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Vor 140 Jahren gegründetMetzgerei Baum in Siegburg geht in die sechste Generation

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer hinter der Bedientheke einer Metzgerei.

Das 140-jährige Bestehen ihrer Metzgerei feiern Oliver Baum und sein Sohn Philipp.

14 Beschäftigte hat Metzger Oliver Baum in seinem Traditionsgeschäft, darunter zwei Azubis.

140 Jahre Metzgerei Baum, das hatte Oliver Baum als Vertreter der fünften Generation schon im vergangenen Jahr feiern wollen. Doch es hatte nicht sollen sein: „Zwei Verkäuferinnen waren plötzlich ausgefallen, da war an Feiern nicht zu denken“, erinnert er sich. Der allgegenwärtige Fachkräftemangel schlug auch auf das Siegburger Familienunternehmen durch. Sogar ein Verkaufstag, der Montag, musste gestrichen werden, konnte aber in diesem April wieder aufgenommen werden.

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und wer ab Donnerstag in das Geschäft am Markt kommt, wird feststellen, dass in den besonderen Angeboten beim Preis die Zahl 140 eine Rolle spielt.

Beschäftigungssituation hat sich für Siegburger Familienunternehmen Baum deutlich entspannt

Oliver Baum ist im verspäteten Festjahr guter Dinge; die Situation hat sich deutlich entspannt. 14 Beschäftigte zählt er derzeit, darunter zwei Auszubildende, einer in der Produktion, einer im Verkauf. „Das ist nicht selbstverständlich“, betont der 55 -Jährige, „da haben wir Glück gehabt.“

Allerdings habe er auch verstärkt für die Stellen per Anzeigen und im Internet geworben. Und eine Ausbildung in einem Familienbetrieb, in dem sich der Chef persönlich um die Lehrlinge kümmert, habe definitiv Vorteile.

Der Metzgermeister, den sein Vater schon mit in den Betrieb genommen hatte, konnte sich beruflich nichts anderes vorstellen, vor allem die Vielseitigkeit habe es ihm angetan, mit besonderen Erzeugnissen in Abhängigkeit zur Saison, zur Spargelzeit, zum Grillen im Sommer oder wenn Wild gefragt ist.

Beruf hat dem Siegburger Metzgermeister immer Spaß gemacht

„Jeder Tag ist anders“, so Baum, auch auf individuelle Kundenwünsche einzugehen, sei wichtig. „Mir hat das immer Spaß gemacht.“ Das Handwerk zu beherrschen und gleichzeitig innovativ zu sein, das habe er von seinem Vater gelernt.

Tradition haben, neben vielen Rezepten wie für die mehrfach prämierte Leberwurst, auch die Bezugsquellen: Geflügel bezieht Baum aus der Eifel, Rind und Schwein aus dem Sauerland. Für besondere Steaks greift er aber auch auf argentinisches Fleisch zurück. Bei eigenen Zubereitungen legt er Wert auf Naturgewürze statt vorgefertigter Mischungen

Für den Mittagstisch kocht Oliver Baum frisch nach bewährten Rezepten.

Besonders beliebt sei der Mittagstisch mit warmen Gerichten, den er schon vor Jahren einführte. Frisch zubereitet bietet er Hausmannskost wie etwa Kassler mit Sauerkraut, Hühnerfrikassee und Reis, einen Nudelauflauf mit Hack und Gemüse oder einen klassischen Rinderschmorbraten an. „Was Oma genau so gemacht hat, ist bei uns der Renner“, so seine Erfahrung.

„Unfassbar vielfältiger Beruf mit vielen Optionen“

Sogar die Unternehmensnachfolge ist geklärt, auch das ist für viele handwerkliche Betriebe keine Selbstverständlichkeit. Sohn Philipp ist mit 25 Jahren ebenfalls schon Meister. Auch er wirbt für den Beruf, der „unfassbar vielfältig“ sei und viele Optionen biete, auch in Bereichen wie Qualitätsmanagement und Hygiene.

Sehr anspruchsvoll sei die Meisterprüfung gewesen: Kaufmännische Aspekte kamen dort hinzu, aber auch Handwerkliches wie Platten anrichten und Dekorationen aus geschnitztem Gemüse. „Da habe ich fürs Leben gelernt.“ Seine Mutter Kerstin arbeitet in der Verwaltung der Firma mit, die Großmutter Ursula mit ihren 80 Jahren ebenfalls noch stundenweise.

Philipp Baum will Unternehmensnachfolge in der sechsten Generation antreten

Blick in das Ladenlokal an der Bahnhofstraße anno 1915, links Gründerehefrau Anna Braschos und Tochter Maria Baum (rechts).

Philipp Baum ist die sechste Generation der Metzgerfamilie, deren Anfänge auf das Jahr 1883 zurückgehen. Im September 1883 gründete sein Ur-Ur-Ur-Großvater Jakob Braschoß die Firma an der Holzgasse, die 1889 in die Bahnhofstraße 4 zog. Nach seinem Tod 1907 führten seine Witwe Anna Braschoß, Schwiegersohn Heinrich Baum und dessen Frau Maria Braschoß die Metzgerei weiter.

1913/14 wurde die neue Metzgerei an der Bahnhofstraße 4 gebaut, wo heute noch produziert wird. 1938 wurde der Betrieb an Heinrich Küpper verpachtet und 1966 nach einem Umbau von Heinz-E. Baum, einem Enkel von Heinrich Baum, wiedereröffnet.

1998 übernahm Metzgermeister Oliver Baum, der 2005 das Geschäft am Markt abermals umbaute. Sohn Philipp begann 2017 die Ausbildung, legte im Juni 2019 die Gesellenprüfung ab und bestand im Dezember des gleichen Jahres seine Meisterprüfung mit Auszeichnung.