E-Mobilität im KreisTroisdorfer treibt Ladeinfrastruktur voran
Troisdorf – Die Zapfsäule auf dem Firmengelände ist nur noch originelle Deko, Diesel tankt bei Böhm Elektrobau schon lange niemand mehr. Zwölf rein elektrisch betriebene Fahrzeuge umfasst der Fuhrpark, für den das Unternehmen an der Josef-Kitz-Straße dank Photovoltaik auf dem Dach und Batteriespeichern den Strom zu 80 Prozent selbst erzeugt. Und nicht nur das: Mit der vor fünf Jahren gegründeten Sparte Böhm E-Mobility und der 2019 gegründeten Tochterfirma EMobility Netzwerk Deutschland ist der 47-jährige Inhaber Martin Böhm inzwischen ein wichtiger Akteur beim Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland.
Paradies in Norwegen
„Ich konnte mir das vorstellen“, erinnert sich Böhm an die ersten Überlegungen vor zehn Jahren. 2012 kam der erste rein elektrische Kleinbus in die Firmenflotte, seit Dezember 2013 fährt er selbst ohne Verbrennungsmotor. In Deutschland war das noch Pionierarbeit, die Hochzeitsreise 2014 nach Norwegen dagegen eine Fahrt ins „absolute Paradies“: Dort sind inzwischen mehr als 50 Prozent der Neuzulassungen Elektroautos, hierzulande waren es zuletzt etwa 20 Prozent – reine Stromer und so genannte Plug-in-Hybriden zusammengerechnet. Gleichwohl geht der Elektroinstallateurmeister davon aus, dass das für 2020 ausgerufene Ziel der Kanzlerin von einer Million Fahrzeugen in Deutschland in diesem Jahr erreicht wird.
Fahrzeuge, die natürlich auch eine entsprechende Ladeinfrastruktur brauchen. „Das war mal eng“, betont der Unternehmer, der selbst trotz hoher Jahresfahrleitungen nur einmal mit leerem „Tank“ liegengeblieben ist. Heute aber gebe es ausreichend Ladesäulen auch im öffentlichen Raum. „Man kann sich nicht ausruhen“, warnt er zugleich. 2012 installierte Böhm die erste Ladesäule für einen Kunden, eine im Quartal war es im Jahr darauf. „Damals wurde ich belächelt“, inzwischen hat Böhm E-Mobility bereits 2000 bis 2500 Ladepunkte in ganz Deutschland installiert. Und mit den Partnern der Tochterfirma EMobility Netzwerk Deutschland, im November 2019 an den Start gegangen, kamen weitere 4500 Ladesäulen hinzu, deren Technik Böhm einkauft.
Großkunde ist ein Generalunternehmer der Deutschen Post, nach eigenen Angaben erzielt Böhm heute etwa 70 Prozent des Umsatzes mit diesem Geschäftszweig. Dazu gehört inzwischen auch der Rundum-Service für die Auftraggeber: Seit 2019 betreut IT-Spezialist Thomas Rada aus dem Büro an der Josef-Kitz-Straße Ladesäulen weit über die Region hinaus; für Kunden wie öffentliche Verwaltungen, Versicherungen oder Hotels wickeln die Troisdorfer neben Planung, Aufbau und Wartung auch die technische Betriebsführung ebenso ab wie die Abrechnung. Gerne würde Martin Böhm dafür die IT-Abteilung verstärken, insgesamt bewegt sich die Zahl der Beschäftigten auf 30 Personen zu.
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Böhm, der seit einigen Jahren in Much lebt, ist davon überzeugt, dass die Elektromobilität mehr ist als eine Zwischentechnik. Sicher brauche man Alternativen zu Batterierohstoffen wie Lithium, die Wirkungsgrade von Wasserstoff oder synthetisch erzeugten E-Fuels seien aber um ein Mehrfaches geringer. Ganz abgesehen von der aufwendigen Technik für die Wasserstofftankstellen. Für Schwerlastverkehr, Wärme und Kraftwerke könne Wasserstoff aber eine Alternative sein, sagt Böhm. „Unausweichlich“ nennt er die Batterietechnik für die Pkw-Mobilität, gerade mit Blick auf Märkte wie Indien oder China „muss sich die Autoindustrie bewegen.“ Sinkende Preise für Batterien werden seiner Meinung nach ebenso dazu beitragen wie die weiter wachsende Zahl von Ladesäulen. „Parken ist Laden“, wirbt er für Lademöglichkeiten in Parkhäusern oder vor Supermärkten. Buchungsplattformen für Hotels haben Lademöglichkeiten als Suchkriterium aufgenommen, an anderer Stelle ist noch „Luft nach oben“: Das Anschließen der Ladekabel und der Bezahlvorgang per Kundenkarte müssten in 20 Sekunden erledigt werden.