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Im Guide MichelinDarum schließt das Gasthaus Scheider Höhe in Lohmar Ende Mai

Lesezeit 3 Minuten
Daniel und Stephanie Lengsfeld aus dem Gasthaus Scheiderhöhe vor einer wand mit erlesenen Weinen.

Daniel und Stephanie Lengsfeld aus dem Gasthaus Scheiderhöhe hören Ende Mai 2024 auf.

Ehepaar Lengsfeld sieht zu wenig Basis für sein Konzept der gehobenen Küche.

„Wir hören hier auf, machen aber woanders weiter.“ Man hört keine Verbitterung in der Stimme von Daniel Lengsfeld. Und das trotz der schlechten Nachricht: Das hochgelobte Gasthaus Scheiderhöhe wird schließen. Er und seine Frau Stephanie stünden dem Projekt eines eigenen Restaurants dennoch weiterhin positiv gegenüber. „Am Freitag, 24. Mai 2024, gibt es das letzte Mal à la carte, am Samstag, 25. Mai 2024, die große Abschiedsparty“, kündigt Daniel Lengsfeld im Gespräch mit der Redaktion an.

Im Dezember hätten beide die fünf Jahre auf der Scheiderhöhe in Lohmar vollendet. Eine Verlängerung des Pachtvertrages sei aber nach langer Überlegung nicht infrage gekommen. „Wir sehen an dem Standort hier keine Perspektive für die Küche, die wir wollen“, erläutert Lengsfeld. Qualität für Produkte aus der Region habe ihren Preis. Es gebe zu wenige Kunden, die hierfür bereit seien. Lengsfeld wurde lange als Aspirant für einen Stern gehandelt.

Im Restaurantführer Guide Michelin ist das Gasthaus Scheiderhöhe in Lohmar auch zu finden

Im Guide Michelin ist seine Adresse schon zu finden. Dort ist zu lesen: „Das schöne bergische Fachwerk-Gasthaus ist ein Paradebeispiel für tolle Bistronomie, wie man sie heute liebt!“ Als Küchenchef des Adlon in Berlin sei er im Dezember 2019 nach Lohmar gekommen. An anspruchsvoller Gastronomie habe er sein Konzept ausgerichtet, diese habe aber nicht den Zuspruch gefunden, der benötigt werde, um das Restaurant weiterzubetreiben.

Das Restaurant Scheiderhöhe in Lohmar ist ein altes Fachwerkhaus.

Das Restaurant Scheiderhöhe in Lohmar schließt im Mai.

Ein weiteres Problem sei es gewesen, Fachpersonal zu finden. „Als wir hier anfingen, trat drei Monate später der erste Corona-Lockdown in Kraft“, erinnert er sich. Viele gut ausgebildete Menschen, die in der Gastronomie gearbeitet hätten, hätten sich dann umorientiert. Sie wieder für einen Beruf zu begeistern, an dem abends und am Wochenende gearbeitet werden müsse, sei nicht einfach. Aufgrund des Fachkräftemangels sei die Konkurrenz von Restaurants als Arbeitgeber in Köln oder auch Bonn groß, zudem dort auch die Arbeitsplätze praktischer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen seien.

Sterneküche und Frittenbude – In Deutschland fehlt in der Gastronomie der Mittelbau

Lengsfeld, der „mit 39 Jahren der Älteste im Unternehmen ist“, bestätigt, dass der Kampf um die Gäste auf dem Land in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden sei. „Wir wollten nicht das, was alle tun, auch machen.“ Ein Problem sehe er darin, dass in Deutschland der Mittelbau in der Gastronomie fehle. Es gebe Sterneküche und einfache Angebote. Dazwischen sei es häufig kulinarisch schwierig. Mit seinem Angebot, das diese Kundschaft im Mittelfeld anspreche, habe er es deshalb nicht leicht gehabt.

Durch das eher dörflich geprägte Umfeld seien auch wenig „Gäste gekommen, die einfach mal essen gehen wollen. Für zu viele waren wir ausschließlich das Restaurant für den besonderen Anlass“. Familiäre Feiern seien kein Problem gewesen, das Tagesgeschäft eher. Ein Problem seien auch die steigenden Nebenkosten gewesen. Die Mehrwertsteuererhöhung auf 19 Prozent habe verkraftet werden müssen, dazu noch die stark gestiegenen Energiepreise. Alles das habe es nicht einfacher gemacht, das Restaurant zu betreiben.

Stephanie und Daniel Lengsfeld aus Lohmar wollen auf jeden Fall weiter in der Region kochen und bleiben

Stephanie und Daniel Lengsfeld betonen, sie wollten auf jeden Fall in der Region bleiben. Sie fühlten sich hier wohl, seien privat glücklich und schätzten die rheinische Lebensart. Konkrete Pläne für ein neues Restaurant gebe es noch nicht, aber viele Ideen für eine mögliche Zukunft. Daniel Lengsfeld: „Wir nehmen uns jetzt einfach die Zeit, die es braucht, etwas Neues zu finden.“