Eine Siegburgerin soll von ihrem Mann massiv bedroht und verletzt worden sein. Bei der Polizei machte sie eine Aussage – vor Gericht nicht.
ProzessMann soll gedroht haben, Freundin mit Axt umzubringen – Siegburgerin will nicht aussagen
Dieser Heiligabend endete brutal für eine 37-jährige Frau aus Siegburg. Zur späten Stunde an Heiligabend 2022 soll ihr Lebensgefährte (27) mit ihr unter einem Vorwand in ein Waldstück in Ruppichteroth gefahren sein. Dort, so sagte die Frau später bei der Polizei aus, stiegen beide aus, er habe ihr gedroht, sie mit einer Axt, die er hervorgeholt habe, abzuschlachten.
Der Freund soll ihr vorgeworfen haben, sie betrüge ihn mit ihrem Fitnesstrainer. Beide stritten, er schlug ihr laut Anklage so heftig ins Gesicht, dass sie Frakturen an Augen und Nasenbein erlitt, dazu Hämatome und Würgemale. Als sich ein anderes Fahrzeug näherte, ließ der mutmaßliche Schläger von ihr ab, beide setzten sich wieder ins Auto, dabei soll er ihr die Armbanduhr abgerissen und mit Gesten angedeutet haben, er bringe sie um, wenn sie von dem Vorfall erzähle.
27-Jähriger sitzt seit mehr als einem halben Jahr in Untersuchungshaft
Anschließend soll er sie erneut aus dem Wagen gezerrt und ihr mit einem Teleskopschlagstock gedroht haben, sie solle ihre Untreue zugeben. Die Frau wehrte sich mit einem Griff in seine Genitalien und floh; kurz danach fuhr er mit dem Auto und ihrer Handtasche davon.
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Das Opfer erstattete am gleichen Tag Anzeige. Der Verdächtige wurde verhaftet und sitzt seitdem in Köln in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm schweren Raub, gefährliche Körperverletzung, Bedrohung und versuchte Nötigung vor.
Die Überraschung gab es jetzt in der Verhandlung vor dem Bonner Landgericht. Die Frau verweigerte als Zeugin die Aussage. Grund: Sie sei mit dem Angeklagten verlobt. Das Gericht wollte dies nicht so recht glauben und vernahm die Frau ausführlich. Sie schien gewusst zu haben, was auf sie zukam, denn sie hatte sich den Siegburger Rechtsanwalt Benno Grunwald als Zeugenbeistand mitgebracht.
Geschädigte Siegburgerin wollte vor Gericht keine Aussage mehr machen
Der hatte bereits am 1. März an die Polizei geschrieben, seine Mandantin habe kein Interesse mehr an der Strafverfolgung und ziehe die Anzeige zurück. Vor Gericht erzählte die Frau, sie und der Angeklagte hätten sich auf Instagram kennengelernt; bereits im September sei er aus Alfter in ihre Siegburger Wohnung gezogen. Sie wollten heiraten und sehen, ob das Zusammenleben klappt.
Am 6. April hätten sie sich in der Justizvollzugsanstalt Köln verlobt; sie schrieben sich beinahe täglich Briefe, und sie sei auch bereit, ihn in der JVA zu heiraten. Während die 37-Jährige das berichtete, schaute der Angeklagte sie mit einem „Alles-wird-gut“-Lächeln an.
Angriff in Ruppichteroth: Landgericht it auf zwei Zeuginnen angewiesen
Die Verlobte machte nach Rücksprache mit ihrem Anwalt vom Zeugnisverweigerungsrecht in umfassender Form Gebrauch: Sie sagt nicht nur nichts zur Sache, auch die Polizeibeamten, die sie nach dem Vorfall in Ruppichteroth vernommen haben, dürfen vom Gericht ebenso wenig gehört werden wie die Ärzte, die die Verletzungen der Frau behandelt hatten. Der Angeklagte selbst will sich schweigend verteidigen.
Die Kammer ist nun auf zwei Zeuginnen angewiesen, die das Geschehen mitbekommen haben sollen, sowie auf den Gutachter Professor Daniel Wittschieber, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Bonn. Er soll das Attest der Ärzte auswerten. Der Prozess wird fortgesetzt.