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KälteWie Initiativen im Rhein-Sieg-Kreis Obdachlosen durch den Winter helfen

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Essensausgabe von Siegburg hilft. Besonders bei Kälte ist ein warmes Essen wichtig.

Essensausgabe von Siegburg hilft. Besonders bei Kälte ist ein warmes Essen wichtig.

Zehn bis zwölf Anrufe gehen pro Nacht beim Kältetelefon ein.

„Die letzten Tage sind wirklich hart gewesen“, sagt Melanie Möchel von der Projektgruppe Soziales im Johanniterverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen. Seit zwölf Jahren leistet sie Hilfe für Menschen, die kein festes Zuhause haben. Das Kältetelefon der Johanniter bietet Passanten die Möglichkeit, hilfsbedürftige Obdachlose zu melden.

Geht dort ein Anruf ein, fährt die Projektgruppe zu den Betroffenen und hilft mit warmem Essen, Trinken und Kleidung. Damit ist es aber nicht getan: „Wir beginnen immer auch ein Gespräch mit den Betroffenen. Das ist die einzige Möglichkeit, zu erkennen, ob die Betroffenen noch wach und ansprechbar sind und auch merken, dass es für sie gerade gefährlich kalt ist“, schildert Möchel.

Einmal im Monat wird in Siegburg warme Kleidung gestrickt und an Obdachlose verteilt

Zehn bis zwölf Anrufe gehen pro Nacht beim Kältetelefon unter der Nummer 0151/196 326 10. ein. Das sei alarmierend, aber auch ein Zeichen dafür, dass das Bewusstsein in der Gesellschaft für das Problem von Wohnungslosigkeit steige, sagt Möchel. Die Projektgruppe arbeitet aktiv mit den Ordnungsdiensten der Städte zusammen und schaut am kommenden Tag noch einmal bei den Betroffenen vorbei, um in Notfällen umfangreicher helfen zu können.

Ein warmes Getränk oder Kleidungsstück kostet nur wenig Geld und hilft sofort
Angela Holtmann, „Siegburg hilft“

„Was aktuell auf den Straßen los ist, ist ganz, ganz furchtbar“, bestätigt Angela Holtmann, Gründerin und Erste Vorsitzende von „Siegburg hilft“. Die Initiative versorgt Obdachlose mit Essen, Pflegeprodukten und warmer Kleidung. „Zu fünft stricken wir einmal im Monat warme Kleidung, die wir dann zusätzlich draußen verteilen“, erklärt sie und appelliert an die Bevölkerung: „Es hilft, Obdachlose aktiv zu fragen, was sie brauchen, um durch die Nacht zu kommen.“ Die allermeisten gäben dann eine realistische Antwort. „Ein warmes Getränk oder Kleidungsstück kostet nur wenig Geld und hilft sofort.“

Jeden Donnerstag um 17.30Uhr organisiert der Verein „Siegburg hilft“ an der Frankfurter Straße 1-5 eine Essensausgabe. 40 bis 60 Menschen werden dort Woche für Woche versorgt. „Früher sind wir auch aktiv mit unserem Kältebus rausgefahren, leider ist der Motor defekt und wir haben bis heute noch keinen Ersatz gefunden“, ergänzt Holtmann.

Ordnungsamtsmitarbeiter achten in den Wintermonaten vermehrt auf Obachlose

In Troisdorf bietet das Café Koko Bedürftigen zwischen 9.30 und 14.30 Uhr eine Einkehr, eine warme Mahlzeit und die Möglichkeit, sich und ihre Kleidung zu waschen. Die Diakonie an Sieg und Rhein fokussiert sich mit dem Angebot gezielt auf suchtkranke Menschen in Notsituationen – das hänge dann oftmals auch mit Obdachlosigkeit zusammen, sagt Michaela Teigelmeister, Leiterin der Abteilung Suchthilfe. Wenn Wohnungslose ohne Suchtprobleme auftauchen, werden diese weitervermittelt – zum Beispiel an das Don-Bosco-Haus in Siegburg.

Denn Schlafplätze für Wohnungslose gibt es an der Luisenstraße 111 in Siegburg: Das Don-Bosco-Haus bietet 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag eine Notaufnahme über Nacht. Eine Schlafmöglichkeit für jeweils drei bis zehn Nächte erhalten diejenigen, die sich ab 18 Uhr in die Anwesenheitsliste eintragen. Die Notschlafstelle verfügt außerdem über einen von der Männerunterkunft getrennten Frauenraum mit drei Schlafplätzen.

Auch die Ordnungsämter fahren in den Wintermonaten mit einem geschärften Auge durch die Straßen, um Obdachlose im Ernstfall vor dem Erfrieren zu schützen. Wer sich also nicht traut, die Menschen direkt anzusprechen, kann sich neben dem Kältetelefon auch dort, oder im akuten Fall, bei den Rettungsdiensten melden.