Zwei Jahre Lockdowns, HeimunterrichtAbiturienten in Rhein-Sieg stecken in Prüfungen
Rhein-Sieg-Kreis – Als er da war, der letzte Schultag, beschlich Jana Thöne und Chiara Lüsser ein merkwürdiges Gefühl. Wie viele andere Schülerinnen und Schüler schreiben die beiden 18-Jährigen zurzeit am Gymnasium Lohmar ihre Abiturprüfungen. Hinter ihnen liegen zwei Jahre Oberstufe, die für sie insbesondere von Videokonferenzen geprägt war. Ein Rückblick.
„Es fällt viel Anspannung von einem ab“, sagt Jana Thöne, noch bevor die Prüfungen wirklich begonnen haben. Die Corona-Pandemie sei in den Hintergrund gerückt. „Die Maskenpflicht ist ja jetzt auch aufgehoben.“ Chiara Lüsser ergänzt: „Es ist komisch, die ganzen Leute wieder zu sehen, die man vorher zwei Jahre lang nur am Bildschirm gesehen hat.“
Viele Schülerinnen und Schüler habe das frustriert, die Bildschirme blieben ausgeschaltet. „Oft hat der Lehrer einen Monolog gehalten“, sagt Thöne.
Pflichtpraktika fehlten
Besonders übel sei die Situation im zweiten Lockdown im Winter 2020/2021 gewesen. „Allerdings war der Druck zu Hause höher als in der Schule. Die Lehrer haben viel mehr Aufgaben gestellt. Dafür hatte man die Chance, seinen Schnitt zu verbessern, weil es keine Noten für die Beteiligung im Unterricht gab. Mich hat das irgendwie angespornt“, sagt Lüsser, wohl wissend, dass das wohl nicht bei allen so war.
„In diesem Frühjahr haben wir den Präsenzunterricht vor allem genutzt, um zu wiederholen“, sagt Thöne. Sie möchte ab dem Herbst auf Lehramt studieren. „Leider gab es die Pflichtpraktika nicht, da hätte ich sonst mal in den Beruf hineinschnuppern können. Aber dafür, dass Corona war, sind wir echt gut vorbereitet – da hatte es den Jahrgang 2020 schlimmer getroffen.“
Wenigstens Abschlussfahrten gab es
Der Abiturjahrgang 2022 hat einen Großteil der Zeit im Heimunterricht gelernt. Im Gegensatz zum Jahrgang 2021 konnten aber die Abschlussfahrten stattfinden, für Lüsser und Thöne ging es mit Maske und negativem Test nach Südtirol. Auch darüber, dass die Mottowoche vor den Osterferien stattfinden konnte, freuten sie sich sehr. „Das war vielen sehr wichtig. Da konnte man etwas loslassen und war befreiter. Es war ein guter Abschluss der Schulzeit“, sagt Lüsser.
„Man hat auch mehr mit den Leuten aus der Stufe gemacht als man sonst gemacht hätte“, resümiert Thöne. Diese Ansicht bekräftigt Sabine Trautwein, Schulleiterin des Gymnasiums Alleestraße in Siegburg: „Die Gemeinschaft ist doch das, an was man sich nach seiner Schulzeit erinnert.“
Schriftliche Prüfungen dauern bis 10. Mai
Die schriftlichen Prüfungen des Zentralabiturs in NRW finden zwischen dem 26. April und dem 10. Mai statt. Ab dem 11. Mai beginnt sowohl die Phase der Nachschreibetermine als auch die der mündlichen Prüfungen. Bis zum 25. Juni sollen alle Schülerinnen und Schüler ihr Abiturzeugnis erhalten. (mfu)
Auch an ihrer Schule durften die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten anders als 2021 die Abschlussfahrt genießen – wenn auch nur zu Zielen innerhalb Deutschlands. Hinsichtlich des Distanzunterrichts sei die Schule technisch gut ausgerüstet gewesen und habe alle Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr Abitur machen, unterstützen können: „Es fehlte an nichts, und niemand musste auf etwas verzichten.“
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Mit einer Mischung aus Distanz- und Präsenzunterricht sollte verhindert werden, „dass die Schüler sechs Stunden in Videokonferenzen verbringen müssen. Das hat mehr Abwechslung geschaffen“. Zudem hätten sich die Abiturientinnen und Abiturienten untereinander ausgetauscht, etwa, wenn sie gemeinsam an Präsentationen arbeiteten. „Niemand wurde allein gelassen“, betont Trautwein.
„Die Schüler konnten in Chats ihre Fragen an Lehrer stellen oder wurden von ihnen angerufen, wenn es nicht weiterging. Der Kontakt war da – wer nicht vorbereitet ist, hat seinen Chancen nicht genutzt“, sagt die Schulleiterin. Auch sie blickt einer Zeugnisvergabe in den eigenen Schulräumen entgegen, nachdem die Abiturfeiern des Vorjahres im Walter-Mundorf-Stadion stattgefunden hatten. „In letzter Zeit war ja alles normal, wenn man von den Masken absieht. Da ist die Erleichterung groß.“