Der 31-jährige Troisdorfer beteuerte vor dem Bonner Landgericht, unter Zwang gehandelt zu haben.
ProzessauftaktTroisdorfer Banker soll 850.000 Euro von Konten seiner Kunden abgezweigt haben
Bei einem abendlichen Treffen im März 2018 in einer Parkanlage am Rotter See soll eine Betrugsaffäre begonnen haben, an deren Ende eine Bank in Troisdorf rund 850.000 Euro weniger in der Kasse hatte. Dafür verantwortlich sein soll ein ehemaliger Mitarbeiter (31) des Instituts, der sich seit Freitag vor der 10. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts wegen Untreue, Betrugs und Urkundenfälschung in 22 Fällen verantworten muss. „Ich wurde unter Druck gesetzt, bin erpresst worden, mir und meiner Familie wurde Gewalt angedroht“, sagte der Angeklagte.
Er habe Anfang 2018 guten Freunden, zwei Brüdern und einem ihrer Kumpel, insgesamt 8000 Euro auf Treu und Glauben geliehen, weil sie „etwas Illegales“ getan hätten „und Leuten Geld schuldeten“. Was das war und wem sie etwas schuldig gewesen seien, hätten sie ihm nicht gesagt, um ihn nicht hineinzuziehen.
Am Rotter See hätten er und die Freunde besprechen wollen, wie die Sache aus der Welt geschafft werden könne, als zwei vermummte Gestalten aufgetaucht seien, die ihn gegen die Rippen und auf die Nase geschlagen und eine Waffe gezeigt hätten; „die sah echt aus“.
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Troisdorfer sollte Geld auf Kölner Firmenkonten überweisen
Die Fremden hätten alles über seine Familie gewusst. Wenn er nicht tue, was die von ihm verlangten, täten sie ihm, seiner Familie und den drei Freunden Gewalt an. Er solle bei einem fingierten Überfall auf seine Bank mitmachen, hätten die Maskierten verlangt, und dafür sorgen, dass genug Geld griffbereit sei. Er sei aber gar kein Kassierer, sondern Privatkundenberater, habe er geantwortet, außerdem gehe es in Troisdorf anders zu als in einem Hollywoodfilm, in dem immer ein Haufen Geld am Bankschalter liege.
Daraufhin seien die Männer verschwunden, am nächsten Tag aber vor dem Haus eines seiner Freunde, bei dem er zu Besuch war, vorgefahren, wieder maskiert, wieder mit Waffe.
Dort hätten sie von ihm gefordert, dass er auf Konten zweier Firmen in Köln und Moers, Geld überweisen und dafür die in der Bank geführten Konten von Familienmitgliedern sowie anderer Kunden nutzen sollte. „Die wollten Millionen von mir“, beteuerte der Angeklagte. Darüber hinaus sollte er Bargeld abheben und an Boten in der Bankfiliale übergeben. Die Polizei sei aus Angst vor Repressalien nicht eingeschaltet worden.
Banker soll Beratungsgespräche in der Bank vorgespielt haben
Die Deals liefen nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft so ab: Der Angestellte war als Berater berechtigt, im Kundenauftrag Überweisungen vorzunehmen. Mit einem solchen Formular soll er zu Kollegen gegangen sein und sich von ihnen die für den Transfer nötige zweite Unterschrift erbeten haben, dann flossen Einzelbeträge zwischen 25.000 und 64.000 Euro auf die Konten der zwei Firmen. Wenn Bargeld ausgehängt wurde, soll einer der Brüder, deren Kumpel oder dessen Verwandte an seinem Schreibtisch gesessen haben.
Der Angeklagte tat so, als führe er mit ihnen ein Beratungsgespräch, füllte dabei eine Auszahlungsanweisung von einem beliebigen Konto aus, ging zur Kasse und ließ sich das Geld auszahlen, das er dem angeblichen Kunden oder auch einem Boten an der Hintertür übergab.
Staatsanwaltschaft fordert rund 850.000 Euro von Troisdorfer zurück
Am 27. April 2018 fiel der Betrug auf, die Bank informierte betroffene Kunden und die Polizei. Der Angeklagte wurde vier Jahre vergeblich per Haftbefehl gesucht, bis ihn im August 2022 zufällig eine Polizeistreife in einem Lokal an den Kölner Ringen stellte. Der Gesuchte hatte sich die ganze Zeit an seiner Meldeadresse aufgehalten, der Wohnung seiner Mutter in Troisdorf.
Die Staatsanwaltschaft fordert rund 850.000 Euro zurück. Nach Angaben des Gerichts hat das Geldinstitut inzwischen 442.000 Euro von den Fremdkonten zurückgeholt, so dass sich die Schadenssumme entsprechend verringert. Das Urteil wird in drei Wochen erwartet.