Niedrigwasser im RheinBetrieb der Niederkasseler Rheinfähre ist „am Limit“
Niederkassel – „Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“ wünsche ich Lotfi Sattay zum Abschied. „Oh ja, dringend“ bedankt er sich. Mehr Wasser, als der Rhein zurzeit führt, kann er gut brauchen. Dabei hat sein Schiff gar keinen Kiel: Der 53-Jährige steht seit Juni 2016 am Steuer der Rheinfähre zwischen Mondorf und Graurheindorf.
Noch pendelt die „Christophorus“ ohne Einschränkungen. Mit nur 1,20 Meter Tiefgang wird sie auch nicht so schnell stranden, obwohl sich der Bonner Pegel langsam der Rekordniedrigmarke von 2018 nähert. „Das waren 16 Zentimeter weniger als heute“, sagt Sattay; 79 Zentimeter meldete am Freitag die Messstelle in Bonn.
Niederkassel: Fährführer sieht Betrieb wegen Niedrigpegel am Limit
Vor vier Jahren habe er noch gedacht: „Das erlebst du in den nächsten 50 Jahren nicht noch einmal“, erzählt Sattay, der Friseur gelernt hat, 16 Jahre bei Huwil in Ruppichteroth arbeitete und in der Lux-Werft Gabelstapler steuerte, bevor er 2010 zunächst als Kassierer auf der Fähre anheuerte. „Wenn wir wegen Niedrigwasser nicht mehr fahren könnten, wäre das historisch“, sagt er. Dabei bremste im Juli 2021 noch Hochwasser für Tage die Fähre aus.
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Auch jetzt sieht Sattay den Betrieb „am Limit“: Die Rampen werden zu steil, außerdem müssen die Sockel der Bug- und Heckrampen auf dem Beton des Anlegers aufliegen, sonst ist eine sichere Nutzung nicht mehr möglich.
Viel Spielraum ist nicht mehr da, dabei haben die Fährbetreiber von der Lux-Werft das extreme Niedrigwasser von 2018 genutzt, um die Betonrampen am Ufer zu verlängern. Feinarbeit ist also geboten beim Anlegen. Am Freitag liegt die Rampe am Bonner Ufer korrekt, wenn die niederländische Flagge an der linken Rampenspitze über der Kreuzung zweier Risse im Beton flattert. Aber auch beim Ablegen ist vieles zu beachten.
Fähre Niederkassel: Sensibler Umgang mit dem Gashebel ist gefragt
„Wir fahren nach Bedarf“, sagt Sattay. Und erst dann, wenn es die „Längsschifffahrt“ auf dem Rhein erlaubt. 400 Meter Abstand sind zum bergfahrenden Verkehr einzuhalten, das Doppelte bei zu Tal fahrenden Schiffen. Erst wenn die Strecke frei ist, steuert Sattay die Fähre in den Strom. Statt in der Flussmitte zu warten und sich gegen die Strömung zu behaupten, lässt er lieber die Rampe unten, nimmt Spätankömmlinge mit. Doch auch am Ufer nehmen die Schiffe im Strom Einfluss.
„Die ziehen uns unheimlich viel Wasser weg“ – eine weitere Herausforderung für die Fährmannschaft, wenn der Pegel ohnehin so niedrig ist. Und zu guter Letzt muss der Mann am Steuer auch noch darauf achten, dass er im extrem flachen Wasser nicht zu viel Kies aufwirbelt, der die Schiffsschrauben beschädigen könnte.
Sensibler Umgang mit dem Gashebel ist hier gefragt. Überhaupt nicht langweilig sei die Pendelei über den Fluss, versichert Lotfi Sattay denn auch glaubhaft. „Es gibt immer etwas Neues, dann sieht man zwischendurch die Leute.“ Außerdem habe er „immer ein Verführer“ werden wollen, sagt der fröhliche Mann lachend. „Und jetzt bin ich ein Fährführer.“