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Januar 19452425 Bomben fielen auf den Flugplatz Hangelar in Sankt Augustin

Lesezeit 3 Minuten
Der Flugplatz Hangelar im Zweiten Weltkrieg, Blick auf die von deutschen Pionieren gesprengte Werft im Nordwestbereich des Flugplatzes. Heute ist das Gelände im Besitz der Bundespolizei.

Der Flugplatz Hangelar im Zweiten Weltkrieg, Blick auf die von deutschen Pionieren gesprengte Werft im Nordwestbereich des Flugplatzes. Heute ist das Gelände im Besitz der Bundespolizei.

121 Tonnen Bomben aus 65 Flugzeugen der Alliierten wurden über Hangelar abgeworfen.

„Bomber-Verband aus Richtung Osten im Anflug“, warnte der Melder die Soldaten. An einem Mittwoch um 13.10 Uhr begann der Tagesangriff auf den Flughafen Hangelar. Vor 80 Jahren, am 10. Januar 1945, wurden 121 Tonnen Bomben aus 65 Flugzeugen der Alliierten abgeworfen.

Johannes Ross, damals 16 Jahre alt und Luftwaffenhelfer, erlebte den verheerenden Angriff mit. „Beim Springen in die Deckungslöcher sah ich noch die ersten Bombeneinschläge, die wie ein ausrollender Teppich auf uns zukamen. Dann nur noch Detonationen, der Himmel verdunkelte sich, die Erde und der Unterstand bebten, es krachte und prasselte und wurde wieder ruhig. Alles höchstens zwei Minuten, die einem wie eine Ewigkeit vorkamen. Dann kam der nächste Bombenteppich und danach noch ein dritter. Zum Glück hatten wir nur einen Toten zu beklagen.“

Adolf Hitler kam kurz nach seiner Ernennung als Reichskanzler zum Flugplatz in Hangelar

Hartmut Küper beschreibt in den Beiträgen zur Stadtgeschichte von Sankt Augustin, wie der Flugplatz in den letzten Kriegsmonaten bombardiert wurde.

Der Flugplatz Hangelar im Zweiten Weltkrieg: Adolf Hitler landet auf dem damaligen Verkehrslandeplatz Hangelar am 19. Februar 1933

Der Flugplatz Hangelar im Zweiten Weltkrieg: Adolf Hitler auf dem damaligen Verkehrslandeplatz Hangelar am 19. Februar 1933

Die Nazis schätzten seine zentrale Lage im Rheinland. Am 30. Januar 1933 hatte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum neuen Reichskanzler ernannt. Keine drei Wochen später, am 19. Februar 1933, war der Naziführer auf dem Flugplatz zu sehen. Er war mit dem Auto nach Bonn gekommen, um im Hotel Dreesen zu übernachten. Von Hangelar aus startete Hitler um 9.15 Uhr nach München, wo er etwa zweieinhalb Stunden später eintraf. Am 20. Februar landete er gegen 16 Uhr wieder in Hangelar. Verkehrslandeplatz wurde er damals noch genannt.

General der Flieger Albert Kesseling (5. v. r.) nach seiner Ankunft in Hangelar im Mai 1939. Das Flugzeug ist eine JU 52 mit Kennzeichen D-AZAZ.

General der Flieger Albert Kesseling (5. v. r.) nach seiner Ankunft in Hangelar im Mai 1939. Das Flugzeug ist eine JU 52 mit Kennzeichen D-AZAZ.

Er war nicht der einzige Vertreter des NS-Regimes, der Hangelar nutzte. Joseph Goebbels, Hermann Göring und Heinrich Himmler wurden dort ebenso gesehen wie Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop und Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß. Nach Ausbruch des Krieges gegen Polen im September 1939 kamen dann vor allem höhere Offiziere der Wehrmacht nach Hangelar, etwa Fliegergeneral Alfred Kesselring.

2425 Bomben konnten den Flugplatz Hangelar in Sankt Augustin erneut nicht außer Funktion setzen

Der großflächige Angriff vor 80 Jahren folgte einem Bombardement des Flugplatzes am Heiligen Abend des Jahres 1944. Dieser war jedoch nicht so wirkungsvoll, wie es sich die Alliierten vorgestellt hatten. Schon am 27. Dezember war Hangelar wieder bedingt „nachtlandeklar“. Vermutlich setzten sie deswegen zum zweiten Angriff am 10. Januar 1945 an. Doch auch 2425 Bomben konnten Hangelar erneut nicht außer Funktion setzen.

Blick auf das Flugfeld in Hangelar im Oktober 1943 mit abgestellten Flugzeugen.

Blick auf das Flugfeld in Hangelar nach der Einnahme im März 1945.

Das Ende des Flughafens führten die Nazis zwei Monate später selber herbei. „Anfang Februar 1945 waren die Alliierten bis zum Rhein vorgestoßen, am 5. März war Köln eingenommen und am 7. März vollzog sich der Übergang über den Rhein über eine unzerstörte Brücke bei Remagen. Jetzt kam der Befehl, den Flugplatz aufzugeben“, berichtet Karl Schwambach, Flieger-Hauptingenieur in der Hangelarer Werft. Mit noch vorhandenen Fliegerbomben wurde das Rollfeld gesprengt und somit nicht mehr nutzbar gemacht.

Ein schnelles Nachrücken alliierter Einheiten sollte so erschwert werden. Alle abbaubaren Maschinen der Werft wurden ins westfälische Werl verlegt. Zuvor entließ Schwambach noch ordnungsgemäß alle weiblichen Angestellten des Flugplatzes wie Schreibkräfte und Karteiführerinnen.

Die militärische Nutzung des Flugplatzes endete am Morgen des 21. März 1945. Mit Panzerunterstützung nahmen ihn Soldaten der 78. US-Infantrie-Division „Lightning“ ein. Im östlichen Teil reichte der Flugplatz bis an den Ortsrand von Menden und das damalige Siegburg-Mülldorf heran. Die Nordgrenze war etwa mit der heutigen identisch, der Süden reichte bis zur Trasse der elektrischen Bahn