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„Ride of Silence“ durch LeverkusenEine Fahrt zum Gedenken an die Getöteten

Lesezeit 3 Minuten

Wiesdorf, Manfort, Küppersteg, Opladen: Der „Ride Of Silence“ führte quer durch die Stadt.

  1. Einmal im Jahr treten Rad-Aktivisten weltweit den „Ride Of Silence“ an.
  2. Mit ihm wird der im Straßenverrkehr getöteten Radfahrer gedacht und mehr Sicherheit eingefordert.
  3. Eine Station der Fahrt durch Leverkusen war jene Stelle, an der vor einem Jahr die elfjährige Myna starb.

Leverkusen – Auf dem Zettel, den Andrea Kittel in der Hand hält, stehen mehr als nur die 13 Stationen der Radtour, die sie gleich antreten wird. Es sind jene 13 Stationen, an denen in Leverkusen in den vergangenen Jahren Menschen zu Tode gekommen sind. Menschen wie sie. Radfahrerinnen und Radfahrer. Und wenn Andrea Kittel nun gemeinsam mit gut 20 Mitgliedern des hiesigen Fahrradclubs ADFC diese Stationen abfahren wird, dann geht es vor allem Anderen ums Erinnern. Und ums Mahnen.

Keine Lobby für Radler

Die Städte müssten sicherer werden, sagt sie. Radfahrer besäßen keine Lobby. Gingen unter im Verkehr der Autos und Lastkraftwagen. Und fielen diesem Ungleichgewicht seit Jahren zum Opfer – bei Unfällen, die nicht selten eben tödlich endeten. Andrea Kittel spricht nicht von „Unfallopfern“. Sie spricht ausschließlich und bewusst von „Getöteten“. Denn genau das seien Menschen wie etwa die elfjährige Myrna aus Leverkusen. Getötete. Genau das sei einer wie Myrna widerfahren, als sie im Oktober 2019 in Manfort von einem LKW erfasst wurde und starb: „Sie wurde getötet.“ Klar. Hart. Schmerzhaft. So hört sich das an. „Aber so ist es.“

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Jene Stelle, an der die Schülerin zu Tode kam, ist denn auch die erste Station, an denen die Radfahrergruppe Halt macht. An der Tobias Hauner als Organisator dieses „Ride Of Silence“ die Stimme erhebt und an das Mädchen erinnert. Wie er es an allen weiteren zwölf Stelle tut, an denen die Gruppe vorbeikommt. Überall wird an die Getöteten erinnert.

Aktivistin der „Critical Mass“

Andrea Kittel sieht sich als „Aktivistin“, sagt sie. Das ist ihr wichtig. Einmal im Monat nimmt sie teil an der so genannten „Critical Mass“ – einer mehr oder weniger spontanen Zusammenkunft von Radfahrern, die für ihre Rechte und ihre Sicherheit in die Pedale treten. Dieser heutige „Ride Of Silence“ wiederum sei eine Tour auf dem Rad, die jedes Jahr weltweit einmal stattfinde. Nicht nur in Leverkusen. Aber eben auch hier – „weil hier noch viel getan werden muss auf den Straßen“. „Radfahren wird immer wichtiger“, betont sie. Aber in Städten wie dieser würden Mobilitätskonzepte noch viel zu inkonsequent gedacht. „Dabei würden alle von eigenen Wegen für Radfahrer profitieren: Die Autofahrer – weil wir von ihren Straßen runter wären. Und die Fußgänger – weil kein Radfahrer mehr auf dem Bürgersteig fahren würde.“

Respektvolles Miteinander

Während der Fahrt von Wiesdorf über Manfort nach Küppersteg und Opladen bleibt die Gruppe stets beisammen. Wird sogar von einigen Polizisten auf Rädern begleitet, die aufpassen, dass einerseits der Verkehr nicht gestört wird durch die Radler – und die Radler andererseits nicht von den übrigen Verkehrsteilnehmern gestört werden. Es ist ein friedliches, respektvolles Miteinander. Eines, bei dem es egal ist, ob jemand Aktivistin, Aktivist, ADFC-Mitglied oder Polizistin und Polizist ist. Weil sie nämlich alle Menschen sind. Menschen auf Rädern. Menschen, die sich Sicherheit und Respekt wünschen. Und die Menschen gedenken, die nicht vergessen werden dürfen.