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„Bitte berühren!“In Troisdorf steht Kunst zum Anfassen, Herumtragen und Bewegen

Lesezeit 4 Minuten
Eine moderne rote Skulptur steht vor einer parkähnlichen Wiese.

„Bitte berühren“ heißt das Kunstprojekt, mit dem Bilderhaus Manfred Webel seit nunmehr vier Jahren deutschlandweit unterwegs ist. Die 15. und letzte Station ist bis zum 25. September die Wiese vor der Burg Wissem in Troisdorf

Auf der Wiese vor der Burg Wissem öffnet ab dem 7. September täglich das Mitmachatelier von Künstler Manfred Webel aus Paderborn.

„Heute schon (von) Kunst berührt?“ steht fragend auf dem Auto. Lautet die Antwort nein, lässt sich das schnell ändern – zumindest in den kommenden Wochen vor der Burg Wissem in Troisdorf. Dort macht der Bildhauer Manfred Webel mit seinem Projekt „Bitte berühren!“ Station.

Ab Samstag, 7. September, öffnet sich bis zum 22. September täglich von 12 bis 17 Uhr Webels mobiler Kunstcontainer. Auf der Wiese sind dann die Skulpturen des 59-Jährigen zu sehen, vor allem aber zu berühren, zu bewegen und mit anderen Betrachtern in den Dialog zu treten. Eine Skulptur wird auch auf Tour durch die Stadt gehen und an immer neuen Standorten zu sehen sein.

Auf den Skulpturen in Troisdorf kann man auch sitzen

Seit vielen Jahren sei er Bildhauer, berichtete Webel bei der Ankunft des Containers vor der Burg. „Ich brauche ein Produkt.“ Im Grunde aber stecke hinter seinem künstlerischen Tun ein sozialer Gedanke: „Wir müssen als Gesellschaft viel mehr aufeinander zugehen“, eine Idee, die die Skulpturen prägt. „Sie sind leicht und mobil“, wenn sich jemand daraufsetzt, bewegen sie sich. Aus jeder Perspektive wirken sie anders.

Ein Mann befestigt Metalltrossen an einem roten Überseecontainer.

Vor der Burg Wissem stellte gestern Künstler Manfred Weber seinen roten Kunstcontainer auf

„Ich interessiere mich für ganz normale Menschen“, beschreibt der Bildhauer aus Paderborn seine Motivation. Mit seiner eigenen Freude am Modellieren oder sonstigen Gestalten wolle er sie anstecken. Täglich öffnen daher Webel und seine Mitarbeiterin Angela Behler auch das Mitmachatelier des Containers.

„Wir bieten tausend Dinge an“, erzählt Manfred Webel, zu dessen Team inzwischen 30 Personen zählen; anderswo wurde schon gestickt oder aus Ton modelliert. Die Idee ist, „alle, die nicht schnell genug weglaufen, anzusprechen“ scherzt Webel. In der Tat aber betont er die Bedeutung des kreativen Schaffens: „Man macht etwas für sich, es spricht das Spielerische an.“

In Troisdorf steht dafür die Arbeit mit Porenbetonsteinen im Mittelpunkt. Den könne man leicht bearbeiten und, so der Künstler, „wunderschön rundstreicheln“. Kulturamtsleiter Rainer Land zeigte sich erfreut über die Ankunft des Containers an der historischen Burganlage. Die Stadt habe ja auch den politischen Auftrag, „Kunst für alle“ möglich zu machen.

Eine Frau in schwarzer Kleidung trägt eine moderne rote Skulptur.

Großer Fan der Skulpturen von Manfred Webel ist die Eitorfer Galeristin Carmen Vetere, hier mit einer kleineren Version der Skulptur 'Monami'

Seit vier Jahren ist Manfred Webel mit dem Kunstcontainer unterwegs, Troisdorf ist die 15. und letzte Station des vom Kultursekretariat Gütersloh und verschiedenen Sponsoren ermöglichten Projekts. Dass Künstler und Container hier gastieren, ist unter anderem der Eitorfer Galeristin Carmen Vetere zu verdanken.

In Troisdorf will man Menschen erreichen, die sonst nicht ins Museum gehen

Sie stellt seit vielen Jahren Arbeiten des Künstlers aus und erfuhr, dass mit Euskirchen eine geplante Station des Projekts ausgefallen war. Es gebe aber auch an der 15. Station nicht einfach dasselbe wie anderswo, betonten Webel und Vetere. „Es wird für jede Stadt neu entwickelt“, sagte Vetere am Donnerstag.

In Troisdorf gehe es darum, Menschen zu erreichen, die vielleicht nicht ins Museum gingen. Die Aktion vor der Burg, so hofft sie, könne das Flair der Bildhauerworkshops erleben lassen, das in den 80er Jahren mehrfach über Wochen durch die Stadt wehte. „Ich freue mich so“, kommentierte sie den Aufbau auf dem von ihr so geschätzten Platz in Troisdorf; in Webels Skulptur „Monami“ sei sie regelrecht verliebt.

Eine Vielzahl von partizipativen Kunstprojekten hat Manfred Webel in seiner künstlerischen Laufbahn schon angestoßen und begleitet; „Bitte berühren!“ werde auch nicht sein letztes sein, kündigte der Künstler an. „Ich habe viele Ideen“, sein zentrales Thema sei dabei immer: „Wie kann man als Künstler seinen Beitrag leisten für eine menschliche Gesellschaft?“ In Vorbereitung ist ein internationales Projekt mit Vertretern verschiedener Disziplinen, mit seinen „Kompetenzen als Künstler“ will sich Webel für die Demokratie stark machen.

Galeristin aus Eitorf bietet Führungen an

Die Aktion „Bitte berühren, Troisdorf!“ wird am Sonntag, 8. September, um 13 Uhr offiziell eröffnet. Schon tags zuvor wie auch am 8. September, am 14., 21. und 22. September wird die Galeristin Carmen Vetere jeweils um 13 Uhr bei einer Führung Interessierte mit den verschiedenen Bewegungsskulpturen vertraut machen.

Das Mitmachatelier ist täglich von 12 bis 17 Uhr geöffnet, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Gruppen wie Schulklassen können eigene Termine an den Vormittagen verabreden, Künstler Manfred Webel ist für Vereinbarungen unter 0171/844 99 88 zu erreichen.