23 Jahre haben Bruno und Manuela Weber Gäste in der Niederpleiser Mühle bewirtet. Corona setzte dem Betrieb zu, Sonntag war der letzte Öffnungstag.
GastronomiePächterpaar verlässt nach 23 Jahren die Niederpleiser Mühle in Sankt Augustin
Im Alter von 27 Jahren haben sich Bruno und Manuela Weber selbstständig gemacht und der Gastronomie verschrieben. Im Haus Sonneck in Niederpleis bewirteten der Koch und die vormalige Beamtin ihre ersten Gäste. 2002 wechselten sie in die einen Kilometer entfernte Niederpleiser Mühle. Dort hatten der 63-Jährige und die 62-Jährige am Sonntag ihren letzten Arbeitstag.
„Der hauptsächliche Grund war Corona“, erklärt Manuela Weber, weshalb das Pächter-Ehepaar das historische Anwesen, auf dem es auch wohnte, nach 23 Jahren verlässt. Die Pandemie habe dem Restaurantbetrieb sehr geschadet, „wir hatten sechseinhalb Monate lang keine Einnahmen“.
Erhebliche Einbußen folgten beim Personal. In der Spitze gab es in der Niederpleiser Mühle fünf Köche und zehn feste Aushilfen. Am Schluss stand Bruno Weber, der auf eine „kreative leichte und deftige Landhausküche“ setzte, nur noch ein Koch zur Seite. „Wenn wir nur noch vier Hände in der Küche haben, kann ich nicht drei Räume bedienen“, sagt Manuela Weber. Gemeint sind „Hühnerstall“, „Schweinehaus“ und der Wintergarten. Ehedem konnten sich die Gäste auch noch in einem Biergarten niederlassen.
Die Webers mussten auf den Personalmangel reagieren. Montag, Dienstag und Mittwoch wurden Ruhetage. Ungebrochen beliebt war das Restaurant über alle Jahre insbesondere bei Hochzeitsgesellschaften. Direkt nebenan hat die Stadt Sankt Augustin eine Außenstelle des Standesamtes. Für die Brautpaare und Gäste waren es nur ein paar Schritte bis zur festlich gedeckten Tafel im schicken wie rustikalen Ambiente. Auch für Kommunion- und Konfirmationsfeiern wurden die Säle gern gebucht.
Stammgäste verabschiedeten sich mit liebevollen Worten vom Wirtepaar
Am Samstag wurden in der Niederpleiser Mühle ein 80. und ein 90. Geburtstag gefeiert, am Sonntag nochmal ein 80. Für den letzten Tag gab es außerdem Reservierungen für 65 Personen. Manuela Weber hatte allen Bescheid gesagt, dass eventuell mit einem begrenzten Speisenangebot zu rechnen sei.
Vielen Stammgästen sei es wichtig gewesen, sich zu verabschieden, auch wenn sie an den letzten Tagen nicht mehr zum Essen gekommen seien, erzählt sie. Es habe liebevolle Briefe und E-Mails gegeben. Das habe schon ein gutes Gefühl gegeben.
„Das Kochen für die Gäste“, sagt Bruno Weber, werde er vermissen. Indes ist die Rückkehr in eine Restaurantküche nicht ausgeschlossen, sondern sogar der Plan. „Wir haben vor, hier in der Gegend ein kleineres Lokal weiterzuführen“, sagt er. Konkret sind die Überlegungen noch nicht. Auf jeden Fall will das Ehepaar dem Rhein-Sieg-Kreis treu bleiben. Denn hier wohnt die Familie, die für die sechsfachen Großeltern jetzt erst einmal in den Vordergrund rückt.
Nachfolger für den Betrieb der Niederpleiser Mühle sind bereits gefunden. Wann die neuen Pächter nach einem Umbau eröffnen werden, steht noch nicht fest.