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Rotkäppchen in TroisdorfFast 100 Studierende spüren in Projekten dem Mythos nach

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Nele Mohrbach hat Rotkäppchen neu verfilmt.

Troisdorf – Rotkäppchen, das ist Märchen, Parabel, Filmstoff allemal, aber vielleicht auch Kriminalfall oder weltumspannendes Menschheitswissen. Fast 100 Studierende der Universität zu Köln sowie der Bergischen Universität Wuppertal nahmen sich einer der bekanntesten Figuren der deutschen Literatur an.

Nach einem Besuch im Bilderbuchmuseum entwickelten sie ein Ausstellungsprojekt mit zahlreichen Exponaten, von Illustrationen bis zu Podcasts und Videos, das nun in der Burg Wissem zu sehen ist.

Professorin Kirsten Schindler vom Institut für Deutsche Sprache und Literatur aus Köln war schon 2019 auf Museumsleiterin Pauline Liesen zugekommen. Doch die Pandemie erzwang mehrfach eine Verschiebung der Umsetzung.

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Pauline Liesen zeigt eine Wendepuppe.

Nach den Lockdowns und den vielen digitalen Vorlesungen und Seminaren sollten die Studierenden jetzt aber wieder in einem Außenraum arbeiten. Da bot sich Troisdorf an, gibt es doch hier die Waldmann-Sammlung.

Das Schweizer Ehepaar hat zusammengetragen, was ihm zu Rotkäppchen in die Finger fiel. Liesen zeigte bei der Präsentation einige Stücke aus dem Fundus, eine Wendepuppe etwa oder Camembert-Verpackung, Teekanne und Sekt sowie Originalillustrationen zu Bilderbüchern.

Der Märchenstoff bietet grenzenlose Möglichkeiten

In der ersten Ideensammlung schon zeigte sich, dass es grenzenlose Möglichkeiten für die Bachelor- und Master-Studierende gibt. Sie ließen sich von Liesen bei einer Führung durch die Sammlung inspirieren und kehrten zurück, um in Gruppen neue Herangehensweisen an das Märchen und neue Darstellungsformen des Stoffes zu entwickeln.

Caroline Wittig vom Institut für Germanistik/Didaktik der deutschen Sprache und Literatur der Bergischen Universität kam dazu. Sie lobte die ästhetischen Methoden und künstlerischen Herangehensweisen ihrer Teilnehmer. „Es war ein tolles Thema für ein Seminar“, befand auch Schindler, „kein Projekt war doppelt.“

Das Spektrum ist groß. Leonard Jonas stellte sein „Sowjetkäppchen“ vor. Er beschäftigt sich mit dem Ukraine-Konflikt, wobei die Ukraine die Märchenfigur ist, die vom Wolf Russland gefressen wird. Ist die Nato der Jäger oder nicht? Könnte die Krim die Rolle der Großmutter einnehmen? Seine Comic-Adaption hängt in den kommenden Wochen prominent im Treppenhaus.

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Nellie Sittig hat einen True Crime Podcast entwickelt: Eas ist wirklich passiert?

Franziska Brinkmeyer und Joelle Stollenwerk haben die Vitrine daneben bestückt. Sie sind dem Rotkäppchen-Mythos in der weltweiten Literatur gefolgt und fanden zahllose Illustrationsbeispiele für die Geschichte in anderen Ländern, auf anderen Kontinenten, die sie ansprechend vorführten.

Alle Projekte übrigens sind per QR-Code „nachzuschlagen“, dort sind alle Exponate, Videos und Wortbeiträge hinterlegt. Emma Hatschijew hat ein „Wolf, ärgere Dich nicht“-Spiel entwickelt, die schwarzen Figuren gehören natürlich dem Wolf.

„Der Schein trügt“ ist das Gemeinschaftswerk von Jule Pommer, Lynne Lehmann und Maja Bohlmann, die sich intensiv mit den Formensexualisierter Gewalt in der Mythos-Darstellung auseinandergesetzt haben und dies in einem eindrücklichen, großformatigen Bild zeigten.

Der Bösewicht hat viele Gesichter und Rollenbilder

Die unterschiedlichen Rollenbilder des Bösewichts hat dagegen Maria Cara ausgegraben. Auf ihrem Bild taucht der fressende Vertilger des kleinen Mädchens auch als Hund auf. Den vielleicht pfiffigsten Ansatz fand Nellie Sittig, die einen so genannten „True crime“-Podcast erstellte.

Sie wechselt die Perspektive und fragt: Was ist wirklich passiert? Wird der Wolf vorverurteilt und war nur zufällig am Tatort. Darum hat sie einen komplexen Kriminalfall gestrickt, inklusive psychologischer Gutachten. Den kann, wer mag, sich im Rotkäppchen-Raum in einem eigens präparierten Sessel anhören.

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Nele Mohrbach hat ebenfalls einen modernen Ansatz gewählt. Sie hat die Geschichte neu verfilmt und stellt sich die Frage: Wie würde Rotkäppchen reagieren, wenn es heute passiert. Und so will „Red“ im schicken, roten Kleid nach einer Party durch einen Park zur Großmutter, wo sie übernachten darf nach Hause gehen.

Dabei trifft sie auf Wolfgang, der sie erst charmant umwirbt, sie dann aber bedrängt.Die Jägerin Diana kommt zufällig vorbei. Die selbstbewusste, junge Frau vertreibt den übergriffigen Belästiger. Zu Hause erwartet sie im Internet zuerst ein Shitstorm, als sie vor Wolfgang warnt. Bald indes kommen die positiven Rückmeldungen. Rotkäppchen steckt noch immer voller neuer Geschichten.