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„1,7 Millionen“Kurzfilm zum Pflegenotstand feiert in Troisdorf Premiere

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Alle Darstellerinnen und Darsteller des Kurzfilms „1,7 Millionen“.

Troisdorf – Für die Gäste im Saal des Cineplex Troisdorf war es mehr als nur eine Filmpremiere. Den Kurzfilm „1,7 Millionen“ zu sehen, der die Missstände in der Pflege aufs Korn nimmt, bedeutete für sie, dass der Fokus einen Abend lang auf die Probleme in ihrem Berufszweig gelegt werden würde.

Genau das war auch das Ziel von Drehbuchautor Matthias Prehm, als er die Idee zu dem zehnminütigen Film hatte. „Es ist aufregend, es ist überwältigend und diese Begeisterung, die alle schon beim Dreh, der Planung und der Umsetzung gezeigt haben, spiegelt sich auch heute wider“, sagte Prehm am Samstagabend.

Kurzfilm 1,7 Millionen zeigt chronische Überlastung auf den Stationen

Als „Schwester Matthias“ – der Name steht auf einem Schild an seinem Revers – führt Prehm in blauer Arbeitskleidung durch das Filmgeschehen. Lakonisch kommentiert er den Zustand chronischer Überlastung auf den Stationen. „Wir haben es mit Arbeitsteilung versucht“, führt er an, worauf der kleinwüchsige Peter Gatzweiler als Pfleger ein Patientenzimmer betritt. Dort liegt der Troisdorfer Imbissbuden-Besitzer Luc de Witte. „Ich muss mal“, sagt dieser. „Groß oder klein?“, fragt der 1,25 Meter große Pfleger, um gleich hinterher zu schieben: „Ich bin nur für Klein zuständig.“

Seinen Feierabend beginnt er mit dem warmen Applaus seiner Kolleginnen und Kollegen, den er mit dem Handy aufnimmt. Sogleich checkt Peter im Hotel „Das Kronprinz“ ein. „Zahlen Sie bar oder mit EC?“, fragt die Hotel-Angestellte. „Mit MP3 bitte“, antwortet der Gast und spielt die zuvor aufgenommene Audio-Datei ab. Eine gelungene Anspielung auf die vermeintlichen Solidaritätsbekundungen der Gesellschaft zu Beginn der Corona-Pandemie, die viele Pflegekräfte als zynisch empfanden, hatten sie sich doch eine bessere Bezahlung erwünscht.

Pflegerinnen und Pfleger kommen im Kurzfilm 1,7 Millionen zu Wort

Ansonsten bleibt die Pandemie in „1,7 Millionen“ komplett außen vor. Dagegen kommen am Ende des Kurzfilms Pflegerinnen und Pfleger zu Wort und berichten, was ihnen ihr Beruf bedeutet: „Pflege ist für mich, für jeden Menschen bis zum Ende zu kämpfen“, heißt es etwa oder „Pflege ist für mich bürokratisch, aber bedeutet auch, gestalten zu können.“

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Daniel Ludewig und Metin Dogru sind beide Darsteller im Film und erfolgreiche Influencer.

Und auch den Darstellenden, die die Klinik im echten Leben nur aus dem Krankenbett kennen, war es wichtig, eine bedeutende Botschaft hinaus zu senden: „Ich habe früher in einer Reha-Klinik gearbeitet und habe größten Respekt vor dem, was das Personal leisten“, sagte der queere Social Media-Star Daniel Ludewig nach der Premiere. „Meine Mutter ist ebenfalls in der Pflege und sie hat es kaputt gemacht. Sie kam kaum dazu, sich selbst zu verwirklichen und an sich selbst zu denken.“

Viele der 180 Zuschauerinnen und Zuschauer an diesem Premierenabend arbeiten selbst in Krankenhäusern und Kliniken und kennen die im Film angedeuteten Erlebnisse wie unterbesetzte Schichten, lästernde Kolleginnen und Kollegen oder psychische Gewalt während der Ausbildung.

Dinge, denen Diana Leisering und Lino Huitenga entgegen wirken wollen. Sie arbeiten in Kölner Kliniken und engagieren sich in der Gewerkschaft Bochumer Bund. „Der Film ist ein Spiegel der Situation. Er war sehr gut, weil er das Thema Unterbesetzung anspricht“, sagte Leisering. „Viele Kollegen sind angespannt, aber mal darüber zu lachen, kann einiges kompensieren“, ergänzte Huitenga.

Der Film ist unter dem Titel „1,7 Millionen – Ein Film für die Pflege!“ auf dem Youtube-Kanal „HumorPille Matthias Prehm“ zu finden.