Die Redner auf der Bühne betonten die Kraft der Solidarität und wandten sich gegen Rechtsextreme. Kabarettist Wilfried Schmickler fand scharfe Worte.
MaikundgebungGewerkschafter zeigen sich auf dem Siegburger Marktplatz selbstbewusst
Schon Tobias Agreiter vom DGB NRW gab die Richtung vor: „Mehr Geld, mehr Freizeit, mehr Sicherheit.“ Gegen Demokratiefeinde müsse es Stop-Schilder in den Betrieben und auf den Straßen geben. „Die AfD gehört in keine Talkshow“, erklärte er unter Beifall, „Faschisten wollen wir nicht in unseren Parlamenten.“
In die gleiche Richtung argumentierte auch Bürgermeister Stefan Rosemann in seinem Grußwort, nahm den Namen der Partei aber bewusst nicht in den Mund. Er nannte den 1. Mai einen Feiertag für die Demokratie und erinnerte daran, dass das Tarifvertragsgesetz im April noch vor dem Grundgesetz am 23. Mai 1949 unterzeichnet wurde.
Hauptredner im Kundgebungsteil war Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW. „Wir können stolz sein auf das, was in den letzten 24 Monaten passiert ist“, sagte er. „Wir haben überall ordentliche Entgelterhöhungen durchsetzen können.“
Die anstehenden Tarifrunden würden alle Einzelgewerkschaften offensiv angehen. „Wir müssen arbeitskampffähig sein“, so Giesler. Und er warnte:„ Wer das Streikrecht anpackt, kriegt es mit uns uns zu tun.“ Er beklagte eine verrohende Debattenkultur und forderte respektvollen Umgang miteinander ein.
„Demokratie braucht Debatten und Auseinandersetzung, aber da werden mir doch in den letzten Jahren zu oft Grenzen überschritten“, klagte der Bezirksleiter. Da sei der Aufstand der Anständigen angesagt. Klare Haltung gegen rechts, Einstehen für Europa, Verantwortung für den Frieden: „Wir stehen für Solidarität und Gerechtigkeit und für nichts anderes“, resümierte Giesler und kurz darauf: „Die AfD ist für eine Gewerkschafterin, eine Gewerkschafter nicht wählbar.“
Vor allem warteten die rund 1500 Kundgebungsteilnehmer aber auf Wilfried Schmickler, der seit fast 30 Jahren jeden 1. Mai in die Kreisstadt kommt. Er lobte die Band „Knapp daneben“ aus Siegburg: „In Köln, die haben so was nicht.“ Und dann machte er, wofür ihn das Publikum liebt, er redete Klartext, mit scharfer Zunge und klarer Kante.
Der ganze Dreck, der politisch ausgespuckt wird, führt dazu: „Die Rotze auslöffeln, das muss immer einer von der SPD.“ Überhaupt kein Verständnis hat er für die ganzen Wutbürger, die ihr Vertrauen verloren haben, nicht in die Deutsche Bank, Lidl oder die Energieversorger. „Nur wenn es um die politischen Parteien geht, werden sie zu Protestbürgern.“
„Politiker sind kein Freiwild“, betonte Schmickler. Der Souverän, das Volk, „hat nicht das Recht, jeden Respekt zu verlieren“. Dann lederte er gegen die beleidigte Schnuller-Schnute Friedrich Merz ab, gegen Christian Bambi Lindner. Der habe mal gesagt, lieber gar nicht als schlecht regieren. „Heute macht er beides.“
Mit seinen gewaltigen Wortkanonaden, seinen irrwitzigen Gedankenläufen begeisterte er die Menschen auf dem Marktplatz und verabschiedete sich bis zum kommenden Jahr. Die Bühne war frei fürs Familienfest, die Folkloregruppe Dost etwa, Karate- und Taekwondo-Vorführungen, den Clown Olli und zahlreiche andere Vereine.