Jazz und GrungeGitarristin präsentiert neues Album im Kunsthaus Troisdorf
Troisdorf – „Ein toller Ort, ein gutes Team und ein sehr offenes, nettes Publikum – hier stimmt alles“, lobt Christina Zurhausen das Kunsthaus Troisdorf, in das sie immer wieder zurückkehrt. Ein- oder mehrmals im Jahr konzertiert die Jazzgitarristin hier in wechselnden Formationen.
Der Kontakt ergab sich 2012 bei einem Abend in der Reihe von „Open Scene“, die Gitarrist Sven Axer organisiert. Seitdem gehört die Musikerin zu den gern gehörten Stammgästen. Und so wollte sich die Bandleaderin und Instrumentalpädagogin auch in diesem Jahr mit einem neuen Album in Troisdorf präsentieren, doch wegen Corona ist das Konzert verschoben auf 2022.
Melodie und Improvisation
Songs, die melodische Eingängigkeit mit viel Improvisation, rockiger Attitüde, energetischem Zugriff und einem rauen Sound verbinden – das ist der Stil von Ausfahrt: So heißt die Band von Christina Zurhausen, mit der sie bereits die CD „Vergessene Möglichkeiten“ (Fattoria Musica Records) eingespielt hat.
„Meine Musik folgt der Ästhetik des Grungerock“, sagt die in Pulheim lebende Musikerin, die stets die „geliebten 60er und gelebten 90er Jahre“ im Sinn hat – letztere waren prägend für sie, als Gruppen wie Nirvana und Pearl Jam aus dem Geist des Underground die Popmusik gegen den Strich bürsteten.
Grunge passt auch zum „rauen Alltag des Ruhrgebiets“, meint Christina Zurhausen, die aus Bottrop stammt und neben Bodenständigkeit auch Sinn fürs Hintergründige hat. Dazu erforscht das Quartett etwa „Vergessene Möglichkeiten“ – so das Titelstück der CD, das ebenso den Jazz als Basis hat wie „Tango Unchained“ oder „Monks Honk“ als Hommage an den legendären Pianisten Thelonius Monk.
Ein ungewöhnlicher 5/8-Takt prägt den Titel „221 B“, der in den Konzerten von Ausfahrt dem Publikum regelmäßig Rätsel aufgibt. „Aber die wenigsten kommen darauf: Es ist 221 Baker Street, die Hausnummer von Sherlock Holmes“, verrät die Musikerin und outet sic als Fan des von Arthur Conan Doyle erfundenen Meisterdetektivs. „Ich gebe meinen Titeln gern einen persönlichen Bezug. Auch ohne Textbotschaft sollen sie sprechen.“
Ungewöhnlicher Takt
So prägen federnde Viertel das poppige Finale „All The Walls I Strike My Head Against Are Inside My Head“. Klar, hier will jemand mit dem Kopf durch die Wand, allerdings mit spielerisch-leichter Attitüde. Dazu hat sich Christina Zurhausen drei kompetente Kollegen ins Boot geholt: Saxofonist Henning Vetter, Torben Schug am Bass und Ramon Keck (Schlagzeug). Mit dem Drummer ist sie seit 2019 verheiratet: „Wir konnten zum letzten Mal eine große Party feiern, bevor Corona kam“, erzählt Zurhausen.
Ihre Mitstreiter hat sie an der Kölner Musikhochschule kennengelernt, abgeschlossen hat sie das Studium aber in Osnabrück. Hier liegt auch „Fattoria Musica“, ein zum Tonstudio umgebautes altes Bauernhaus. Längst kein Geheimtipp mehr für Musiker, die eine besondere Klangqualität suchen. So wie Christina Zurhausen, die beide „Ausfahrt“-Alben hier aufgenommen hat.
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Auf der nächsten CD, die im Juni beim Label Unit Records erscheinen soll, werde es auch die eine oder andere Coverversion geben, verrät die Gitarristin. Doch überwiegend veröffentlicht sie eigene Stücke; im Lockdown blieb viel Zeit zum Komponieren.
Auftritte fielen für die umtriebige Bandleaderin dagegen aus, auch mit dem eigenen Funk-Soul-Ensemble Roter Funke oder mit dem Pianisten Frank Wunsch und der Sängerin Emese Muehl. Mit diesem Jazztrio will Zurhausen nun auch ein Debütalbum realisieren und hofft auf Unterstützung durch eine Startnext-Crowdfunding-Kampagne.