AboAbonnieren

Corona im Rhein-Sieg-KreisFirma entwickelt Waschanlage für Einkaufswagen

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Der Einkaufswagen Waschtunnel

  1. Die Corona-Krise macht erfinderisch. Auch die Firma Ergo-Tek hat sich überlegt, wie sie während der Pandemie helfen kann.
  2. Dort wurde ein Hilfsmittel entwickelt und gebaut, das in Zukunft vor vielen Supermärkten zum Einsatz kommen könnte.
  3. Wie der „Einkaufswagen-Waschtunnel“ funktioniert und was für Möglichkeiten der Weiterentwicklung es gibt.

Ruppichteroth – Auf den ersten Blick entsteht der Eindruck, als könnten vor dem Edeka-Markt von Iris Jung im Huwil-Center an der Brölstraße jetzt auch abgetragene Kleider abgegeben werden. Der weiße Kasten, der seit einiger Zeit dort steht, mutet wie ein Sammelcontainer an. Die ersten Kunden sind aber schon eines Besseren belehrt. Sie holen sich einen Einkaufswagen, schieben ihn in den Kasten, desinfizieren sich die Hände und holen ihn an der anderen Seite wieder heraus – ebenfalls gereinigt und desinfiziert. Der „Einkaufswagen-Waschtunnel“ made in Ruppichteroth hat sein Dienst getan.

Entwickelt und gebaut worden ist der eher unscheinbare weiße Kasten gleich nebenan vom Huwil-Center im kleinen Gewerbegebiet bei der Firma Ergo-Tek. „Wir sind so etwas wie ein Start-up innerhalb der Happ-Gruppe“, erklärt Vertriebsleiter Dirk Wevelsiep. Eigentlich aufs Automatisieren von Produktionsabläufen spezialisiert, entwickelt er mit einem Team von Werkzeugmachern und Maschinenbauern jetzt Produkte, die in der Corona-Krise gebraucht werden, so auch den Einkaufswagen-Waschtunnel.

Den Prototyp verbessert

Wer die Idee hatte, lässt sich nicht genau klären. Iris Jung verweist an Dirk Wevelsiep und umgekehrt. „Das Problem mit verschmutzten Einkaufswagen gab es schon vor Corona“, räumt der Vertriebsleiter ein. Und irgendwo in Deutschland hatte ein findiger Handwerker einen Prototypen in einem Holzverschlag gebaut. „Das können wir nachhaltiger“, war sich Wevelsiep sicher, als er ein Foto sah.

Ergo-Tek Ruppichteroth, Vertriebsleiter Dirk Wevelsiep

Auf dem großen Whiteboard in seinem Büro entstand mit farbigen Filzstiften ein Grobkonzept für den Waschtunnel. Details wurden diskutiert und weiter verbessert. 3-D-Drucker kamen zum Einsatz. Das Team um Werkzeugbau-Leiter Alfons Schumacher entwickelte schließlich erste Formen für die Teile des Tunnels. Wo 40 Spritzgussmaschinen der Happ GmbH sonst Teile hauptsächlich für die Autoindustrie und Batterieproduktion in Großserien fertigen, liefen die Einzelteile für die Desinfektions-Straße für Einkaufswagen vom Band. Inzwischen liegen für die Maschine Freigaben und Zertifikate unter anderem vom Tüv Rheinland vor.

Das könnte Sie auch interessieren:

Den Prototyp stellte Wevelsiep bei Iris Jung auf. Dort schiebt der Kunde den Wagen per Hand durch die von einer 12-Volt-Batterie betriebene Waschstraße. Auf dem Zeichenbrett ist aber schon eine Variante fertig, die die Wagen selbst einzieht und am Ende wieder freigibt. Statt einzelner Einkaufswagen kann sie ganze Reihen reinigen und desinfizieren, wie sie unter anderem bei großen schwedischen Möbelhäusern stehen. Eingesetzt wird dabei Fördertechnik, die ErgoTek längst bei anderen Prozessen, zum Beispiel bei der Fertigung und Kontrolle von Kleinteilen einsetzt. Während der Prototyp bei Edeka abends mit einem im Einzelhandel gängigen Stapler in den Laden gefahren wird, würde die größere Variante fest montiert.

Dirk Wevelsiep arbeitet bei der Happ-Tochter ErgoTek seit dem Umzug vom ursprünglichen Firmensitz ins neue Gewerbegebiet vor rund einem Jahr. Ulrich Berg, den er seit der Schulzeit kennt, neben Claudia Happ Geschäftsführer der Ruppichterother Gruppe, holte den gelernten Nachrichtentechniker und Tüftler nach Ruppichteroth, um das Start-up ans Laufen zu bringen. Die Corona-Krise sieht der Uckerather Wevelsiep inzwischen auch als Chance, die Happ-Gruppe ein wenig unabhängiger von der Autoindustrie zu machen. Weitere Produkte seien in Vorbereitung, deutet er vielversprechend an.