FanbetreuerWas EM-Volunteer Mike Pütz aus Troisdorf mit Schotten und Engländern erlebte

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EM-Volunteer Mike Pütz in Köln mit vier jubelnden Fußballfans aus der Schweiz in rot-weißem Outfit.

Mike Pütz ist als EM-Volunteer in Köln eingesetzt und hat dabei auch viel Spaß, wie hier mit Fans aus der Schweiz.

„Mir macht das Riesenspaß“, sagt Mike Pütz. Der 60-Jährige aus Troisdorf-Bergheim hilft als EM-Volunteer den Fans, sich in Köln zurechtzufinden.

Mike Pütz hat seit einigen Tagen ein paar Kleidungsstücke mehr. T-Shirts, Polo-Shirts und Jacken in leuchtendem Grün, graue Hosen, ein gelbes Käppi und weiße Sportschuhe zählen zu seiner Ausstattung als EM-Volunteer. Am Dienstag war er wieder im Einsatz. Zum Spiel England–Slowenien wurden in Köln 40.000 britische Fans erwartet. Pütz half bis in den späten Abend dabei, dass sich die Gäste in der Domstadt zurechtfanden.

Wie kommen wir zum Stadion? Wo geht es zum Public Viewing? Das sind typische Fragen, die den Volunteers genannten freiwilligen Helfern an den Info-Points gestellt werden. „Manche wollen auch wissen, wo ein Italiener ist, bei dem sie essen gehen können, oder wo es Partys gibt“, erzählt Pütz. Der 60-Jährige und seine Kollegen wissen fast immer Rat. Nur einem Fan habe man nicht weiterhelfen können. „Der hat uns tatsächlich gefragt, wo er Cannabis kaufen kann.“

Vier Personen stehen am Rheinufer, es sind drei EM-Volunteere und der frühere Nationaltorhüter Toni Schumacher.

Zu Mike Pütz' (l.) schönen Erlebnissen als EM-Volunteer zählte die Begegnung mit FC-Legende Toni Schumacher auf der Fan-Fähre.

Seinen ersten Einsatz hatte Mike Pütz, der in Troisdorf-Bergheim wohnt, am Tag vor der EM-Eröffnung ab 16 Uhr am Kölner Hauptbahnhof. Dort trafen Fans aus der Schweiz und Schottland ein. „Die Schotten waren mega-sympathisch“, sagt Pütz, „die kamen und grüßten, auch wenn sie gar keine Fragen hatten.“ Ebenfalls sehr freundlich seien die Schweizer, „aber zurückhaltender“.

Wir haben überhaupt kein negatives Erlebnis gehabt.
Mike Pütz, EM-Volunteer

Wiederum etwas lauter als die Schotten seien insgesamt die Engländer, die am Montag schon überall ihre Fahnen aufgehängt hätten. Angst, von gewalttätigen Fans angegangen zu werden, hat Mike Pütz, der sich beim SV Menden als Sportchef im Frauen- und Mädchenfußball engagiert, nicht. „Wir haben überhaupt kein negatives Erlebnis gehabt“, berichtet der erfahrene Volunteer. Bei der Fußball-WM 2006 und bei der Frauen-WM 2011 war er schon als Freiwilliger in Köln beziehungsweise Leverkusen dabei. 

Für die EM 2024 hatte die UEFA mit den zehn Städten, in denen die Spiele stattfinden, 16.000 Volunteers gesucht. Vor einem Jahr schon konnten sich Interessierte bewerben. Mike Pütz erhielt im Herbst die Nachricht, in der engeren Wahl zu sein. Im März folgten Online-Gespräche. „Da wurde man ein bisschen auf Herz und Nieren geprüft“, berichtet Pütz: „Wie eloquent ist man, kann man einigermaßen Englisch, was ist die Motivation.“

Auf einen Rasen sind Kleidungsstücke und Ausstattung eines EM-Volunteers ausgebreitet: grünes Shirt, grüne Jacken, weiße Schuhe, gelbes Käppi, grüner Rucksack, Ausweis und gelbe Bauchtasche.

Diese Shirts, Jacken und Schuhe, eine Bauchtasche, ein Käppi, ein Rucksack und natürlich ein Ausweis gehören zur Ausstattung eines EM-Volunteers.

Die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses wurde nicht verlangt, aber die Bewerber mussten einer Sicherheitsüberprüfung ihrer Person zustimmen. Schließlich bekam Mike Pütz gesagt, wo er als EM-Volunteer in Köln eingesetzt wird: für die Fanbetreuung am Hauptbahnhof, am Flughafen, an den Info-Points in der Altstadt und in den Public-Viewing-Zonen auf dem Heumarkt und am Tanzbrunnen in Deutz.

Die Kritik, dass die Volunteers, abgesehen von Essens- und Getränke-Gutscheinen, keine Vergütung bekommen, teilt Pütz nicht. „Jeder wusste ja, dass es ein Ehrenamt ist.“ Der 60-Jährige, der in der IT-Security-Branche arbeitet, hat für seine am Montag endenden Einsätze als Fanbetreuer sogar ein paar Urlaubstage geopfert. „Mir macht das Riesenspaß“, sagt er.

Außerdem zählten die vielen schönen Erlebnisse. Etwa die Begegnung mit FC-Legende Toni Schumacher (70) auf der Fan-Fähre oder der spontane Auftritt von fünf schottischen Dudelsackspielern, die sich einfach zu „Kasalla“ auf die Bühne auf dem Roncalliplatz gesellt hätten. Auch die Erfahrung der Zusammenarbeit mit Volunteers mit Handicap, wie etwa dem Down-Syndrom, verbucht Mike Pütz unbedingt als Gewinn. „Die sind mit Begeisterung dabei.“

„Und ich lerne unfassbar viele Menschen kennen“, sagt er. Mit einigen WM-Helfern von 2006 und 2011 halte er noch heute Kontakt. Als schöne Souvenirs gehen die Volunteer-Kleidungsstücke nebst Rucksack und Bauchtasche in Pütz' Eigentum über. Auch Fans hätten sich schon dafür interessiert: „Ich bin schon drei-, viermal gefragt worden, ob man mir das Käppi oder die Schuhe abkaufen könne.“

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