenz-Preis ausgezeichnet worden. Dieser Preis würdigt Menschen, die sich um das Wohl Leverkusens verdient gemacht haben. Und das hatte Wolfgang Orth zweifelsohne getan – auf kultureller wie sozialer Ebene: Bereits vor dem Topos hatte er die Chronos-Galerie und das Galerie-Café betrieben – zwei Einrichtungen, in denen die Mitglieder der lokalen wie regionalen Kunstszene eine Heimat und ein Zuhause gefunden hatten und aus denen bekannte Leverkusener Künstler wie Dietmar Noworzyn oder Peter Kaczmarek hervorgegangen waren.

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Mit dem Topos, das 1969 seine Pforten öffnete, weil der Platz in den Galerien irgendwann nicht mehr ausgereicht hatte für größere Veranstaltungen, gelang es ihm dann gar, Weltstars wie Bob Geldof, Chris Barber, Billy Cobham, Art Blakey oder Chet Baker nach Wiesdorf zu holen.

Apropos Topos: Das Programm in dem beliebten Wiesdorfer Club geht weiter. Alle Konzerte, die für die kommenden Tage und Wochen geplant sind, werden stattfinden. „Das wäre auch im Sinne von Wolfgang gewesen“, sagt Birgit Kremer und fügt an: „Er hat immer betont, dass für ihn das Sterben zum Leben dazugehört.“ Die Feierlichkeiten im kommenden Sommer zum 50. Gründungstag seines Kult-Clubs wird Wolfgang Orth leider nicht mehr miterleben.