Jüdisches LebenAusstellung in der Troisdorfer Europaschule beschäftigte Schülerinnen und Schüler

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Schülerinnen und Schüler erarbeiteten kurze Präsentationen zu Roll-ups der Ausstellung ‚Gesichter und Geschichten - Jüdisches Leben in Deutschland‘.

Schülerinnen und Schüler erarbeiteten kurze Präsentationen zu Roll-ups der Ausstellung ‚Gesichter und Geschichten - Jüdisches Leben in Deutschland‘.

Dr. Michael Käufer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bibliothek der Europaschule am Bergeracker voranzubringen. Mit der Ausstellung „Jüdisches Leben in Deutschland“ ist ihm ein großer Schritt gelungen.

„Ich finde das hier sehr interessant, nicht alles wird im Unterricht erklärt“, sagte Mia, die mit ihrem Kurs „Praktische Philosophie“ gerade die Ausstellung „Gesichter und Geschichten - Jüdisches Leben in Deutschland“ besucht hatte. Auf 16 sogenannten Roll-ups werden Höhe- und Tiefpunkte der jüdischen Geschichte in Deutschland gezeigt.

Das MiQua.LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier hat sie erarbeitet und gestaltet. Vier Themenfelder werden abgedeckt, von „Recht und Unrecht“ und „Leben und Miteinander“ über „Religion und Geistesgeschichte“ bis zu „Kunst und Kultur“. Mia gehörte zu einer der vier Gruppen, die sich in die Fakten dahinter einarbeiteten. Denn zu den Tafeln gehören digitale Inhalte, Videos und Interviews etwa.

Religions- und Philosophiekurse nahmen das Angebot wahr

Gut drei Wochen lang war die Ausstellung in der Bibliothek der Europaschule Am Bergeracker zu sehen. Vor allem Religions- und Philosophiekurse der Sekundarstufe nahmen das Angebot wahr. Außerdem konnten Schüler allein kommen, machten von dieser Möglichkeit auch Gebrauch, wie Marita Thieleke, langjährige Mitarbeiterin, beobachtete.

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Die Öffnung nach außen jedoch funktionierte noch nicht so recht. Doch Dr. Michael Käufer, selbst Lehrer, ist eigens zu dem Zweck an die Schule gekommen, die vielleicht ein bisschen eingestaubte Bücherei zu beleben und mit kulturellen Aktivitäten aufzupeppen.

Dr. Michael Käufer hat das Angebot in die Bibliothek der Europaschule geholt.

Dr. Michael Käufer hat das Angebot in die Bibliothek der Europaschule geholt.

„Ein regelmäßiger Veranstaltungskalender soll etabliert werden“, sagte der stellvertretende Schulleiter, Florian Kremer. „Vorgesehen sind weitere Ausstellungen, Auftritte von außen und aus der Schülerschaft.“ Ein erster Aufschlag war dermaßen erfolgreich, dass er wegen des Besucherandrangs in die Aula verlegt werden musste: die Lesung mit Ivar Buterfas-Frankenthal, einem Holocaust-Überlebenden. 

„Die Schülerinnen und Schüler gehen mit sehr viel Respekt mit den Zeitzeugen um“, hatte Schulleiterin Sabine Lewerenz beobachtet, „sie haben Bücher gekauft und sie sich signieren lassen.“ Dieser Geist ist auch spürbar bei der Vorstellung der Arbeitsergebnisse der Achtklässler. Jede Gruppe hat sich intensiver mit einem Roll-up befasst.

Der Kurs Praktische Philosophie besuchte die Ausstellung gemeinsam.

Der Kurs Praktische Philosophie besuchte die Ausstellung gemeinsam.

Dora Gerson etwa haben sie sich vorgenommen, Theater- und Filmschauspielerin im Berlin der 1920er-Jahre. Sie flüchtete nach der Machteinsetzung der Nazis in die Niederlande, wurde nach dem deutschen Einmarsch aufgespürt und in einem Konzentrationslager ermordet. Sichtlich bewegt rekapitulierten die Schülerinnen und Schüler ihr Leben.

Christen haben im 14. Jahrhundert Juden bei lebendigem Leib verbrannt

Ins 14. Jahrhundert kehrte eine andere Gruppe zurück, zu den Pestzeiten in Europa. Schnell hatten Christen die Juden dafür verantwortlich gemacht, sie bei lebendigem Leib verbrannt. Da war die Erschütterung bei den jungen Menschen greifbar. Sie fanden aber auch positive Beispiele, wie Leo Baeck, der Juden zur Flucht verhalf und die Zeit des Nationalsozialismus überlebte. Der Rabbiner war erster Präsident des 1955 gegründeten Leo-Baeck-Instituts, für die Verständigung von Christen und Juden.

Und sie entdeckten Beispiele, bei denen Juden und Christen sich gegenseitig halfen, wie 1784 bei dem verheerenden Hochwasser in Köln nach einem Bruch von Eisschollen, die den Rhein aufgestaut hatten. „Ich finde gut, dass über die Geschichte informiert wird“, resümierte Ilidjon. 

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