Erfolgreicher Unternehmer in AsienNiederkasseler braut Craft-Bier in Kambodscha
Niederkassel/Phnom Penh – Manchmal kommt alles ganz anders als geplant. Als Bernd Kirsch vor Jahrzehnten seine Brauerlehre in Köln-Müngersdorf begann und 1994 schließlich Braumeister wurde, hätte er wohl nicht gedacht, dass er 27 Jahre später eine Brauerei in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh besitzen würde. Gemeinsam mit seinem Sohn Connor Cheney Kirsch stellt er Bier in Asien her. Und er berät Brauereien in der ganzen Welt.
Den Einstieg in die Bierbranche fand der heute 53-Jährige, der aus Niederkassel-Rheidt stammt, schon in jungen Jahren in einem Schülerpraktikum bei der Sion-Brauerei. Sein beruflicher Werdegang führte ihn später unter anderem ins Siegburger Brauhaus und nach Hannover. Außerdem leitete er eine Zeit lang eine Rösterei, außerdem eine Limonadenfabrik in Offenbach.
In Hannover eröffnete Kirsch, der zusätzlich zur beruflichen Ausbildung auch Betriebswirtschaftslehre studiert hatte, eine eigene Brauerei mit Gasthof und begann, andere Brauereien zu beraten. Dafür gründete er das Unternehmen BeerPro Import/Export. Seine Arbeit führte ihn zu Brauereien in Europa, Asien und Südamerika, auch zur Ganzberg-Brauerei nach Phnom Penh. Das war Ende 2010, angelegt war dieses Projekt auf ein halbes Jahr.
„Wir bekamen das Ganze sehr gut und sehr schnell ans Laufen“, erinnert sich Kirsch. In kurzer Zeit sei er in der Szene bekannt geworden. Vor Ort habe er sich der deutschen Community angeschlossen. „Irgendwann kam dann die Frage, ob ich noch ein Jahr dranhängen will.“ Das tat er, und das immer wieder. Aus dem Jahr wurden Jahre.
Der Deutsche gründete eine eigene Brauerei in der Factory Phnom Penh, einem Geschäftszentrum. Sein Sohn Connor ist für Marketing und Werbung zuständig. Unter dem Markennamen „Two Birds“ brauen sie sechs Craft-Bier-Sorten, die sie Timeless Lager, German Wheat, Mighty Stout, Colonial IPA, Mango Cider und Snake Bite genannt haben. „Two Birds ist Event-Gastronomie“, erläutert Kirsch. In der Brauerei mit Bewirtung finden Konzerte und Feiern statt. „Das sollte ein richtiger Partyschuppen werden.“ Die Geschäfte seien durchaus gut gelaufen, berichtet der Braumeister und Unternehmer.
Neues Konzept: Bier-Yoga
Sein Sohn war es, der mit der Idee für ein neues Konzept um die Ecke kam, das nichts mit Partyschuppen zu tun hat. Die Kirschs bieten inzwischen Bier-Yoga an. Unter Anleitung einer professionellen Yogalehrerin üben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Yoga mit einem Bierglas in der Hand. Auch wenn das nach reinem Spaß klingt, handele sich um ernsthaftes Yoga, bekräftigt Kirsch. Man muss ein Bierglas festhalten oder an den Nachbarn oder die Nachbarin weitergeben.
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„Ich habe das am Anfang belächelt, aber bald schon war die Bude ständig voll“, erzählt Kirsch. Zwischendurch genehmigten sich die Bieryogis den einen oder anderen Schluck. „Irgendwann sind zwei oder drei Gläser weg, dann sind die Menschen komplett entspannt“, beschreibt Kirsch lachend die Szenen. Er selbst hat es auch ausprobiert: „Ich hatte Muskelkater wie verrückt.“
Seine Familie sei sehr glücklich in Kambodscha, auch wenn ihm das Siebengebirge fehle. Zwar genieße er es, jeden Tag bei 28 Grad und blauem Himmel aufzuwachen. „Aber manchmal fehlen mir auch die Jahreszeiten.“ In den vergangenen Jahren sei er etwa einmal im Jahr in Niederkassel gewesen. Auch wenn die Corona-Lage in Kambodscha weniger dramatisch gewesen sei, sei der letzte Besuch in Deutschland schon etwas länger her. Irgendwann wenn er über 60 sei, könne er sich vorstellen, zwischen Deutschland und Kambodscha hin und her zu pendeln.