Streit bei Leverkusens GrünenÖko-Aktivisten müssen draußen bleiben
- Der Vorstand setzt sich durch: Kritische Öko-Aktivisten sollen nicht in die Partei.
- Im Treibhaus geht es hoch her – alte Rechnungen werden beglichen.
- Umwelt-Kämpfer Manfred Urbschat verlässt die Versammlung vorzeitig.
Leverkusen – Die Grünen haben den Zuwachs an Mitgliedern selbst gestoppt. Mit sehr deutlicher Mehrheit und nach einer scharfen Debatte im Schlebuscher Treibhaus. Dorthin hatte der Kreisvorstand der Öko-Partei eingeladen, um eine sehr heikle Frage zu klären: Wie halten wir es mit profilierten Umwelt-Aktivisten, die nun mitmachen wollen? Erst recht, wenn sie schon mal dabei waren und uns enttäuscht verlassen haben?
Die Antwort der Mitglieder glich am Dienstag der des Vorstands: Aktivisten, nein danke. Zuvor war der organisierte Aufnahmewunsch der Alt-Grünen Brigitte von Bonin, Manfred Urbschat und Ingrid Baare sowie der Noch-nie-Grünen Martina Frimmersdorf, Roland Hölzer, Guido Sattler und Jürgen Wasse vom Vorstand erörtert worden. Mit durchwachsenem Ergebnis: Einige wurden aufgenommen, andere nicht. Brigitte von Bonin, Manfred Urbschat sollten nicht wieder in die Partei, Martina Frimmersorf auch nicht.
Ein Begründungsschreiben für alle
Eine Begründung gab es schriftlich – und gleichlautend: Kreisgeschäftsführer Kevin Liebig legte dar, die Aktivisten würden in der Partei „Spannungen erzeugen“, „destruktiv“ wirken. Und sie hätten in der Vergangenheit „nicht freundlich“ über Leverkusens Grüne gesprochen.
„Wir haben die Aufnahme als nicht zielführend angesehen“, fasste Anja Boenke am Dienstagabend die Motive des Vorstands zusammen. Die Ablehnung diene dem „Schutz der Partei“. Das sahen aber nicht alle heutigen Grünen-Granden so. Dirk Danlowski bezeichnete die Ablehnung als „befremdlich: Ich hätte das als Chance angesehen.“ Vier bis fünf engagierte Leute „können nicht die Partei zerlegen“.
Arnold: „Was hat sich denn bei uns geändert?“
Roswitha Arnold sah’s völlig anders: Die Vorsitzende der Ratsfraktion, deren Politik in den vergangenen Jahren von den Abgelehnten oft kritisiert worden war, erkannte keinen Sinn in einer Mitgliedschaft: „Was hat sich denn bei uns geändert?“
Klaus Wolf, der Brigitte von Bonin seit 40 Jahren kennt, sagte: „Dir fehlt Solidarität. Das können wir nicht aushalten.“ Aber der Alt-Grüne machte auch einen Vorschlag: „Bei uns ist alles öffentlich, jeder Arbeitskreis. Macht da mit, bringt Euch ein, dann sehen wir weiter.“
Ein Kompromiss, der nicht angenommen wird
Das sollte ein Vorschlag sein, mit dem der Streit um die Mitgliedschaft aufgeschoben und entschärft worden wäre. Dazu hätten die vom Vorstand Abgelehnten allerdings ihre Anträge vorerst zurück ziehen müssen. Das aber geschah nicht. Weder Brigitte von Bonin, noch Martina Frimmersorf und schon gar nicht Manfred Urbschat wollten eine solche Kompromisslösung.
Urbschat hatte die vom Vorstand eingeräumten zwei Minuten Redezeit bei weitem nicht gebraucht, um die Ablehnung als „Farce“ abzutun – und zu gehen. Frimmersdorf fragte sich, ob die Leverkusener Grünen „ein Privatclub sind, mit Türstehern“.
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Von Bonin schließlich konnte die Vorstandsbedenken gar nicht nachvollziehen. Die meisten Mitglieder aber schon: Nur zwei, drei votierten in geheimer Abstimmung für die Aufnahme der Aktivisten, jeweils mehr als 20 dagegen. Unter die Räder kam dabei auch Ingrid Baare.