Nach dem Tod zweier Feuerwehrleute bei einem Brand in einem Motorradladen berichtet der Leiter der Feuerwehr von schweren Stunden.
Tote Feuerwehrleute in Sankt AugustinKameraden und Angehörige standen Spalier für die Leichenwagen
Eine harte Nacht liegt hinter Sankt Augustins Stadtbrandinspektor Herbert Maur: Um 1 Uhr standen die Wehrleute und die Angehörigen der beiden toten Feuerwehrleute an Wache Niederpleis Spalier, als die Leichenwagen vorbeifuhren. Die sterblichen Überreste der 37-jährigen Feuerwehrfrau und des 36-jährigen Feuerwehrmannes waren am späten Sonntagabend von Einsatzkräften der Bonner Berufsfeuerwehr aus dem ausgebrannten Motorradladen geborgen worden.
„Ich kannte beide sehr gut, es waren Freunde, nicht nur Kameradinnen und Kameraden“, sagte Maur bei einer Pressekonferenz im Sankt Augustiner Rathaus. Er sei in Gedanken bei den Angehörigen der Verstorbenen, bei Kindern, Schwestern, Eltern und bei den Angehörigen der Feuerwehren.
Brand mit zwei toten Feuerwehrleuten in Sankt Augustin: Löschmaßnahme durch die Eingangstür
„Ich habe für mich gehofft, dass mir das in meinem Feuerwehrleben nicht passiert. Das muss man als Leiter der Feuerwehr und als Einsatzleiter erstmal wegstecken“, so Maur, der seit 43 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr ist.
Was zunächst wie ein Standard-Einsatz aussah, entpuppte sich als tödliche Falle. Die Gefahr war offenbar nicht abzusehen. Es sei weißer Rauch aus dem Gebäude gedrungen, beschreibt Maur, die Alarmierungsstufe sei erhöht worden, weil es sich um ein altes Gebäude an Hauptstraße gehandelt habe und wegen des heißen Wetters. Routinemäßig wurde nach seiner Auskunft der Brandherd lokalisiert und die Löschmaßnahme durch den Hauseingang begonnen.
Was danach geschah, ist nun Gegenstand der polizeilichen Untersuchungen. „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.“ Die beiden Getöteten, die zum ersten Angriffstrupp gehörten, seien top ausgebildete Feuerwehrleute gewesen.
Was alles in der Werkstatt des Motorradladen gelagert wurde, ist unbekannt
Ob es möglicherweise eine Verpuffung in dem Gebäude gab, konnte Maur nicht beantworten. Anwohner berichteten, sie hätten Knallgeräusche gehört. „Das kann aber auch das Dach sein oder platzende Reifen“, so Maur. Was genau in den Verkaufsräumen und der Werkstatt gelagert wurde, entziehe sich seiner Kenntnis.
In den nächsten Monaten werden die Feuerwehrleute die Tragödie und den gesamten Einsatz aufarbeiten, die Unfallkasse NRW unterstütze dabei, sagt er. „Hier hilft viel sprechen, sprechen, sprechen. Es ist wie eine Familie, aus der Kinder herausgerissen wurden“, beschreibt es der langjährige Feuerwehrleiter.
Feuer in Sankt Augustin: Zwei Feuerwehrleute sterben bei Brand
„Wir haben zwei freiwillige Feuerwehrleute verloren, während sie eintraten, um anderen zu helfen“, sagte er. Durch langjährige Einsatzerfahrung wüssten die Einsatzkräfte um das Risiko, das bei solchen verheerenden Bränden herrsche. „Und trotzdem ist gestern etwas Unfassbares passiert, etwas, das unsere Realität auf den Kopf stellt. Die Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin ist tief erschüttert, ich bin tief erschüttert.“
Psychosziale Unterstützung sogenannter PSU-Teams kam aus dem Umland: Weil unsere eigene Einheit selbst teilweise betroffen war", so Kreisbrandmeister Stefan Gandelau. Dennoch: „Was die seelische Seite angeht, können wir noch keine Aussage machen“, so Gandelau.
Sankt Augustin: Die leicht verletzten Feuerwehrleute wurden aus dem Krankenhaus entlassen
Die leicht verletzten Einsatzkräfte des Niederpleiser Löschzugs waren noch in der Nacht aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie wollten ihren toten Kameradinnen und Kameraden die letzte Ehre erweisen. „Das kann man gar nicht beschreiben, was da emotional in uns vorgegangen ist“, sagte Bürgermeister Max Leitterstorf, der in der Nacht mit den Angehörigen und Feuerwehrleuten an der Niederpleiser Wache stand. „Es wird lange dauern, bis alle in der Feuerwehr das werden fassen können.“
Die vielen Beileidsbekundungen, die die Sankt Augustiner Feuerwehr nach der Tragödie insbesondere von anderen Feuerwehren erreicht habe, zeigten, dass man sich aufeinander verlassen könne, sagte Gandelau. Die Stadt hat außerdem ein Spendenkonto eingerichtet.
Die Hauptstraße bleibt im Bereich des Brands erst einmal gesperrt, der Giebel des alten Gebäudes, das unter Denkmalschutz gestanden hatte, ist einsturzgefährdet. Er soll abgerissen werden.
Bewohner der benachbarten Häuser wurden von Stadt in Hotels untergebracht, wann sie in ihre Wohnungen zurückkehren können, müsse noch geprüft werde, so Leitterstorf.