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Wechsel zur LandeskircheTroisdorfer Kantorin verabschiedet sich mit Chorkonzert

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Eine Frau steht an einem Dirigentenpult, hinter ihr sitzen Männer und Frauen, die zuhören.

Brigitte Rauscher, langjährige Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde Troisdorf und Kreiskantorin, verabschiedete sich mit einem Konzert in der Johanneskirche.

Seit 2001 hatte Brigitte Rauscher die Kirchenmusik der Evangelischen Gemeinde entwickelt und geprägt.

Als Übung für sein Diplom komponierte Giacomo Puccini einst die „Messa a quattro voci con orchestra“. Am 12. Juli 1880 führte er sie als 22-Jähriger am Istituto Musicale Luigi Boccherini in seiner Heimatstadt Lucca zum ersten Mal auf. Das Werk atmet wie kaum ein anderes seines Œuvres jugendlichen Elan. So stand es den Ausführenden in der Troisdorfer Johanneskirche beim Abschiedskonzert der langjährigen Kantorin Brigitte Rauscher durchaus zu Gesicht.

Musikalische Leiterin arbeitete seit 2001 in Troisdorf

Nicht nur, weil die Jugendkantorei im Chor mitwirkte. Vielmehr herrschte allenthalben eine frohe Grundstimmung. Das galt für die „große“ Kantorei an der Johanneskirche ebenso wie für die Musiker und Musikerinnen des „Neues Rheinisches Kammerorchester Köln“ und die zwei Solisten sowie die vielen Gäste im vollbesetzten Gotteshaus.

Brigitte Rauscher genoss als Dirigentin die Leistung des gesamten Klangkörpers ebenfalls, galten doch dessen Anstrengungen ihr selbst. Die gebürtige Brasilianerin war ab 2001 Kantorin in Troisdorf, später Kreiskantorin. Zum 1. September ist sie von der Evangelischen Kirche im Rheinland zur neuen Landeskirchenmusikdirektorin berufen worden.

Regelmäßige, von ihr konzipierte und geleitete Konzerte mit großer Orchesterbegleitung waren kennzeichnend für ihren kirchenmusikalischen Weg in Troisdorf. Dabei stellte sie hohe Anforderungen an sich und an die Ihren, die stets in konzertante Glanzleistungen mündeten und in der Region viel Ansehen genossen.

Ein Chor und ein Orchester bei einem Konzert in einer Kirche.

Die Kantoreien der Gemeinde, das Neue Rheinische Kammerorchester Köln und zwei Solisten führten Puccinis Messe auf.

Melodienreichtum und forscher Puls charakterisieren die „Messa di Gloria“, wie sie auch bezeichnet wird. Das 50-minütige Werk trägt viele Wesenszüge der Opern Puccinis, auch die eines Verdi und Gounod. Vortrefflich arbeitete Rauscher diese Merkmale heraus, mit intensivem Dirigat, zurückhaltender, gleichwohl fordernder Mimik und ständigen Blickkontakten zu den Ausführenden. So verschmolzen Chor und Orchester zu einem bestaunenswerten Ganzen. Der Chor selbst bestach mit harmonischem Miteinander der Stimmgruppen.

Die präzise ausgeführten polyphonen Sequenzen, die wohl dosierte Wucht in den Fortissimi, die schlaggenauen Einsätze und Endungen, die klaren Höhen in den Oberstimmen und das sonore Fundament der Unterstimmen prägten den fesselnden Abend. So nisteten sich die farbenglühenden Melodien des Gloria ein im Gemüt der Gäste. Und immer korrespondierten die Botschaften eines „Gloria in excelsis“, „Laudamus te“ oder des im Stil eines Opernchors intonierten „Qui tollis peccata mundi“ mit einem feierlichen, freudigen oder demütigen Duktus.

Troisdorfer Chor bereitete sich fünf Monate lang auf das Konzert vor

Dramatischer und gebethaft erklang das „Credo“ und untermauerte den Glauben an Gott. Auch diese Linienführung stellte keine Hürde für Chor und Orchester dar. Dem standen Tenor Henning Jendritza und Bariton Rainer Land in nichts nach. Ein brillantes Duett setzte im „Agnus Dei“ den Schlusspunkt der Gloria-Messe. Zuvor meisterte Jendritza das Gratias agimus“ mit lyrischer Umsetzung, während Land im „Benedictus“ mit getragener Ausführung die Ergebenheit bebilderte.

Nach kurzem Einhalten und ohne Applaus ging es nach der Messe übergangslos in Mendelssohns Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“. So blieb die Spannung erhalten, und die Schönheit dieses kurzen Werks konnte intensiver wirken. Strahlend gelang das Werk des Hamburger Romantikers. „Mehr als zufrieden“ zeigte sich Brigitte Rauscher im Anschluss an das Konzert. Glücklich sei sie darüber, „dass alle mitgezogen haben“. Gewiss ein wichtiges Lob, schließlich arbeitete der Chor insgesamt fünf Monate am Projekt.