„Ungeheuere Kameradschaft“Schuljahrgang 1935 aus Siegburg erinnert sich an Schulzeit
Siegburg – Im März 1950, wegen der Nachkriegswirren ein Dreivierteljahr später als geplant, wurde der Siegburger Schuljahrgang 1935 in den Ernst des Lebens entlassen. Zu ihrem 15. Klassentreffen kamen im Hotel Restaurant Siegblick jetzt sechs der ehemals 45 Schüler zusammen. Schülerinnen zählten seinerzeit nicht dazu, sie wurden in der Parallelklasse unterrichtet.
Die Begrüßung im Siegblick ist die alter Freunde, ohne großes Aufhebens, lachend, kumpelhaft. Und jeder erfüllt gern die Bitte, ein kleines Stück von seinen Schulzeit-Erinnerungen preiszugeben. Wie der gebürtige Freilassinger Walter Klöck (87), der wegen des Berufs seines Vaters, erst „eine Odyssee hinter sich brachte“, bis er 1940 im Rheinland landete. „Ich fühlte mich dann in der Schule sehr gut aufgehoben“, berichtet der gelernte Maschinenschlosser. Einzig Lehrer Schneids Methode, ihn an beiden Ohren zu ziehen, um ihm den oberbayerischen Dialekt abzugewöhnen, sei für ihn befremdlich gewesen.
Von einer Schulzeit, „in der man viel über naturwissenschaftliche Themen lernte“, erzählt Josef Müller (87). Seine anschließende Bäckerlehre war zunächst getrübt. Bei seinem ersten Meister bekam er nichts zu essen. „Ich wäre fast verhungert, habe nachts meine Sachen gepackt und mich davon gemacht.“
An erster Stelle stand bei Heinz Limbach (86) „lernen, lernen, lernen“, auf Platz zwei der Fußball. „So oft es ging, haben wir gekickt. Trotz der armen Zeit war es eine schöne Jugend.“ Als Fußballer hat es der Ingenieur bis in Auswahlmannschaften geschafft.
An den „auf Ordnung drängenden und engagierten Lehrer Römer, der streng war, uns aber handfeste Dinge beigebracht hat“, erinnert sich Universitätsprofessor Ingbert von Martial (86). Und „an den hier neben mir (zeigt lachend auf Willi Schier), weil er der einzige war, der mich im Laufen geschlagen hat“.
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Genau dieser Lauf zählt bei Willi Schier (86) aus naheliegendem Grund zu den dauerhaften Erinnerungen. Der ehemalige Vertriebsleiter strahlt zudem, wenn er vom Schulfunk erzählt. „Das war die einzige Stunde, bei der die Mädchen zu uns in die Klasse durften. Die hatten kein Radio, wir schon.“
Karl-Heinz Wiesgen (86) denkt schmunzelnd an einen Schulstreich. Bei dem wurde im Schulsport eine große Wasserlache so geschickt ins Fußballspiel eingebunden, dass Sportlehrer Mai exakt dort nach einem Foul „im hohen Bogen in die Pfütze flog“.
Wiesgen spricht von einer „ungeheueren Kameradschaft“, die entstand, nachdem für das letzte Schuljahr die Schulen Wolsdorf, Zange und Innere Stadt zu einer zusammengefasst wurden und aus „Feinden Freunde wurden“. Walter Brau konnte krankheitsbedingt nicht kommen und schrieb aus dem bayerischen Rain am Lech eine Karte mit besten Wünschen.