Kein neues PersonalSiegburger Stadtbibliothek wird 2025 zur „Open Library“ – Das ändert sich

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Eine runde Servicetheke in einer Bücherei

Die Stadtbibliothek Siegburg wird technisch auf den Betrieb als Open Library vorbereitet

2023 hat die Bibliothek 250.000 Besucherinnen und Besucher gezählt. Die Zahl soll mit dem neuen Konzept steigen.

Seit dem 19. Mai war die Stadtbibliothek geschlossen. Das war nicht nur für Bücherwürmer eine lange Zeit, sondern auch für Schüler, die sich zum Lernen treffen, für Spielerunden, Cafégäste, Lesungsbesucher und viele mehr.

70.000 Medien hat die Siegburger Stadtbibliothek im Angebot

Für viele Siegburger und Gäste von außerhalb ist die Bücherei zu einem zweiten Wohnzimmer geworden, mit Aufenthaltsqualität und nicht zuletzt mehr als 40.000 Medien, Büchern, DVDs, Hörbüchern, Spielen, Comics, Magazinen, Sprachkurse, Konsolenspielen und weiteren 30.000 Online-Medien.   

Eine Säule mit einem Druckknopf und eine neue, weit aufschwingende Flügeltür sind äußere Hinweise darauf, dass in der Bibliothek große Veränderungen anstehen, über die sich viele Nutzer freuen werden: Denn die Tür, neue Verbuchungsterminals und Überwachungskameras sind nötig, damit der Betrieb ab Januar als „Open Library“ laufen kann.

„Wir erweitern die Öffnungszeiten, ohne dazu neues Personal zu brauchen“, erläutert der Leiter der Bibliothek Thomas Druwe. Im kommenden Jahr werde täglich bis auf montags von 8 bis 20 Uhr geöffnet sein, Fachpersonal allerdings nur zwischen 10 und 17 Uhr vor Ort sein.

Morgens und Abends wird in der Siegburger Bücherei nur noch eine Aufsicht vor Ort sein

Morgens und abends gebe es dann nur eine Aufsicht, das gehe aus Brandschutzgründen nicht anders.  „Werden Sie durch Maschinen ersetzt?“, das sei er in der letzten Zeit oft gefragt worden, schildert Druwe, worauf er regelmäßig „Nein, natürlich nicht“, antworte.     

Ein Mann in einem blauen Pullover vor einer Bibliothek

Bibliotheksleiter Thomas Druwe vor der neuen Türanlage

Gleich an der zentralen Theke wurde ein neues Terminal für Selbstverbucher eingerichtet. Eine weitere Rückgabestelle gibt es zusätzlich zu den bewährten Automaten, an denen außen und innen Bücher zurückgegeben werden können. Es gibt ein Regal für vorbestellte Medien, später soll ein großes Leitsystem mit Touchscreen folgen.   

In einer Nische neben dem Haupteingang kommt ein neuer automatisierter Abholautomat für Bücher aus der Fernleihe unter, das Prinzip vergleicht Druwe mit den Packstationen der Post. Drei Schließfächer mussten dazu weiter ins Innere der Bibliothek umziehen.

Neuerungen mit den Nutzern gemeinsam entwickelt

Der Leiter betont, ihm sei wichtig, dass die Neuerungen für die „Open Library“ mit den Nutzern entwickelt worden seien. Entsprechend werde es später eine Evaluation geben, um festzustellen, was sich bewährt habe und wo nachgebessert werden müsse. 

330 000 Euro investierten die Stadtbetriebe in die Open Library, wobei allerdings Fördermittel vom Land fließen. „Damit erreichen wir mit Sicherheit noch mehr Menschen“, ist Druwe überzeugt. Im vergangenen Jahr habe die Bibliothek 250.000 Besucherinnen und Besucher gezählt. 

Überwachungskamera an der Wand einer Bücherei

Überwachungskameras spielen im Konzept für die Open Library eine wichtige Rolle, aber auch die soziale Kontrolle durch die Nutzer

Die erste Bauphase, so Druwe, sei jetzt abgeschlossen, für die zweite Phase im Oktober werde noch einmal geschlossen, allerdings lediglich für eine oder eineinhalb Wochen. Dann wird der provisorische Türöffner durch ein neues System abgelöst, das auch die Registrierung der Nutzer über den Bibliotheksausweis übernimmt.   

Druwe glaubt nicht, dass das System missbraucht wird, um etwa Medien zu stehlen. Andere Bibliotheken im Ausland hätten positive Erfahrungen mit dem Konzept gemacht. „Die Skandinavier haben das schon seit Jahrzehnten.“ Neben Registrierung und Überwachungskameras sei auch die soziale Kontrolle durch andere Nutzer wichtig. 

Bei der Gründung 1942 war Stöbern in der Siegburger Bücherei nicht drin

Auf ihrer Internetseite gibt die Stadtbibliothek einen Überblick über den technischen Fortschritt seit der Gründung 1942: Damals wurden Bücher an einem Schalter ausgegeben, „Stöbern? Fehlanzeige“, heißt es unter dem Jahreseintrag. Erst 1962 waren Bücher und andere Medien frei zugänglich, 1989 wurden die ersten Computer in Betrieb genommen, und 2001 wurde die Selbstverbuchung mit RFID-Technik (Radio Frequency Identification) eingeführt.    

Die Rückgabeautomaten gibt es seit zehn Jahren, 2019 fanden die ersten Team-Workshops für die Open Library statt, 2023 ein Werkstattgespräch mit Kundinnen und Kunden. 

Pünktlich wiedereröffnet wurde die Stadtbibliothek zu einem alljährlichen Mammut-Projekt, dem Sommer-Lese-Club, der fleißige Leser mit einem großen Finale im Cineplex und Leser-Oskars belohnt. Außerdem gibt es Workshops mit Bastel-, Foto- und Spielangeboten. Nähere Informationen und Anmeldung im Internet.   

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