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Kühe vom GolfplatzSchülerinnen des Kunstkollegs Hennefs restaurierten „Berta“ in einer Projektwoche

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann und frei Frauen neben einer bunt bemalten Kuh-Figur

Das Kunstkolleg Hennef will die drei Kühe des Golfclubs Rhein-Sieg restaurieren, die erste ist jetzt fertig. Golfclub-Manager Stephan Axer, die beiden Schülerinnen Amelie und Maria sowie LK-Lehrerin Dr. Helga Stoverock (v.l.)

Seit den 1990er-Jahren sind die drei Werke der Künstlerin Andrea Hochstrat Marken des Golfclubs Rhein-Sieg am Haus Dürresbach in Hennef.

Was für den einen ein Hilferuf, ist für die andere ein verlockender Anruf. Stephan Axer, Manager des Golfclubs Rhein-Sieg, hatte sich an Ulrike Schlie vom Rhein-Sieg-Akademie Kunstkolleg Hennef gewandt. Die drei Kühe der Künstlerin Andrea Hochstrat stehen am Haus Dürresbach zwischen Loch 18 und dem Clubhaus, und das seit ungefähr 30 Jahren. Sie waren schlichtweg in die Jahre gekommen, der Lack war im Wortsinn ab, zumindest an manchen Stellen.

Auf allen möglichen Wegen versuchten Vorstand und Management, Kontakt mit Hochstrat aufzunehmen – doch ohne Erfolg. Und so kam es zu besagtem Hilferuf. Schlie machte sich mit der Koordinatorin für Kunst-Leistungskurse, Dr. Helga Stoverock, auf den Weg nach Söven. Beide schauten sich die auffälligen Tierfiguren an, die Wahrzeichen der Hennefer Golfer sind. „Wir machen die wieder schön“, versprach Schlie.

Maria und Amelie stopften Löcher und mischten die Farben an

Maria und Amelie, beide 17 Jahre alt sind, kümmerten sich um Kuh Nummer 1, die rote. Die beiden Schülerinnen der Q 1 erledigten den Job während einer Projektwoche ihres Leistungskurses. „Es war sehr vielfältig“, erinnerte sich Amelie bei der Rückgabe auf dem Golfplatz. „Wir haben viel gelernt bei der Restaurierung.“ Ihre Mitstreiterin Maria ergänzte: „Das hat viel Spaß gemacht.“

Eine bunt bemalte Kuh steht auf einer Wiese.

Kuh Nummer drei steht noch auf der Wiese am Clubhaus, sie wird als letzte restauriert.

„Wir haben zunächst Löcher gestopft mit dem Glasfaserkunststoff“, führte Amelie weiter aus. An einer Stelle muss wohl, so wie es aussah, ein Golfball hineingeflogen sein. Sie haben viel mit Farbe experimentiert. Denn Ziel war es, den Farbton möglichst genau zu treffen. Zuerst aber stand an, die Kuh sauber zumachen und Fotos zu machen.

Das war etwas Neues in der schulischen Routine.
Maria (17), Schülerin des Rhein-Sieg-Akademie Kunstkollegs

Insgesamt fünf Tage haben sie daran gearbeitet, vier an der Kuh selbst, einen an der Dokumentation. Viel Zeit habe die Trocknung von Farbe, Spachtel und Harz in Anspruch genommen. Auch wenn ihre Berufswünsche andere sind - Maria will etwas mit Architektur machen - hat sie viel daraus gezogen: „Ich wollte das mal gesehen haben, das war etwas Neues in der schulischen Routine.“

Viele Schülerinnen und Schüler sind vorbei gekommen, während wir restauriert haben, sagte Amelie. Die Fünftklässler haben sie schließlich Berta getauft. Manager Axer versprach, dass sie den Namen behalten wollen.„ Übrigens, ein berühmter Golfschläger aus den Vereinigten Staaten heißt Big Berta“, wusste er zu erzählen.

Die Oberfläche der Kuh ist aufgeplatzt, deutlich sind Risse zu sehen.

Die Schäden sind in den vergangenen Jahrzehnten entstanden nud werden jetzt aufwändig beseitigt.

Schlie berichtete, dass sowohl beim Abschluss der zehnten Klasse wie beim Sommerfest die rote Kuh ein beliebtes Fotomotiv gewesen sei. Sie stand draußen im Gras, mit einem Plakat, dass die Kooperation erklärte. Wir mussten aber immer wieder darauf hinweisen, dass sie nicht beklettert werden darf, so die Pressesprecherin und Lehrende, sowohl des Kunstkollegs wie der Rhein-Sieg-Kunstakademie.

Mitgliedern wie Mitarbeitern sind die drei Kühe ans Herz gewachsen

Axer wiederum beschrieb noch einmal die Geschichte der drei Tierfiguren. Der Golfclub hatte sie in den 199034-Jahren geschenkt bekommen. Seither standen sie im Freien. Mitgliedern wie Mitarbeitern waren sie ans Herz gewachsen. „Sie sind so etwas wie ein Aushängeschild“, erklärte er, „Gäste wissen immer, Hennef, das ist doch der Platz, wo die Kühe sind.“

Da die Versuche, mit der Künstlerin Kontakt aufzunehmen, scheiterten, befragte die Clubführung die Mitglieder. Schnell kam die Idee auf, das Kunstkolleg anzufragen.„ Jeder, der die Kombination gehört hat, hat sich darüber gefreut. Das passte alles gut zusammen“, so Axer. „Da war die Lust da, die Kühe neu zu machen, Ideen für Neues und doch der Wunsch, nah am Original zu bleiben.“

Nummer 3 steht noch auf der Wiese, Nummer 2 derzeit in der Aula des Kunstkollegs. Die ist noch mehr beschädigt und hat ein komplexeres Design, meinte Amelie. „Die Begabtenförderung unserer Schule wird das übernehmen“, versprach Stoverock. „Wir werden sie unterstützen“, ergänzten Amelie und Maria unisono. Wer sich übrigens für das Kunstkolleg interessiert, kann am Samstag, 28. September, von 10 bis 13 Uhr den Tag der offenen Tür an der Wehrstraße 143 bis 145 besuchen.