AboAbonnieren

TroisdorfWie eine Frau das „Fest der Kulturen“ an Burg Wissem fast alleine stemmt

Lesezeit 2 Minuten
Für die Drachenjagd beim Fest der Kulturen an Burg Wissem in Troisdorf brauchte man eine ruhige Hand.

Für die Drachenjagd beim Fest der Kulturen an Burg Wissem in Troisdorf brauchte man eine ruhige Hand.

Ein gewaltiger Kraftakt ist die Organisation für Evtychia Savvoulidou und ihren Verein Kinderkulturwelt.

Katharina und Ben sind auf Drachenjagd. Hochkonzentriert zielen die Vierjährige und ihr achtjähriger Bruder mit ihren Armbrüsten auf die kleinen Holzdrachen, die in einem offenen Zelt vor der Burg Wissem aneinandergereiht sind.

Zum zehnten Mal hatte Evtychia Savvoulidou und ihr Verein Kinderkulturwelt zum Festival der Kulturen auf die Burgwiesen eingeladen, erneut in enger Zusammenarbeit mit den Aktiven des Mittelaltermarkts, die auf den Nebenflächen ihr Zeltlager aufgeschlagen hatten.

Die Organisation ist ein gewaltiger Kraftakt für den Troisdorfer Verein

Für den Verein Kinderkulturwelt bedeutet das Festival der Kulturen jedes Mal ein gewaltiger Kraftakt. Im vergangenen Jahr hatte die Veranstaltung ausgesetzt, weil sich die Vereinsvorsitzende Savvoulidou dringend um ihre Gesundheit kümmern musste. Die Neuauflage hat sie wiederum nahezu im Alleingang gestemmt: „Man muss ja schon im Herbst die Händler akquirieren, die dann im kommenden Jahr teilnehmen.“

Auf dem Mittelaltermarkt konnte man sich schminken lassen.

Auf dem Mittelaltermarkt konnte man sich schminken lassen.

Sowohl im Orga-Team des Festivals als auch im Verein fehlen dringend helfende Hände: „Hier hat Corona für einen tiefen Einschnitt gesorgt. Ich brauche den Austausch mit anderen, ich will nicht immer alles alleine entscheiden müssen.“

Doch aufgeben ist für die 66 Jahre alte frühere städtische Erzieherin keine Option: „Ich bin stur, ich glaube an die Idee dieser Veranstaltung. Es geht darum, dass Menschen zusammenkommen. Wir reden von Vielfalt und wir leben diese Vielfalt.“

Organisatorin Evtychia Savvoulidou und ihr kleines Unterstützerteam.

Organisatorin Evtychia Savvoulidou (2. v.re) und ihr kleines Unterstützerteam.

Richtig sei aber auch, dass sie die Verantwortung gern an jemand anders abgeben würde. Und ohne die Unterstützung von treuen privaten und gewerblichen Spendern und Sponsoren lässt sich das etwa 15.000 Euro teure Budget der Veranstaltung nicht stemmen. So hofft Evtychia Savvoulidou, dass sich in den kommenden Wochen doch noch weitere Helfer finden, zumal die guten Besucherzahlen für die Veranstaltung sprechen.

Mittelalter und Multikulti an Burg Wissem in Troisdorf

Da konnten die Kinder nicht nur auf Drachenjagd gehen, auch mit Pfeil und Bogen sowie Holzschwertern durfte ausgiebig experimentiert werden. Einhornköpfe dienten als Ziele für das Ringwerfen. An der „Hexenschänke“ konnte man sich stärken. Neben dem Mittelalter-Schwerpunkt setzt Savvoulidou auf Multikulti mit Kunsthandwerk aus Afrika und ausrangierten Fahrradschläuchen, die sich in schillernde Schmuckstücke verwandelten. An einem anderen Stand konnten die vielfältigen Nutzungen von Kokosnüssen ausprobiert werden.

Vor Ort zu war auch zu erleben, wie sich eine aussortierte Wollsocke in ein Steckenpferd verwandelt. Eher nicht für ein kindliches Publikum gedacht war das handgearbeitete metallene Kettenhemd, das als Bikini geschnitten war und bei dem der Tragekomfort die eine oder andere Frage aufwerfen dürfte. Ein attraktives Musikprogramm auf der Bühne rundete die Veranstaltung ab.