Nach Duett mit JazzlegendeSängerin Gaby Goldberg lehrt in Siegburg und Troisdorf
Siegburg/Troisdorf – „Willste mal weinen?“ Mit dieser Frage verband Paul Kuhn stets eine Einladung an Gaby Goldberg. Die Sängerin, oft zu Besuch beim Pianisten im schweizerischen Lenzerheide, kam dann mit ins Musikzimmer. Gemeinsam hörte man Jazzstandards, ließ sich von ihnen anrühren. Und probierte Songs aus. „Paul Kuhn war mein Ziehvater und einer der einfühlsamsten Sängerbegleiter, die ich kenne“, sagt Gaby Goldberg über ihren Bühnenpartner.
Wie der Grandseigneur der deutschen Jazzszene seiner Vokalistin den Klangteppich ausrollt, ist etwa in der Gershwin-Ballade „Someone To Watch Over Me“ zu hören, die sich auf der CD „Gaby Goldberg and the Paul Kuhn Band“ findet. 2010 ist das Album entstanden, zeitlos schöner Mainstream-Jazz, den man mit Vergnügen hört. Wie Perlen reihen sich die 13 Titel aus dem Great American Song Book aneinander. Liebevoll arrangiert von Paul Kuhn, der Gaby Goldbergs Faible für Bossa Nova mit „I Concentrate On You“ oder „This Is Always“ ins beste Licht rückt. Und glänzend aufpoliert von seiner neunköpfigen Band.
Sängerin und Pädagogin
„Ich habe sehr viel von ihm gelernt, zum Beispiel die Lockerheit auf der Bühne“, erinnert sich die Rösratherin an ihren Mentor. Dieses Wissen gibt die Sängerin auch als Pädagogin weiter. So lehrt sie an der Engelbert-Humperdinck-Schule in Siegburg und unterrichtet auch an der privaten Schule „Play Music“ in Troisdorf. „Mit der Musik eine Geschichte erzählen“: Was Gaby Goldberg selbst gelingt, will sie auch ihren Schülerinnen vermitteln. Dazu jene Flexibilität in der Stimme, klare Artikulation und jazzige Phrasierung, womit sie auch ihr Publikum begeistert – sei’s in Shanghai oder in Siegburg, wo zum Beispiel mit der Oldtime-Jazzformation Woodhouse zu hören war.
Dabei hat die gebürtige Düsseldorferin selbst nie regulär Gesangsunterricht genommen: „Ich bin nicht mit Musik groß geworden.“ 1961, da war sie sechs Jahre alt, zog die Familie in die Eifel. In der Schule zeigte sich ihr vokales Talent, als Heranwachsende sang sie in diversen Bands. Das Studium der Pädagogik blieb ein Intermezzo. Längst verdiente sie ihr Geld als Backgroundsängerin, etwa für Heino, Andrea Berg, Matthias Reim oder Udo Jürgens. „Seine Arrangements waren oft sehr schwierig“, wie sich Goldberg erinnert.
Debüt mit der Paul Kuhn Big Band
„Man muss sehr präzise sein und gut vom Blatt singen können“, beschreibt sie diese Arbeit. 1982 begegnete Gaby Goldberg erstmals Paul Kuhn. „Nachdem ich ihm zwei Standards vorgesungen hatte, war für ihn klar, dass ich in die Vocal Group seiner Frau Ute gehöre.“ So wurde sie jüngstes Mitglied der Ute Mann Singers. Sechs Jahre später gab Goldberg ihr Debüt mit der Paul Kuhn Big Band in der Kölner Philharmonie – „in der Serie Jazz Pops, das war der Ritterschlag“. Als Solistin trat sie dann auch mit den Big Bands des Hessischen und des Südwestrundfunks auf, gab zahlreiche Gigs auf Festivals und in Clubs.
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Weil Gaby Goldberg Harmonien und das Singen im kleinen Ensemble liebt, hat sie ein eigenes Projekt entwickelt: „Girl Talk“ – nach einem Song von Betty Carter – heißt ihr neues Trio. Mit von der Partie ist die auf Mallorca lebende Caren Schweitzer-Faust sowie Miëtt Molnar, die mit ihrem Mann Hans Dekker, dem Schlagzeuger der WDR Big Band, in Much lebt. „Feinen Vocal Jazz“ verspricht Goldberg ihrem Publikum, das sich freilich gedulden muss: Sechs Titel hat das Trio Anfang 2020 im Studio aufgenommen, dann kam die Corona-Pandemie, und gemeinsame Proben waren passé.