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„Shot World“Troisdorf wird einmal im Jahr Zentrum für Fans von Paintball und „Home Defence“

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Pistolen stehen aufgereiht auf einem Tisch, ein Kunde hält ein großes Modell in der Hand.

In der Troisdorfer Stadthalle fand die erste „Shot World“ statt.

Die Messe „Shot World“ fand erstmalig in Troisdorf statt. Aussteller präsentieren Zubehör für Geländespiele, aber auch Waffen zur Selbstverteidigung.

Camouflage-Farben und Schussgeräusche dominieren am Wochenende in der Troisdorfer Stadthalle, die erstmals als Austragungsort der Verbrauchermesse „Shot World“ dient. Vor allem Paintball- und Airsoft-Fans sind aus verschiedenen Teilen Deutschlands und dem Ausland angereist. Neben Zubehör für Geländespiele sind auch sogenannte „Home-Defence“ Güter hoch im Kurs.

Direkt neben dem Eingang steht ein militärisch anmutender Buggy, auf dem Boden liegt Munition. „Das sieht hier alles sehr wild und militärisch aus, hat mit der Realität aber nichts zu tun“, sagt ein Aussteller vom Verein Airsoft Events: „Airsoft ist eher wie Räuber und Gendarm für Leute, die da Geld reinstecken“.

Neue Standortsuche wegen wachsender Kundschaft

Komplett ungefährlich sei das Geländespiel, bei dem verschiedene Teams mit Softairwaffen aufeinander schießen, aber auch nicht, räumt der Aussteller ein: „Ich hab selbst auch ein paar Narben an der Schulter“. Neben ihm steht eine Gruppe von Menschen in Polizeiuniformen. Die „Dienstgruppe Polism“ simuliert echte Polizeieinsätze aus Nordrhein-Westfalen als Live-Act-Events.

Eine Frau und ein Mann in Polizeiuniformen stehen vor einem Messestand, neben ihnen eine uniformierte Schaufensterpuppe, die Waffen und einen Helm trägt.

Die „Dienstgruppe Polism“ simuliert Polizeieinsätze als Live-Act-Events.

Bewaffnet mit Airsoft-Pistolen und eigenen Streifenwagen spielen ihre Kunden Polizei. „Echte“ Polizisten begleiten die Aktionen oft und stellen dabei die Täter dar, erzählt der Aussteller. Das Tragen der Polizeiuniformen stelle rechtlich kein Problem dar: „Im nicht-öffentlichen Raum darf man alles tragen. Für die heutige Messe haben wir eine Genehmigung von der Troisdorfer Polizei“.

18 Jahre lang organisierte „Shot World“-Geschäftsführer Lars Herzig mit den „X-Days“ eine reine Paintball-Messe bei Frankfurt. Da das Interesse von Kunden und Ausstellern wuchs, suchten Herzig und sein Team nach einem neuen, größeren Standort und erweiterten das Angebot durch den Airsoft-Bereich.

Die Standortsuche erwies sich zunächst als schwierig, sagt Herzig: „Man muss auf eine Verwaltung treffen, die vor dem Thema nicht zurückschreckt“. In Troisdorf habe die Zusammenarbeit mit der Stadt, dem lokalen Ordnungsamt und der Polizei sehr gut funktioniert, so Herzig.

„Wir haben jetzt einen Mietvertrag für zehn Jahre unterschrieben und sind uns alle einig, dass das eine sehr gute Idee war“, sagt Herzig. 30 Aussteller sind heute in der Stadthalle, Herzig kennt jeden persönlich: „Es gibt viele Vorurteile über unsere Branche, da muss man sich nichts vormachen. Hier hat aber keiner irgendwelche politischen Ambitionen oder übt für den dritten Weltkrieg“.

Hier hat keiner irgendwelche politischen Ambitionen oder übt für den dritten Weltkrieg.
Geschäftsführer Lars Herzig

Auch Ausrüstung für die Selbstverteidigung bzw. „Home Defence“ kann auf der „Shot World“ erworben werden. „Es ging mit Corona los, dass die Nachfrage da größer wurde“, sagt Lars Herzig, „das wird aber nie unser Fokus sein.“ Es gäbe ein paar Kunden, die auf die Messe kommen, um legale Waffen für zu Hause zu erwerben. Die Hauptzielgruppe seien aber Geländespieler, die sich für solche Güter wenig interessieren, so Herzig.

Boris Zolyniak ist Aussteller für „PepperBall“. Ursprünglich für US-amerikanische Polizisten entwickelt, verwandeln Pfefferpulver-Kugeln Paintball-Pistolen in Waffen. Legal dürfen diese in Deutschland nur zur Tierabwehr oder Notwehr eingesetzt werden. „Es scheint immer mehr das Bedürfnis zu geben, etwas zum eigenen Schutz zu Hause zu haben. Viele Leute sind interessiert, kleine Pfefferspraygeschosse, die man auch legal mitführen kann, für ihre Frauen oder Töchter zu kaufen“, so Zolyniak.

Zum Großteil versammeln sich Männer auf der „Shot World“. Viele sind in Freundesgruppen oder Geländespielteams unterwegs. An Schießständen können sich Paintball-Fans im erschwinglicheren Airsoft ausprobieren, einige Kunden lassen sich spontan tätowieren.

Auf einer Bühne gibt es Podiumsdiskussionen, es geht unter anderem um die Lobbyarbeit des Verbands deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler. „Viele von uns haben schon eine Faszination für Militärtechnik und mögen es, diese Uniformen zu tragen“, sagt ein Besucher, der Airsoft spielt, „generell geht es uns aber vor allem um das Teamgefühl und den Sport“.

„Paintball- und Airsoftspieler sind auf den ersten Blick ein spezielles Publikum, aber ich sag immer, die wollen nur spielen. Das sind alles große Kinder“, sagt Lars Herzig augenzwinkernd. Insgesamt rechnen die Veranstalter mit 1500 Besucherinnen und Besuchern an diesem Wochenende.