Vor 50 Jahren wurde der Siegburger Werner Kahmann Mitglied von Schalke 04, zur Jubiläumsfeier in der Kneipe „Jraduss“ kam auch ein Fußball-Promi.
Siegburger KneipeSchalke-Promi Klaus Fischer gratuliert treuem Fan zum 50-Jahr-Jubiläum
Seine Welt ist Blau-Weiß: „Ich hatte damals als Erster in Siegburg Schalke-Bettwäsche“, erzählt Werner Kahmann schmunzelnd. Vor 50 Jahren wurde er Mitglied, an diesem Tag kann der 73-Jährige mit einem prominenten Gratulanten über die große Vergangenheit fachsimpeln - und über die nicht allzu ruhmreiche Gegenwart. Zur Jubiläumsfeier in der Zanger Kneipe „Jraduss“ ist Klaus Fischer aus Gelsenkirchen angereist.
Werner Kahmann trägt unterm Jackett das aktuelle Heimspiel-Trikot, sein Handy-Display ziert das Vereinsemblem. Mit Wirtin Ute Herzog verbindet ihn die Leidenschaft für die traditionsreichen Kohlenpott-Kicker. Herzog, an diesem Festtag ebenfalls im Trikot, stammt aus Gelsenkirchen. Aber wie kam der Rheinländer auf Schalke?
„Der FC Köln hat mir nicht gefallen“, erzählt der Fußballbegeisterte, der einst in allen fünf Siegburger Clubs kickte: beim DJK, bei SSV 04, Wolfsdorf, Kaldauen und im STV, „auf allen Positionen außer Torwart“. Mit 42 hängte er die Stollenschuhe an den Nagel.
Als Achtjähriger schon schenkte er sein Fan-Herz den Königsblauen. Als Student wurde er Mitglied, hatte Jahrzehnte lang eine Dauerkarte, fuhr mit seinem ersten Auto, einem BMW 700, zu Heim- und Auswärtsspielen und übernachtete im Wagen. 1972 ein besonderer Höhepunkt: Schalke besiegt Kaiserslautern im Pokalendspiel 5:0, und Kahrmann gönnt sich ein Hotelzimmer in Hannover, die Rechnung über 25 Mark hat er neben dem Ticket in eine Kladde geklebt.
Mit dem Schalke-Promi Klaus Fischer fachsimpelt der Siegburger Fan über die aktuelle Misere
Die Liebesbeziehung war ein Auf und Ab, nach Niederlagen flossen auch Tränen, gesteht der Senior. Das war früher, „heute nimmt mich das nicht mehr so mit“. Man müsse realistisch sein, der Club steht finanziell dick in den Miesen, 180 Millionen Euro Schulden, „was soll da sportlich gehen?“ Es fehle die Qualität, stimmt ihm Klaus Fischer (74) zu, dem man seine bayerische Herkunft immer noch anhört, obwohl er 1971, frisch verheiratet, mit Ehefrau ins Ruhrgebiet zog. „Und heute lebe ich immer noch in Gelsenkirchen.“
„Wir leiden“, schildert der Jubilar, der aktuelle Kampf gegen den Abstieg aus der Zweiten Bundesliga sei oft ein Krampf. „Wir sind Weltmeister - im Trainerwechsel.“ Nichtsdestoweniger: Die Ehrennadel, die Urkunde mit der goldenen 50, die Stofftasche mit dem Schalke-Emblem und die Flasche Knappen-Gin bekommen bei ihm daheim Ehrenplätze. Auch wenn niemand aus der Familie sich für Fußball interessiere. Vielleicht, überlegt Kahmann, bleibe der Hochprozentige auch im „Jraduss“: „Ich trinke nur Bier.“
Klaus Fischer plaudert gestenreich noch ein wenig über Glanzzeiten, legendäre Fallrückzieher, glückliche Siege und unglückliche Niederlagen, dann folgt eine Filmaufnahme für die Schalke-Medien. Der leidgeprüfte Fan beteuert seine Treue. Er habe einst sogar Klubanteile erworben, gegen den Rat seiner Anlageberaterin. Kein Investment, sondern eine Herzenssache, betont Kahmann: „Die behalte ich.“