„Etliche werden aufgeben“Viele Betriebe im Rhein-Sieg-Kreis sind der Insolvenz nahe
Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Viele Einzelhändler in der Region Bonn/Rhein-Sieg kämpfen um ihre Existenz – auch wenn ihnen die derzeit vergleichsweise niedrigen Corona-Infektionszahlen zumindest vorübergehend eine kleine Atempause verschaffen.
„Zwar hat sich die Situation durch die gelockerten Corona-Regeln und die steigenden Umsätze durch eine Rückkehr zum Normalbetrieb sowie durch Nachholkäufe entspannt“, räumt Tanja Kröber ein, die Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. Doch die coronabedingten Ausfälle, nicht verkaufte Waren, aufgezehrte Kapitalreserven und Nachforderungen von Lieferanten und Vermietern hätten viele Betriebe mittlerweile an den Rand der Insolvenz gebracht, sagte Kröber am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der IHK zu Lage des stationären Einzelhandels in der Region.
Verkaufsoffene Sonntage könnten dem Einzelhandel helfen
„Etliche Händler haben bereits aufgegeben oder werden es bald tun.“ Als eine wesentliche Ursache für die schwierige Lage der Branche hat die IHK den Online-Handel ausgemacht, der in den Monaten der Pandemie weiter deutlich zugelegt habe, obwohl der Einzelhandelsumsatz in NRW im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,3 Prozent zurückgegangen sei. Hinzu komme, dass zuletzt weniger Kunden in die Innenstädte gekommen seien, weil sie angesichts der Pandemie große Menschenansammlungen mieden.
Diese Entwicklung zeigt sich nach Angaben von IHK-Geschäftsführer Stephan Wimmers vor allem in Bonn, in abgeschwächter Form aber auch in den Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises, im Straßenbild. Der stationäre Einzelhandel habe viele Ladenlokale aufgegeben, die nun von Gastronomen und Dienstleistern, mitunter aber auch als Wohnungen genutzt würden. Vor allem die Zahl inhabergeführter Geschäfte habe – auch wegen hoher Ladenmieten und fehlender Unternehmensnachfolger – weiter abgenommen.
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Die IHK appelliert an Kommunen, Einzelhandel, Gastronomie und andere Interessierte, stärker zusammenzuarbeiten, um die Zukunft des Einzelhandels in der Region zu sichern. Sie sollten verhindern, dass der Autoverkehr weiter aus den Innenstädten verdrängt werde.
Unterstützung brauche der Einzelhandel auch, so Kröber, wenn es darum gehe, Aufmerksamkeit durch Veranstaltungen zu schaffen – etwa durch verkaufsoffene Sonntage. Gesetzliche Restriktionen, deren Einhaltung etwa von der Gewerkschaft Verdi regelmäßig eingeklagt werde, seien da wenig hilfreich. „Damit die Händler zeigen können, was sie bereithalten, bedarf es attraktiver Veranstaltungen. Dann kommen die Menschen in die Städte. Hier sollten Stadt und Kommunen den Gewerbetreibenden genehmigungsfreudig zur Seite stehen“, fordert die IHK-Vizepräsidentin.