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130 Jahre RadsportvereinAls sich Rudi Altig in Siegburg den Sieg holte

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Ein schwarz-weiß-Foto von Männern in Trikots und einem Fahrrad.

Der RV Siegburg feiert in diesem Jahr sein 130-jähriges Bestehen und kann auf eine bewegte und erfolgreiche Vereinsgeschichte zurückblicken. Unser Foto aus den 80ern zeigt einen Teil der RTF-Abteilung.

Am 19. Juli 1894 wurde der RV Siegburg gegründet. Seit 13 Jahrzehnten ist der Verein eine feste Größe im regionalen und nationalen Radsport.

Der RV Siegburg feiert in diesem Jahr sein 130-jähriges Bestehen und kann auf eine bewegte und erfolgreiche Vereinsgeschichte zurückblicken. Gegründet am 19. Juli 1894 von sieben begeisterten Radsportlern, hat sich der Verein über 13 Jahrzehnte hinweg als feste Größe im regionalen und nationalen Radsport etabliert. Ursprünglich waren Radtouren, Kunstfahren und Saalsport die Hauptaktivitäten des Vereins, doch bald folgten auch große Erfolge im Straßenradsport.

Trotz Unterbrechungen durch die beiden Weltkriege gelang es dem Verein immer wieder, neu durchzustarten. Ein bedeutender Meilenstein war 1964 die Ausrichtung der Deutschen Straßenmeisterschaft der Berufsfahrer, die rund 50.000 Zuschauer nach Siegburg lockte. Rudi Altig, einer der bekanntesten Radprofis jener Zeit, sicherte sich damals den Sieg. Dieses Ereignis festigte den Ruf des RV Siegburg als bedeutenden Veranstalter im deutschen Radsport.

Weltmeister und Olympiateilnehmer Klaus-Peter Thaler machte den Verein international bekannt

Ein weiterer sportlicher Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die erfolgreiche Rennsport-Ära in den 1970er Jahren, angeführt von Klaus-Peter Thaler. Der mehrfache Weltmeister und Olympiateilnehmer machte den Verein auch international bekannt und wurde zu einer Ikone des Radsports in der Kreisstadt. Durch seine sportlichen Erfolge bei WM und Olympia erlangte der Radsportklub weltweite Aufmerksamkeit.

Im Hallenradsport, insbesondere im Radpolo und Kunstradfahren, konnte der Verein ebenfalls glänzen. Die Sportlerinnen Susanne Maubach und Bärbel Winter errangen in den 1970er und 1980er Jahren mehrfach Deutsche Meistertitel und prägten den Verein nachhaltig. 1977 war Siegburg erstmals Austragungsort der Deutschen Schülermeisterschaft im Radpolo, ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Miriam Maubach erinnert sich: „Ich war 14, als ich Radpolo gespielt habe. Mit meinem Rad von damals wird heute noch gespielt.“

Ein schwarz-weiß-Foto von zwei jungen Frauen auf Fahrrädern.

Susanne Maubach und Bärbel Winter (v.l.) waren mehrmalige Deutsche Radpolo-Hallenradsportmeisterinnen in der Schüler- und Jugendklasse.

1980 folgte mit der Gründung der Radtouristik-Abteilung ein weiterer Schritt zur Vergrößerung des Vereins. Die Konrad-Adenauer-Gedächtnistour (jetzt: Rund um die Siegburger Abtei), die seit 1981 jährlich stattfindet, entwickelte sich zu einer der erfolgreichsten und bekanntesten Veranstaltungen in der Region und lockt regelmäßig Hunderte Teilnehmer an. Auch die Gymnastikabteilung, gegründet von Sibylle Maubach, wurde eine feste Größe im Vereinsleben und bot ein breites Angebot für alle Altersgruppen.

Miriam Maubach übernahm 1989 als erste Frau in der Vereinsgeschichte den Vorsitz des RV Siegburg

Herausragend war auch das Zweier-Kunstrad-Duo Dominik Schwamborn und Christian Seifert. Zwischen 1994 und 2002 waren die beiden überregional erfolgreich und nahmen regelmäßig an Landesmeisterschaften und an Deutschen Meisterschaften teil. Sie waren zu ihrer Zeit das beste männliche Zweier-Kunstradpaar in NRW.

„In allen Disziplinen haben wir ausgebildete Trainer und Betreuer, die die Akteure altersgerecht und leistungsmäßig ausbilden und trainieren. So bieten wir vom geselligen Rennradfahren bis zur nationalen Leistungsklasse auf der Straße und in der Halle alle Möglichkeiten des Radsportes an, die wir fördern und unterstützen“, so Vereinsvorstand Joachim Hofferek. Und weiter: „Wir bieten vereinseigene Rennräder für die kleinen Rennfahrer und Hallenräder für die Hallensportler an. Diese stehen zum Training und später auch zum Wettkampf zur Verfügung.“

Eine blonde Frau dreht Nummer auf einer Tafel um.

Miriam Maubach übernahm 1989 als erste Frau in der Vereinsgeschichte den Vorsitz.

1994, zum 100-jährigen Bestehen, feierte der Verein ein großes Jubiläum mit einer Radsportwoche, an der auch das Team Telekom und weitere international bekannte Sportler teilnahmen. Das Jubiläum wurde zu einem gesellschaftlichen Ereignis in der Region und festigte die Bedeutung des Vereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis.

Heute steht der Verein unter der Leitung von Miriam Maubach, die 1989 als erste Frau in der Vereinsgeschichte den Vorsitz übernahm. Sie führt die Tradition der starken Jugendarbeit und sportlichen Vielfalt fort. „Radsport für alle“ lautet das Motto, das Miriam Maubach und ihr Team aktiv fördern. Neben dem Leistungssport wird der Breitensport intensiv unterstützt, und die RTF-Abteilung ist heute die mitgliederstärkste Gruppe im Verein. „Sport mit Gleichgesinnten in der Gemeinschaft fördert nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch das soziale Wohlbefinden“, betont Maubach.

Der RV 1894 Siegburg blickt auf 130 Jahre voller sportlicher Erfolge, gesellschaftlicher Ereignisse und ehrenamtlichem Engagements zurück und zeigt, wie ein traditionsreicher Verein auch heute noch modernen Ansprüchen gerecht werden kann. Joachim Hofferek sagt: „Auch die Reiferen und Junggebliebenen wollen wir ansprechen und zu unserem Sport anregen. Denn Radsport kann von jedem bis ins hohe Rentenalter ausgeübt werden.“ Bis man 130 Jahre alt ist, liegt ihm beinahe auf der Zunge. Aber das hat bislang nur der RV 1894 Siegburg geschafft.